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Deutsche Altertumskunde

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2. Die Römer in Deutschland. § 55. Arminius. 349<br />

den Marsen, die ebenfalls für das Jahr 9 gezüchtigt werden sollten. Sie<br />

müssen damals zwischen der obern Lippe und Ruhr (in Waldeck?) gewohnt<br />

haben. Als die Römer ihren Kanton erreicht hatten, wurde ein furchtbares<br />

Strafgericht über sie verhängt. Kundschafter hatten den Römern gemeldet,<br />

daß bei den Marsen ein hoher Festtag bevorstehe. Als die Festgemeinde<br />

sich zu frohem Gelage versammelt hatte, wurde sie von einer römischen<br />

Postenkette umzingelt und in nächtlichem Überfall niedergehauen; der<br />

Landestempel und andere Heiligtümer, bei denen die Gilde gefeiert wurde,<br />

sind dem Erdboden gleichgemacht worden. Seine Truppen zog Germanicus<br />

in vier Kolonnen auseinander und ließ in einer Breite von 50 römischen<br />

Meilen alles Land mit Feuer und Schwert verwüsten. Diese Feuerzeichen<br />

riefen die Nachbarn der Marsen zur Wehr; Bructeren, Tubanten und<br />

Usipeten besetzten die Waldhöhen, über die der Rückmarsch des römischen<br />

Heeres führte. Aber die Legionen schlugen sich durch und gelangten fast<br />

unbehelligt nach Vetera.i)<br />

Im Jahr 15 brach Germanicus frühzeitig von Mainz auf. 2) Auf der gut<br />

gesicherten und neu ausgebauten Taunuslinie (S. 338) gelangte er zu den<br />

Chatten, die der Wille des Arminius inzwischen auch erfaßt hatte. 3) Die<br />

waffenfähige Mannschaft wurde, sofern sie nicht in römische Dienste trat,<br />

über die Adrana (Eder) hinaus in die Einöde des Grenzwalds abgedrängt<br />

und Mattium,*) der Vorort des Kantons, in Brand gesteckt. Die Römer sind<br />

zwar unbelästigt an den Rhein zurückgekehrt,^) aber durch das Jahr 15<br />

haben sie bei den Chatten alle Sympathien eingebüßt. Fortan sind diese<br />

als erbitterte Feinde auf dem Kriegspfad erschienen. *5)<br />

Auch bei den Cherusken mußte man die römischen Fahnen wieder<br />

zeigen') und hat dadurch dem Arminius frischen Wind in die Segel gebracht, s)<br />

Feindselig standen sich hier die Volksgenossen in zwei Parteien zerspalten<br />

gegenüber. Die eine führte Segestes, die andere Arminius.*^) Man<br />

mochte bei den Cherusken geglaubt haben, die Römer losgeworden zu<br />

sein. Nun schienen die Feldzüge des Germanicus und Caecina dem<br />

Arminius, der stets zur Fortsetzung des Krieges geraten hatte, recht zu<br />

geben. Die Volksstimmung schlug ihm entgegen, die Römerfreunde verloren<br />

an Einfluß und wurden von den Nationalpatrioten umstellt. Trotzdem<br />

gelang es dem Segestes, seinen Sohn Sigimund mit genauen Informationen<br />

an Germanicus zu schicken. Jener junge Mann, der vom Kölner Augustus-<br />

altar zu Arminius geflohen war (S. 346), hat für seine wichtige Botschaft<br />

eine gute Aufnahme bei dem Statthalter gefunden, ist aber nicht wieder in<br />

') Tacitus, Ann. 1,51.<br />

2) Sadee2, 140 ff.<br />

^) Tacitus, Ann. 1,55.<br />

*) = Alte „Burg" (Latene-Burg) S.288.<br />

^) Tacitus, Ann. 1, 55. 56. Den Erfolg hatte<br />

Germanicus hauptsächlich dem Caecina zu<br />

danken, der sich mit Freischaren der Ubier<br />

versehen hatte, um sie gegen ihre ahen Feinde<br />

zu verwenden und gegen Cherusken und Marsen<br />

zu demonstrieren.<br />

®) Schon im Frühjahr 1 6 mußte Germanicus<br />

eine Elitetruppe gegen sie manövrieren lassen<br />

;<br />

sie schleppte das Weib und die Tochter eines<br />

Chattenfürsten 'H^mtns Arp{us)&\xs dem Lande<br />

(Ann. 2, 7).<br />

') Tacitus, Ann. 1, 56.<br />

8) Sadee 2, 141. 144 ff.<br />

ä) Der persönliche Gegensatz der beiden<br />

Männer hatte sich dadurch verschärft, daß<br />

Arminius dem Segestes die einem andern Mann<br />

verlobte Tochter geraubt und als Gesinnungsgenossin<br />

zum Weibe genommen hatte (Ann.<br />

1,55); über das fernere Sckicksal der pusnelda<br />

vgl. S. 350; über ihren Namen S. 355 Anm. 1,

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