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167, 210). Aufgrund dieser Geschichte wird die Bewegung mit etlichen Superlativen<br />

beschrieben: ihr wird spektakulärer Erfolg, vergleichslose Beharrlichkeit (Rüdig 1990:<br />

4), der Anstoß zur „größte(n) und gedankenreichste(n) öffentliche(n) Diskussion in der<br />

bisherigen Geschichte der Bundesrepublik“ (Radkau 1987: 387) und damit auch eine<br />

erhebliche, Demokratie fördernde Wirkung bescheinigt (Rucht 2008: 265). Danach<br />

schaffte es die Anti-Atomkraftbewegung, in sehr kurzer Zeit wirkungsmächtig zu<br />

werden. Von besonderer Bedeutung sind hierbei die 1970er Jahre, innerhalb derer das<br />

deutsche Atomkraftprogramm durch das Scheitern mehrerer Kraftwerksprojekte und<br />

den wachsenden öffentlichen Widerstand entscheidend geschwächt wurde (Koopmanns<br />

1995: 163f.). Die Anti-Atomkraftbewegung bildet nicht nur aufgrund der Tragweite der<br />

Politikveränderung ein Beispiel, sondern auch aufgrund der Einbeziehung höchst<br />

unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen, da Studenten, Bauern, Hausfrauen und<br />

Intellektuelle, Linke und Konservative, Stadt- und Landmenschen gemeinsam in den<br />

Bürgerinitiativen aktiv waren. Es bestehen zudem starke thematische Ähnlichkeiten<br />

zwischen Atomkraft und Klimawandel. Der Klimawandel ist für eine schnelllebige und<br />

technisierte Gesellschaft eine bis auf die Naturkatastrophen unauffällige Entwicklung.<br />

Seine dramatischen Langzeitfolgen liegen außerhalb ihres politischen Zeithorizonts<br />

(<strong>WBGU</strong> 2009: 43). Auch die von vielen Aktivisten empfundene Bedrohung durch die<br />

Atomkraft war ähnlich schwer greifbar und zukunftsbezogen. So wurde in den 1970er<br />

Jahren das Problem der Endlagerung von Atommüll zum Symbol der erst zukünftig<br />

eintretenden potentiell katastrophischen Belastungen (Rucht 2008: 252).<br />

In der Literatur herrscht Uneinigkeit über die Bedeutung der gewählten Protest- und<br />

Organisationsformen in der Anti-Atomkraftbewegung. Zum einen wird auf das Prinzip<br />

der Gewaltfreiheit verwiesen, welches die Bewegung mehrheitlich teilte. Zum anderen<br />

waren radikale und auch gewaltbereite Akteure Teil der Bewegung (Koopmans 1995:<br />

162). Die mediale Konzentration auf die Gewalt im Zuge von Bauplatzbesetzungen<br />

Ende der 1970er Jahre konnte jedoch nach einer intensiven Krise der Bewegung und<br />

ihrer Transformation auch in parteipolitische und verbandliche Formen der<br />

Interessenvertretung nicht die gesamte Bewegung in Misskredit bringen. Die Aussage<br />

der Bewegungsexperten Della Porta und Diani „violence has appeared a promising<br />

strategic choice at certain historical moments“ (2006: 26) ist daher höchst<br />

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