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Deutsche Altertumskunde

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3. Die Urgermanen. B. Kulturverhältnisse. § 10. Gräber und Häuser. 81<br />

einen Tauschverkehr der Urgermanen erkennen ließ (S. 52), ein Waren-<br />

austausch auf dem archäologischen Feld eine selbstverständliche Tatsache ist.<br />

Wir bezeichnen nun also die vom Nordrand des deutschen Mittel-<br />

gebirgs über die Ostsee bis nach Südschweden und von der Oder bis über<br />

die Ems hinaus verbreiteten neolithischen Fundsachen als urgermanisch,<br />

obwohl wir den einzelnen Stücken diese ihre Herkunft nicht abzulesen vermögen.<br />

Die Terminologie erscheint aber trotzdem zulässig (S. 89), weil jenes<br />

Fundgebiet nach sprachlichen Indizien als urgermanisches Siedelungsgebiet<br />

bezeichnet werden muß und weil die Fundgattungen durch den altheimischen<br />

Sprachschatz als Bestandteile urgermanischer Kultur erweisbar sind.<br />

§ 10. Gräber und Häuser. Es müssen viele Jahrhunderte darüber<br />

hingegangen sein, bis die Präneolithiker, die an der Ostsee ein Sonder-<br />

leben führten, wie es sich uns in ihren Abfallhaufen darstellt (S. 45), durch<br />

idg. Volksschwärme zersetzt wurden.<br />

Mit der Indogermanisierung hat für den Norden eine neue Kultur-<br />

periode begonnen, die wir, weil die Metalle noch immer unbekannt waren,<br />

neolithisch oder jüngere Steinzeit nennen. *)<br />

Die altmodischen Niederlassungen der Abfallhaufen sind zum Teil noch<br />

unter den veränderten Lebensumständen beibehalten worden, zum Teil sind<br />

sie verödet, zum Teil sind neolithische Abfallhaufen entstanden. Daraus<br />

schien zu folgen, daß die Urbevölkerung im Lande wohnen blieb und all-<br />

mählich unter den Indogermanen aufging (S. 47 f.). Denn bei den Alt-<br />

eingesessenen, die wir nur von einer Seite kennen lernen, 2) macht sich<br />

eine Bereicherung ihres Haushalts, der Einfluß einer höheren Kultur bemerkbar;<br />

es taucht eine ganz neue Serie technischer Leistungen auf, die<br />

wir wie die neuartigen Gebilde der Sprache als urgermanisch ausgeben.<br />

Diesem gesteigerten Leben verblieb das Erbgut der Präneolithiker,<br />

wenn dies auch allmählich durch neuere aus dem Südwesten oder Südosten<br />

Europas bezogene oder durch selbständig erworbene Errungenschaften<br />

überholt und entwertet worden ist. 3)<br />

Die Feuersteingeräte liefern hierfür das beste Beispiel. Man verfügte<br />

ehemals über eine primitive Technik: der Flint wurde behauen, größere oder<br />

kleinere Teilchen wurden vom Gestein abgesplittert und dadurch ist dem<br />

Erzeugnis die seinem Zweck entsprechende Form verliehen worden (Schaber,<br />

Bohrer, Messer, Sägen S. 46). Die Bevölkerung hat diese Geräte nicht<br />

kurzerhand abgestoßen, sie blieben als ältere Sorten bis in die Metallzeit<br />

hinein im Gebrauch,*) aber sie wurden altmodisch, seitdem nicht bloß die<br />

ist ein unermeßlich größerer Zeitraum als S. 213 f. — Ausdrücklich muß hervorgehoben<br />

die neolithische und die Metallperiode zusammengenommen.<br />

,Was vom Neolithikum<br />

an herwärts zu unserer Gegenwart liegt, rückt<br />

alles eng zusammen im Vergleich mit dem<br />

Paläolithikum- (Ratzel). Seit dem Neolithikum<br />

befinden wir uns in den Anfangen<br />

unserer Gegenwart.<br />

werden, daß unsere Darstellung sich nach<br />

den Germanen richtet und daß ihre Stein-<br />

zeit länger gedauert hat als die der Mittel-<br />

meerindogermanen.<br />

*) Unten S. 103 u.ö.; vgl. z.B. den großen<br />

Feuersteinfund von Kricheldorf (Altmärk.<br />

Mus. in Salzwedel); oder die Werkstattfunde<br />

») S. 16. 62. — Die paläolithische Periode behandelt u. a. Hoernes, Der diluviale Mensch<br />

») Hoernes, Der diluviale Mensch S. 93. der Lüneburger Heide (Korrespondenzbl. d.<br />

Zinck, Nordisk Archasologie 2, 123 ff. Gesamtver. 1880, 2 ff.) und Mecklenburgs<br />

') Die Frage nach der Fortdauer paläo- (Mannus 3, 171 ff.).<br />

lithischer Kulturformen in neolithischer Zeit <<br />

Handbuch des deutschen Unterrichts. Bd. V, Teil I. ß

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