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Klimapolitik eine Bedrohung ihrer Arbeitsplätze erblicken. Die Existenz eines<br />
industriellen Sektors zur Produktion von Umwelttechnologien mag hier <strong>als</strong><br />
Gegengewicht erscheinen, doch sind die zahlenmäßigen Relationen nicht so, dass<br />
bereits heute der Umweltsektor die industrielle Führungsrolle einnehmen könnte. Ein<br />
Wechsel der Arbeitnehmer zwischen diesen Sektoren dürfte auch noch nicht die Norm<br />
sein. So ist entweder mit der Dominanz des Abwehrarguments in der alten<br />
Arbeiterklasse zu rechnen oder mit einer Spaltung je nach Branche (z.B. zwischen<br />
Auto- und Umweltbranchen). Muss damit gerechnet werden, dass der klimapolitische<br />
Aktivismus <strong>als</strong> Strategie ‚in einem Land’ erfolgt, dürften sich die Befürchtungen in<br />
exportorientierten Industrien erhöhen, und zwar selbst dann, wenn sich das Bewusstsein<br />
verbreiten sollte, dass auch alte Industrien wie die Automobilindustrie ‚ökologisch<br />
umrüsten’ und dadurch ökonomisch gewinnen können (aber eben nur auf längere Zeit).<br />
Die neue Arbeiterklasse, die vor allem in Dienstleistungsbranchen anzutreffen ist, eher<br />
weiblich dominiert, weniger gut ausgebildet, oft in prekären<br />
Beschäftigungsverhältnissen befindlich bei niedriger Entlohnung, hat vermutlich kein<br />
starkes Eigeninteresse an klimapolitischen Reformen – soweit sie <strong>als</strong> Produzenten<br />
betroffen sind. Als Konsumenten mit sehr geringen Einkommensspielräumen wird ein<br />
nicht kostenneutrales Konzept der Umstellung von Konsum und Konsumgewohnheiten<br />
auf hohe Skepsis treffen. Es wird schlicht Verteuerung befürchtet aufgrund von<br />
Umständen und Zielsetzungen, die – noch – relativ weit entfernt sind von den<br />
alltäglichen Lebensbedingungen dieser sozialen Gruppen. Eine Unterstützung einer<br />
offensiven Klimapolitik ist hier jedenfalls prima facie nicht zu erwarten. Das könnte<br />
anders aussehen in der alten und neuen Mittelschicht. Unter alten Mittelschichten sind<br />
jene Gruppen der Bevölkerung zu fassen, die <strong>als</strong> Freiberufler in marktnahen Sektoren<br />
oder <strong>als</strong> selbständige Unternehmen (traditioneller Mittelstand) tätig sind oder in<br />
abhängiger Stellung in gehobenen Positionen des Managements arbeiten, über einen<br />
höheren Bildungsstand und ein gesichertes Auskommen verfügen sowie traditionellen<br />
Konzeptionen von Geschlechterverhältnissen anhängen. Diese Gruppe, die eher dem<br />
kulturellen Konservatismus und einer gemäßigten marktwirtschaftlichen Politik mit<br />
dem Ziel der Wohlstandssicherung zuneigt, wird einer radikaleren Klimapolitik dann<br />
ihre Unterstützung versagen, wenn diese zu strikten Marktinterventionen und Eingriffen<br />
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