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der Notstand andauern kann und welche Einrichtungen im Notstandsfalle zu<br />
Maßnahmen berechtigt sind (Scheuermann 2006a, b). Die Nutzung des Notstandes in<br />
der frühen Reformphase des New Deal kann sich durchaus auf eine höchst akute<br />
Gefährdung des Kernbereichs des Wirtschaftssystems und auf eine bis dahin (März<br />
1933) bestehende Blockade des politischen Entscheidungsprozesses. Doch die<br />
legimatorischen Probleme einer Inanspruchnahme solcher Notstandskompetenzen<br />
wachsen mit jedem Tag der Überwindung akuter Krisen und Katastrophen. Eine<br />
gewisse Bewunderung des New Deal <strong>als</strong> Überwindung tradierter Policy-Wege ist<br />
durchaus vertretbar, eine Bewunderung des gewählten Politikmodus <strong>als</strong> Mischung aus<br />
außerordentlichen administrativen Kompetenzen mit einem wissenschaftlichen Brain<br />
trust <strong>als</strong> neuem Exekutivapparat und einem charismatischen Präsidenten, der eine<br />
direkte Beziehung zur Bevölkerung via Radio herstellt, muss bedenklich stimmen.<br />
Übertragbar auf klimapolitische Reformen mag diese Mischung aus wissenschaftlicher<br />
Rationalität, gesteigerter staatlicher Handlungsfähigkeit und charismatischer<br />
Führerschaft attraktiv sein, die Vor- und Nachteile sind in den Diskussionen um das<br />
Webersche Modell der plebiszitären Führerdemokratie jedoch bereits hinlänglich<br />
ausgebreitet worden (jüngst: Anter/Breuer 2007).<br />
3.5 Gesamtbewertung<br />
Eine Anwendung von Notstandsgesetzen in einzelnen Staaten ist bestenfalls dann ein<br />
Beitrag zur Weltklimawende, wenn sie lokal und exemplarisch die Größenordnung<br />
einer akuten Bedrohung versinnbildlicht und zugleich die Wirksamkeit dagegen<br />
ergriffener Maßnahmen (einschließlich der Notwendigkeit der Einschränkung von<br />
menschenrechten und Legislativkompetenzen) aufzeigen kann und nicht <strong>als</strong> Einstieg in<br />
eine Entwicklung erscheint, Menschenrechte und demokratische Partizipationsformen<br />
aus Klimaschutzgründen außer Kraft zu setzen. Der öffentliche Anschein einer<br />
‚Klimadiktatur’ auch nur in einem Land würde den Bemühungen um striktere<br />
Klimapolitik weltweit enorm schaden. Die Folgen der Menschenrechte verletzenden<br />
staatlichen Maßnahmen im ‚Krieg gegen den Terrorismus’ sind ausgesprochen negativ<br />
und haben nachhaltig die Legitimität bestimmter Staaten wie der westlichen<br />
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