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Deutsche Altertumskunde

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78 I. Prähistorische Zeit. A. Urzeit.<br />

Ampfer,!) Nessel 2)), Nutz- und Heilpflanzen, s) Gewerbepflanzen (Waid,*)<br />

Hopfen, 5) Mohn»^)) und Gewürzpflanzen.^) Beeren «) trugen die Sträucher,<br />

Obst») die Bäume, denn in Norddeutschland waren Apfel i») und Weichsel i)<br />

einheimisch geworden.<br />

Ackerland, Gras- und Heideland mit lichten Strauch- und Baumgruppen<br />

oder Wäldern abwechselnd und durch mancherlei Übergänge verbunden:<br />

hier war Wohnraum für eine anspruchslose Bevölkerung, die allerdings in<br />

ihrer freien Betätigung sich durch Wald und Moor vielfältig gehemmt sah.<br />

Zu den wichtigsten Tatsachen der Prähistorie gehört nun das Forschungs-<br />

ergebnis, daß innerhalb dieses Geländes nicht wenige Ortschaften oder Dorfmarken<br />

schon in neolithischer Zeit bewohnt gewesen sind. Teils wurden<br />

mit dem Spaten die Wohnstätten schichtenweise freigelegt, teils wurde an<br />

den Überbleibseln des Haushalts die Anwesenheit menschlicher Bewohner<br />

aufgezeigt. Die archäologischen Fundkarten gewähren im Großen genommen<br />

*) .Ampfer" bedeutet von Haus aus<br />

.sauer*, .bitter' (vgl. Sauerampfer ahd.<br />

ampfro [rumex], ags. ompre, anord. apr).<br />

*) Wurde auch als Gemüse gegessen<br />

(Schiller, Kräuterbuch 3, 32) ; ahd. nezzila,<br />

ags. netele,<br />

ahd. nazza.<br />

aschwed. ncetla : norweg. nata,<br />

') Die zusammenfassende Benennung<br />

der nährenden und heilenden Pflanzen ist<br />

.Kraut' (mhd. mnd. krüt, ahd. chrät, and.<br />

crüd); die Schädlinge heißen darum .Unkraut'<br />

(Heyne, Nahrungswesen S. 68); unter<br />

den Giftpflanzen verdient Erwähnung das<br />

Bilsenkraut (ahd. bilisa, bilsa, mnd. bilse,<br />

bilne, bille, ags. belene, beolone, adän. bgtne,<br />

bulnurt; vgl. russ. belena: offenbar, wie die<br />

Mehrzahl dieser Pflanzennamen, ein Wanderwort).<br />

*) Vgl. S. 58.<br />

') Er wächst in Nordeuropa wild (Hoops<br />

S. 614. 649); der Ausdruck .Hopfen", obwohl<br />

nur im Hd. belegt (ahd. hopfo : anord.<br />

humlf), muß seiner Form nach urgermanisch<br />

sein. Der ältesten Bronzezeit gehört der Fund<br />

von Dieskau (bei Halle) an (Jahresschr.4, lOf.).<br />

•) mhd. man < ahd. mago, aschwed.<br />

-moghe ( : griech. iit'/xov).<br />

') Sie heißen würz (koU. gewürz) : mhd.<br />

ahd. würz, and. wurt, ags. wyrt, anord. urt,<br />

got. waurts { : aurtigards, ahd. orzon pflanzen);<br />

die Ablautsform anord. rö/ (engl, roo/)<br />

steht noch näher bei UX.rAdix; der Wurzelstock<br />

heißt ags. wyrtwalu > ahd. wtirzala<br />

Wurzel; über ahd. bungo vgl. Zeitschr. f. d.<br />

Wortforsch. 3, 266; auch .Knolle' Ist, wie<br />

das Verhältnis zu .Knödel' lehrt, urgermanisch.<br />

Als urgermanische Wanderwörtcr<br />

dürften die Bezeichnungen für einzelne Sorten<br />

anzusehen sein, z. B. Rübe (mhd. rüehc,<br />

räbe, ahd. ruoba, räba, ostnord. röva : lat.<br />

räpä), Lauch (ahd.loith, mnd./d^, ags./f'ac<br />

(engl, teek], anord. laukr, [finn. laukka, lit.<br />

)auka[\, dazu anord. geirlaukr, ags. ^drli^ac<br />

(engl. ^ar/zArj : ahd.<br />

klovolouh, mnd. klofiok,<br />

mhd. klobelouch, knobelouch [vgl. ags. clufwyrt],<br />

mnd. husldk); Rams (Bärenlauch,<br />

allium ursinum : nord. rams, ags. hramsa<br />

[engl, rams, ramson], mnd. ramese, griech.<br />

xQOfivor, russ. ceremSa, lit. kermiisze) und<br />

Pilz {ahd.siiamp, ags. swam, anord. svgppr,<br />

got. SWammS OTidyyog).<br />

8) got. basi, anord. ber, ags. berie, and.<br />

ahd. beri, beachte ndl. bes, das Wort ist also<br />

vermutlich abgeleitet von dem auch in nhd.<br />

besen bewahrten Namen für „ Strauch ' (norweg.<br />

bas, FICK-TORP S. 269). Das allgemeingültige<br />

altdeutsche Wort für Strauch ist , Dorn<br />

(S. 3b). Im einzelnen sind Brombeeren<br />

(nhd. bram, ahd. bräma, ags. bröm [Dornstrauch]<br />

: nhd. brämel,^ ahd. brämili, ags.<br />

bremel [Brombeere]), Schlehen {dän.slaa,<br />

ags. släh [engl, sloe], ahd. sleha heißt die<br />

Frucht, ags. slähporn, nd. sledorn, ahd. slöhthorn<br />

der Strauch) und Hagebutten (nhd.<br />

hiefen, mhd. hiefe, ahd. hiufo, and. hiopo,<br />

ags. heope [engl, hip], aschwed. hiiipon; der<br />

Strauch heißt ahd. hiufdorn,<br />

weisbar.<br />

hiufolter) nach-<br />

"•*) Dies Wort hängt mit .essen' zusammen<br />

{xnhd.obez, ahd.obaz, nl.ooft, mnd.<br />

ovet, ags. ofet); vgl. Eichel, Hasel (S. 34 f.).<br />

•") Der Name der Frucht ist anscheinend<br />

der einer kultivierten Sorte und darum als<br />

Wanderwort zu bctracliten : lat. Abella, urkelt.<br />

*aballo, Iclt. abols : krimgot. apel, anord.<br />

epli, ags. (rppel, mnd. appel, ahd. apful;<br />

nach ihr heißt der Baum anord. apaldr,<br />

ags. apiildor, ahd. affolter. Über die ältesten<br />

Funde vgl. Botan. Jahrb. 35, 50; Mannus 2,<br />

142 ff. (gedörrte Äpfel) ; Hoops, Rcallexlkon<br />

1, 112 ff.<br />

") Darunter verstehen wir die wilde<br />

Kirsche (Holzkirsche, Vogclkirsche) : ahd.<br />

wthsela, mhd. wihsel, mnd. wisset; diese<br />

Bezeichnimg der I-rucht scheint der von<br />

.Eichel' analog zu sein; der Name des<br />

Baumes liegt vielleicht noch in griech. 1$^'k<br />

vor (Idg. Forsch. 17, 217 f.).<br />

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