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Deutsche Altertumskunde

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1. Gallier und Germanen. § 40. Sprache. 253<br />

zufrühst bezeugten deutschen Ortsnamen rechnen dürfen. Aber auch für<br />

einzelne Personen sind l^eltische Namen überliefert, i) Es muß eine lange<br />

Zeit hindurch unter den Germanen, die im Ausland gewesen waren, für<br />

vornehm gegolten haben, einen keltischen Namen zu führen oder den gut<br />

deutschen Namen wenigstens zu gallisieren.^) Rein keltisch sind, von den<br />

unter den Chimbern und Theutonen auftretenden Personennamen abgesehen<br />

(S.232ff.), Ariovistus und Maroboduus {Marabodus), Boiocalus und Malorix<br />

oder aus späterer Zeit Veleda. Eine weit größere Rolle spielt die Sitte, die<br />

alten deutschen Namen in gallischer Orthographie darzustellen. 3)<br />

Die Haupt-<br />

merkmale sind gall. c für westgerm. h {Volcae : Walha, Cimbri : Himbersyssell<br />

[im nördlichen Jütland], Caturix : Hadurih, Catumerus : Hadumär), gall. t<br />

(Teutoni : *peuponi, vgl. im nordwestlichen Jütland ThythesysseJ);^)<br />

gall. e für westgerm. / (Segestes, Segimiindus, Segimems : Sigi-),^)<br />

gall. a für westgerm. e vor r,") gall. -o- für den Vokal der Kompositionsfuge<br />

und der Stammausgänge {fnguiomerus, Teutoni).'^) Nicht zu übersehen<br />

ist aber auch die Tatsache, daß, so nahe die altgermanischen Personennamen<br />

für westgerm. p<br />

z. B. den altgriechischen und denen der andern idg. Verwandten stehen, insbesondere<br />

mit den Kelten Gleichungen zwischen den Namenelementen<br />

aufgestellt werden können: Teuto- = piupa-, Catu- = Hapu-, Magu- =<br />

Magu-, Itu- = Ipu-, Dago- = Daga-, Sego- = Sigi-, -volcus = -walk.«)<br />

So hat sich denn auch unter den Appellativen keltischer Sprachgebrauch<br />

ausgebreitet.») Urkelt. -rix (= lat. rex), das in altgermanischen<br />

Personennamen auftaucht, ist als Fremdwort für einen kraft seines Reichtums<br />

mächtig gewordenen Herrscher bei allen Germanen eingebürgert ;io)<br />

für den Untergebenen einer solchen Herrschaft bezeugt uns Caesar am-<br />

bactus,^^) das, den Galliern entlehnt, bei den Germanen sich auch bis auf<br />

den heutigen Tag erhalten hat.^^) sind diese keltischen Lehnwörter noch<br />

gemeingermanisch, so kündigt sich ein auf den deutschen Kontinent be-<br />

schränkter Einfluß in West- und Ostdeutschland an.")<br />

Das führende Metall der ganzen Epoche, das Eisen, haben die Germanen<br />

von Kelten bezogen und mit der Ware haben sie die fremdländische<br />

1) Über die Personennamen vgl.M.SCHöN-<br />

FELD, Wörterbuch der altgermanischen Personen-<br />

und Völkernamen, Heidelb. 1911.<br />

G. Werle, Die ältesten germanischen Personennamen,<br />

Straßburg 1910 (Zeitschr. f. d.<br />

Wortforsch. Bd. 12 Beiheft).<br />

-) Wie noch heutzutage <strong>Deutsche</strong> in<br />

Frankreich ihren väterlichen Namen gallisieren<br />

oder unter den Polen ihn polonizieren,<br />

so entstanden z. B. ahgerm. Namen<br />

auf -rix (Müllenhoff, DA. 2-, 120).<br />

') CIL. XIII, 3, 120.<br />

') S. 234; jetzt Thisted genannt: anord.<br />

pjöp; ebenso verhält es sich mit den zahlreichen<br />

Personennamen die mit Teuto- {Teutomerus)<br />

beginnen; ganz gallisch wird Teiito-<br />

Äorfus sein (Müllenhoff, DA.22, 11 S.CoLLiTZ,<br />

Journal of germ. Philol. 6, 262. 273 ff.; über<br />

-eu- neben -oii- vgl. S. 276. 305 f.).<br />

6, 253 ff. '<br />

S. 95 f.<br />

6) KossiNNA, Idg. Forsch. 2, 174 ff.<br />

') COLLITZ a. a. O. S. 272.<br />

«) MUCH, Stammeskunde^ S. 41 ff.<br />

'•) Hirt, Etymologie der nhd. Sprache<br />

'") got. reiks, anord. rikr; dazu ags. rlce,<br />

and. riki, ahd. rihhi. Es verhält sich lautlich<br />

mit diesem Wort wie mit dem gallischen<br />

Namen des Rheinstroms {Rin < Renos).<br />

") Caesar 6, 15; dazu Thesaurus linguae<br />

latinae 1, 1833: ambactus lingua gallica<br />

servus appellatur Festus u. a. {— der Herumgeschickte,<br />

der Bote).<br />

*'^) anord. ambi^tt (Sklavin), got. andbahts,<br />

ags. ombiht, and. ahd. ambaht (nhd. amt, beamter<br />

etc.) > ambassade, ambassadeur Zeitschr.<br />

f. d. Wortforsch. 9, 33.<br />

'^) Bestandteile dieses keltischen. Wort-<br />

sind unter ganz veränderter Zeit-<br />

}<br />

') COLLITZ im Journal of germ. Philol.<br />

Schatzes<br />

läge späterhin auch nach Skandinavien ge-<br />

langt (S. 249 Anm. 7).

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