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Trial of the Major War Criminals before International Military Tribunal ...

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„Der König hat eine Bataille verloren. Die erste Bürgerpflicht ist<br />

Ruhe", lautete die Proklamation des Gouverneurs von Berlin nach<br />

Jena ~ q Auerstedt, d und das in einer Zeit, in der man in Frankreich<br />

nur bei einem Bruchteil der Gefahr die ,,lev&e en masse" verkündet<br />

hätte. Der Gedanke der Armee Friedrichs des Großen und seines<br />

Staates hatte im neuen Jahrhundert seine Kraft und seinen Sinn<br />

verloren. Nicht die ideellen Werte waren zu ändern. Sie werden in<br />

Deutschland ewig sein. Aber die Konstruktion mußte nach dem<br />

Denken des 19. Jahrhunderts umgeschaffen werden.<br />

Der Umbau des Heeres U n d des Staates begann. Denn zu<br />

der neuen Armee gehörte auch ein neuer Staat, wie zum neuen<br />

Staat eine neue Armee gehört, weil beide, Staat und Armee,<br />

untrennbar sind und nur aus ein e r Idee heraus gestaltet werden<br />

können. Stein kann nicht ohne Scharnhorst und Scharnhorst nicht<br />

ohne Stein gedacht werden.<br />

Scharnhorst hatte die Notwendigkeiten der Zukunft schon vor-<br />

ausgesehen. 1804, zwei Jahre vor der Katastrophe, hatte er die<br />

Schaffung einer nationalen Miliz verlangt. Er behauptete, sowohl<br />

in Frankreich wie in England habe erst die Formierung der natio-<br />

nalen Miliz den militärischen Geist der Nation geweckt. Es war<br />

umsonst! Preußen mußte seinen schweren Weg gehen. Die Adler<br />

Friedrichs des Großen mußten zuerst in den Staub gesunken sein,<br />

bis sie neu erhoben werden konnten. Eine ganze Nation mußte sich<br />

in der entscheidenden Stunde zu einem neuen Begriff des Soldaten-<br />

tums bekannt haben, das getragen war von dem ganzen Idealismus<br />

seiner Zeit. Dieses Bekenntnis mußte mit Blut geschrieben werden,<br />

bis das Boyensche Wehrgesetz nüchtern und sachlich verkünden<br />

konnte, daß jeder Eingeborene, sobald er das 20. Lebensjahr voll-<br />

endet hat, zur Verteidigung des Vaterlandes verpflichtet ist. Die<br />

Gesetze der Geschichte hatten es nicht zugelassen,<br />

- Seite 165 -<br />

daß Reformen allein aus der Einsicht einzelner heraus vollzogen<br />

wurden, ohne da13 die ganze Nation sich die Wandlung selbst ver-<br />

dient hat.<br />

Bürgerstand und Soldatenstand, die bisher sich gegenseitig aus-<br />

schließende Begriffe waren, waren eins geworden. Eine ungeheure<br />

Wandlung des Denkens hatte sich vollzogen. Es war die Geburts-<br />

stunde des Heeres, mit dem Deutschland seit einem Jahrhundert<br />

seine großen Kriege durchkämpft hat. Aber was in einer großen<br />

Stunde zusammengeschmiedet schien zu einer unlösbaren Einheit,<br />

begann sich wieder zu trennen. Was sich vorher als geschlossene<br />

Stände im Staat gegenübergestanden hatte, stand sich nun als

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