06.01.2013 Views

National Experiences - British Commission for Military History

National Experiences - British Commission for Military History

National Experiences - British Commission for Military History

SHOW MORE
SHOW LESS

Create successful ePaper yourself

Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.

ne u t r a l e r lu f t r a u m. die en t w i C k l u n g u n d zä s u r e n d e r Ös t e r r e i C H i s C H e n lu f t s t r e i t k r ä f t e ... 47<br />

Als sich am 7. September 1968 die Lage für Österreich nochmals zuzuspitzen<br />

schien, wurde eine neuerliche Alarmierung befohlen. 66 Obwohl sich nun die Bedrohungswahrnehmung<br />

direkt auf den Luftraum richtete, erfolgte kein Kampfflugzeug-<br />

Einsatz mehr. Stattdessen band man das, was von der Luftraumverteidigung noch<br />

übrig war, am Boden, indem man Fliegerabwehr- und Panzerverbänden „[…] nicht<br />

die Bekämpfung anlandender sondern bereits angelandeter Feindteile“ 67 befahl.<br />

Insgesamt war es in der Zeit von 21. August bis 17. September laut Meldungen zu<br />

55 Luftraumverletzungen durch insgesamt 68 Luftfahrzeuge gekommen, die Dunkelziffer<br />

dürfte jedoch weit höher liegen. 68 Diese zahlreichen Verletzungen der österreichischen<br />

Souveränität machten jedoch auch die Hilflosigkeit beziehungsweise<br />

die Ohnmacht der österreichischen Luftraumverteidigung sichtbar, denn weder<br />

Fliegerabwehr als auch Kampfflugzeuge konnten der Vielzahl an Einflügen etwas<br />

entgegenstellen. 69 So erscheint folgende Aussage des Bundesministers Georg Prader<br />

als fern jeglicher Realität:<br />

Wir hätten sie jederzeit herunterholen können. Allerdings schießen wir nicht gleich, da<br />

sich hier sehr ernste Konsequenzen ergeben. Nur wenn trotz Protests diese Einflüge kein<br />

Ende genommen hätten, dann hätte sich die Regierung über weitere Maßnahmen Gedanken<br />

machen müssen. 70<br />

Die Folgen des Einsatzes waren sehr weitreichend, vor allem da das bisherige<br />

Konzept der Landesverteidigung als gescheitert erschien. Obwohl der Einsatz des<br />

Bundesheeres 1968 in erster Linie auf die zögerliche, nahezu als verantwortungslos<br />

zu bezeichnende Haltung der Regierung zurückzuführen war, erhielt das Bundesheer<br />

in der öffentlichen Wahrnehmung die Schuld dafür. Für die Luftstreitkräfte traf dies<br />

in besonderer Art und Weise zu, da hier der offensichtlichsten Bedrohung am wenigsten<br />

entgegengesetzt werden konnte. Das Jahr 1968 stellte so in vielerlei Hinsicht<br />

einen Wendepunkt dar. Der mangelhaft durchgeführte Einsatz prägte, von politischer<br />

Seite unterstützt, die Einstellung der Bevölkerung gegenüber dem eigenen Heer äußerst<br />

negativ; man fühlte sich im Stich gelassen, der Gefahr schutzlos ausgesetzt.<br />

Diese von den damaligen Ereignissen stark geprägte Grundhaltung ist noch heute<br />

spürbar. 71 Es zeigte zudem, dass die militärische Neutralität alleine keine Sicherheit<br />

bot, weshalb sich diese zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung wandeln musste.<br />

66<br />

Vgl. Pleiner/Speckner (Hrsg.), Zur Verstärkung der nördlichen Garnisonen…, S. 326ff.<br />

67<br />

Aussage von Brigadier in Ruhe Erich Kober am 24. August 2006 gegenüber den Autoren.<br />

68<br />

Vgl. Hoffmann, Der Luftraum als Krisenraum, S. 371.<br />

69<br />

Vgl. Ebenda.<br />

70<br />

Hainzl, Die Luftstreitkräfte Österreichs 1955 bis heute, S.69.<br />

71<br />

Zur Einstellung der österreichischen Bevölkerung zu Fragen der Landesverteidigung siehe Erich<br />

Reiter, Die Österreicher und ihr Bundesheer. Analyse einer Untersuchung über die Einstellung zu<br />

Fragen der Landesverteidigung, Wien 1987.

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!