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National Experiences - British Commission for Military History

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48 ai r p o w e r in 20 t H Ce n t u ry do C t r i n e s a n d em p l o y m e n t - nat i o n a l ex p e r i e n C e s<br />

Dieser Umstand musste auch auf die Verteidigungspolitik Rückwirkungen haben. 72<br />

Für die Luftstreitkräfte bedeutete dies den Anfang vom Ende in der Ära des Kalten<br />

Krieges. Man versank in einen nahezu als bedeutungslos zu bezeichnenden Status,<br />

wurde strukturell zerschlagen und auf ein kleineres operatives Aufgabenspektrum<br />

reduziert. Es benötigte das Ende des Kalten Krieges und eine neuerliche Krise in<br />

Gestalt des Jugoslawienkrieges 1991 um diesen Umstand wieder zu ändern.<br />

Betrachtet man die aufgezeigten Krisen in einer Rückschau, so bildeten sich entlang<br />

der entsprechenden Einsätze zahlreiche Probleme ab. Diese waren nun nicht nur<br />

in den strukturellen Bedingungen oder den jeweiligen operativen Schwerpunkten<br />

gegeben, sondern vor allem in der Abwicklung rüstungspolitischer Entscheidungen.<br />

Derartige Problemstellungen entwickelten sich nicht erst anhand der Krisen selbst,<br />

sondern waren Teil einer oft jahrzehntelangen Diskussion, deren Betrachtung tiefen<br />

Einblick in die österreichische Verteidigungspolitik zulässt.<br />

3. Rüstungsdiskussionen am Beispiel der<br />

Raketen-Lenkwaffen-Frage<br />

Rüstungs- und Materialbeschaffung sind besondere Bereiche der Landesverteidigungspolitik.<br />

Sie sind Ausdruck einer politischen wie auch gesellschaftlichen Willensbildung,<br />

dem Militär für die jeweils zugeschriebene Rolle sowie die operativen<br />

Aufgaben entsprechende Mittel in die Hände zu geben. Folglich waren und sind<br />

diese immer wieder Kristallisationspunkt einer öffentlichen Beschäftigung mit der<br />

Landesverteidigung und mündeten nicht selten in eine Diskussion über den Sinn und<br />

den Zweck derselben. In Österreich kam es gerade im Verlauf des Kalten Krieges<br />

immer wieder zu derartigen öffentlichen aber auch militärinternen Diskussionen, die<br />

meist auch Wendepunkte in der Wahrnehmung der Landesverteidigung markierten.<br />

Eine Diskussion hielt sich dabei jedoch besonders hartnäckig über vier Jahrzehnte<br />

hinweg, wo sie in unterschiedlicher Intensität immer wieder sehr kontrovers debattiert<br />

wurde: die Frage nach der Ausrüstung des Bundesheeres und hier vor allem der<br />

Luftstreitkräfte mit Raketen respektive Lenkwaffen.<br />

Ausgelöst wurde dies durch ein offizielles Lenkwaffenverbot, festgeschrieben<br />

im Artikel 13 des Österreichischen Staatsvertrages, welches den Besitz „[…]<br />

irgendeine[r] Art von selbstgetriebenen oder gelenkten Geschossen […]“ 73 untersagte.<br />

Dies sorgte innerhalb des Österreichischen Bundesheeres und hier vor allem<br />

innerhalb der Luftstreitkräfte für Unmut, da dieser zu einem Zeitpunkt <strong>for</strong>muliert<br />

worden war, als Lenkwaffen vor allem eine offensive Ausrichtung hatten. 74 Gerade<br />

72 Vgl. Oliver Rathkolb, Bruno Kreisky und die Heeresre<strong>for</strong>mdiskussion 1970/1971, in: Rauchensteiner/Etschmann/Rausch<br />

(Hrsg.), Tausend Nadelstiche, S. 47ff.<br />

73 Stourzh, Geschichte des Staatsvertrages 1945–1955, S.257f.<br />

74 Das Verbot von Lenkwaffen basierte im Wesentlichen auf den britischen Erfahrungen mit den sogenannten<br />

deutschen Vergeltungswaffen V1 und V2 im Zweiten Weltkrieg.

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