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Zurückbleiben der öffentlichen Meinung und der Gesetzgebung die technokratische<br />

Versuchung anfeuern und nach Verfahren suchen lassen, die diese Ebene der<br />

Willensbildung umgehen könnte. Oft wird die internationale Ebene <strong>als</strong> ein solches Feld<br />

der Entscheidungsfindung interpretiert, fehlt es doch hier an der direkten Partizipation<br />

der nationalen Bürgerschaften. Das Demokratiedefizit im internationalen Raum kann<br />

daher <strong>als</strong> Vorteil für klimapolitische Reformfähigkeit erscheinen.<br />

Doch die Legitimationslage im internationalen Raum ist komplexer. Überall dort, wo<br />

Demokratien bestehen, sind auch internationale Regime, die auf Verträgen beruhen,<br />

durch die Ratifizierung in den nationalen Parlamenten auf demokratische Legitimität<br />

und das Prinzip der Volkssouveränität gestützt. Hinzu tritt im internationalen Raum ein<br />

zweites, nicht demokratietheoretisch fundiertes Legitimitätsprinzip. Da im<br />

internationalen Raum Staaten miteinander in Beziehung treten, stützt sich ihre<br />

Interaktion auf das Prinzip der Staatensouveränität. Grundlegend sind jeweils<br />

Vorstellungen von politischer Gleichheit, die sich innerstaatlich auf die Bürger und<br />

Bürgerinnen beziehen, zwischenstaatlich auf Staaten, die mit gleichen Rechten<br />

ausgestattet sind. Dabei ist die Legitimität der Staaten im Völkerrecht nicht abhängig<br />

von deren innerstaatlicher Verfassung. Nicht-demokratische, autoritäre Regime<br />

verfügen mithin <strong>als</strong> Staaten in den internationalen Beziehungen über eine Legitimität,<br />

die man ihnen <strong>als</strong> Bürger dieses Staates absprechen müsste, weil Standards von<br />

Liberalität und politischer Gleichheit vernachlässigt werden.<br />

Unter dem Titel der „Politisierung“ internationaler Einrichtungen werden in der<br />

Politikwissenschaft aktuell mindestens drei verschiedene Prozesse diskutiert, die diese<br />

globale Legitimitätsarchitektur durcheinander bringen (vgl. Zürn u.a. 2007, 2008;<br />

Ecker-Erhardt/Zürn 2007): Zum einen wird unter Politisierung das wachsende Ausmaß<br />

öffentlicher Umstrittenheit internationaler Politik bezeichnet. Die Leitdichotomien sind<br />

hier geheim versus öffentlich sowie Konsensualität versus Konflikt. Die internationale<br />

Politik früherer Zeiten gilt <strong>als</strong> Feld des Geheimen (der Geheimdiplomatie) und war<br />

zumindest in der jeweiligen nationalen Öffentlichkeit nicht umstritten oder wurde <strong>als</strong><br />

Prärogative der Exekutive eher beschwiegen - selbst dort, wo Differenzen in der<br />

Verfolgung nationaler Interessen vorlagen. Ob dieses Bild richtig ist, sei hier nicht<br />

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