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Deutsche Altertumskunde

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46 I- Prähistorische Zeit. A. Urzeit.<br />

Muscheln, Austern, Fischgräten, Tierknochen und andere Abfälle der<br />

Mahlzeiten, dazu Gerätschaften aus Stein und aus Tiergeweih, aber auch irdenes<br />

Geschirr sind zu langgestreckten hohen Haufen geschichtet unmittelbar am<br />

Strande der Ostsee. Als gemeinschaftliche Speiseplätze der Bewohner ent-<br />

halten diese Muschelhaufen nur einen Auszug aus ihrem Gesamtinventar.<br />

Der ist aber immer noch überraschend genug. Vom Rentier ist keine Spur angetroffen<br />

worden. Vereinzelt begegnete man noch dem Elch, häufiger dem<br />

Ur und dem Auerhahn, woraus geschlossen wurde, daß es im Ostseegebiet<br />

damals noch Nadelhölzer gab, weil der Auerhahn vorzugsweise in ihnen<br />

seine Nahrung suchte) Für die Datierung ist aber wesentlicher, daß die Eiche<br />

schon vorherrschte, die Buche an der Ostsee noch ganz unbekannt war.<br />

Auf Steinpflastern, die als Herde dienten und darum mit Kohle und<br />

Asche durchsetzt sind, wurde die Nahrung zubereitet. Um diese Herdstellen<br />

herum haben sich von den Abfällen der Mahlzeiten die Kekkenmeddinger<br />

gebildet. Mit Vorliebe ist Wildbret gegessen worden: Hirsch, Reh,<br />

Wildschwein; es wurde aber auch auf Bären, Wölfe, Füchse, Marder, Luchse,<br />

Biber und Seehunde Jagd gemacht. Unter dem Geflügel herrschen Wildenten,<br />

Gänse, Schwäne und Möwen vor. Die Fischnahrung lieferten Dorsche<br />

und Heringe, Schollen und Aale. Der Hund teilte die Gesellschaft der<br />

Menschen. 2) Unter den Muscheln interessiert uns Litorina littorea (S. 27).<br />

Um den Zeitabstand von der Gegenwart zu berechnen, sei erwähnt, daß die<br />

jetzt allgemein in der Ostsee verbreitete Mya arenaria in den Abfallhaufen<br />

noch nicht vorkommt und daß die in ihnen sehr stark vertretene Auster<br />

inzwischen aus der Ostsee verschwunden ist. Wir befinden uns in vor-<br />

geschrittener Litorinazeit.<br />

Ein Hauptbeispiel hierfür ist Ertebelle am Limfjord in Jütland. Dieser<br />

Muschelhaufen ist 140 m lang, 1 m hoch, bis zu 20 m breit; im ganzen<br />

gemessen fast 1000 qm groß. Davon sind bis jetzt 314 qm untersucht<br />

und in diesem Abschnitt sind über 500 Herdplätze, über 20000 Tierknochen<br />

und über 8000 Altsachen gefunden worden. Zwischen den nach<br />

der Mahlzeit weggeworfenen Austernschalen liegt die Menge der Geräte<br />

verstreut. Handliche Steine wurden gefunden; es sind Schlagsteine, mit<br />

denen der Flint grob bearbeitet wurde. Um feinere Splitter abzuschlagen,<br />

nahm man Geweihspitzen (vom Hirsch) in die Faust. Von ausgewählten<br />

Feuersteinblöcken wurden mit den genannten Instrumenten Späne und<br />

Spänchen abgesplittert: so entstanden Messer und Schaber mit scharfer<br />

Schneide, Sägen mit gezahnter Schneide und Bohrer mit dünn ausgezogener<br />

Spitze.») Umständlicher war das Verfahren bei der Herstellung von Spaltwerkzeugen;<br />

zu den Spaltflächen kommt hier eine Schneide hinzu, sonst<br />

ist die Form noch wenig differenziert, immerhin könnte eine gut heraus-<br />

gearbeitete kleinere Sorte an Pfeile erinnern. •*) Mit schmaler Schneide sind<br />

die Meißel versehen, denen sich derbere Hacken anschließen.'^') Als Waffen<br />

*) Affaldsdynger S. IUI f. 1 Spur<br />

*} Der Rasse nach Ist sein nüciister Ver- 1<br />

wandter der Hund, den wir aus den Schweizer<br />

! »)<br />

|<br />

Pfahlbauten kennen (Affaldsdynger S. I8() f. i;<br />

in Ertebellc hat sich sonst nicht die geringste i<br />

»)<br />

eines anderen Haustiers gefunden.<br />

Affaldsdynj,'cr Taf. VI.<br />

*) Affaldsdynger Taf. IV;<br />

Affaldsdynger Taf. V.<br />

vgl. S. 50.

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