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stark, weil der Staat manche Einwirkung gar nicht (mehr) kontrollieren kann, und<br />
andererseits zu schwach, weil sie zu formal bleibt und ungeklärt lässt, dass der Staat auf<br />
vielen Feldern, wie zB der Sozialpolitik, doch sehr viel mehr Funktionen behalten hat<br />
<strong>als</strong> nur plurale Ordnungen kompatibel zu halten. Ein anderes, sehr verbreitetes Theorem<br />
sieht einen Übergang vom Interventions- zum Gewährleistungsstaat. Dies bedeutet, dass<br />
der Staat die Daseinsvorsorge nicht mehr selbst erbringt sondern privatisiert und nur<br />
noch reguliert, dass er die interventionistische Regulierung zurücknimmt, auf regulierte<br />
Selbstregulierung setzt, und dass er die Regulierung weitgehend ebenfalls privatisiert,<br />
wobei er sich auf die Organisation, Überwachung und Ausfallhaftung beschränkt<br />
(Genschel/Zangl 2008). Diese Sichtweise dürfte jedenfalls <strong>als</strong> normative Vorstellung<br />
hinfällig sein, seit in der Finanzkrise deutlich wurde, dass der Rückzug der Staaten aus<br />
der Regulierung fatale Konsequenzen hat, und dass die Staaten überfordert sind, wenn<br />
sie nur <strong>als</strong> Schlusslichter Schäden begleichen müssen, um Systemkrisen abzuwenden.<br />
Die daraus resultierende neue In-Funktion-Setzung des Staates wird auch von der<br />
Öffentlichkeit und weiten Teilen der Wirtschaft akzeptiert. Dies erweitert den<br />
Handlungsspielraum, einen solchen Weg zu beschreiten.<br />
Für den Zusammenhang des vorliegenden Gutachtens ist festzuhalten, dass der Staat<br />
nicht abgedankt hat, sondern trotz komplexer Vernetzung Spielraum für Initiativen<br />
besitzt.<br />
Der Sfb 597 hat in seiner zweiten Förderungsphase die Veränderungen der Staatlichkeit<br />
zu erklären versucht. Dabei wird zwischen Antriebskräften und Weichenstellern<br />
unterschieden. Erstere verweisen auf die „großen“ Ursachen, letztere auf Umstände, die<br />
die Entwicklung im Einzelnen aussteuern und auch zu Korridoreffekten führen, dh zu<br />
Variationen zwischen Ausprägungen der Zerfaserung in unterschiedlichen Regionen. Zu<br />
den „großen“ Ursachen gehören insbesondere die Globalisierung von Wirtschaft und<br />
Gesellschaft, technologische Veränderungen, demographische Verschiebungen und die<br />
Verknappung natürlicher Ressourcen. Zu den Weichenstellern gehören<br />
Problemkonstellationen („Funktionalismus“), Interessenkonstellationen („Realismus“),<br />
Strategien („rational choice“), Ideologien („Konstruktivismus“) und eine sich selbst<br />
verstärkende Institutionalisierung („Institutionalismus“).<br />
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