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Deutsche Altertumskunde

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84 I- Prähistorische Zeit. A. Urzeit.<br />

.<br />

stein keinesfalls dadurch verhüllt wurde. Am Rand der Anschüttung sind<br />

als eine Art Grenzzaun des geweihten oder tabuierten Totenhauses größere<br />

Feldsteine aufgestellt (im Kreis, Oval oder Rechteck) ;0 diese Randsteine<br />

begrenzen einen Flächenraum (etwa 60 x 10 Meter), der mehrere Grabkammern<br />

aufnehmen kann, wie ein vom Zaun umgebenes Dorf mehrere<br />

Häuser in sich vereinigt; doch sind diese dorfartigen Anlagen der Grabkammern<br />

(Friedhöfe) auf Dänemark und Nordwestdeutschland beschränkt<br />

geblieben, sie werden „Hünengräber" oder „Hünenbetten" genannt.<br />

Die entwickelteren Bauten zeigen Ansätze zu einer Erweiterung des<br />

Totenhauses: die Innenräume werden größer und namentlich werden sie<br />

mit der Außenwelt durch eine bei der Türöffnung mündende Ganganlage<br />

verbunden. Der neue Typus der Megalithgräber führt den Namen Ganggräber<br />

(„Riesenstuben"). 2) Die Kammern bewahren den rundlichen oder<br />

länglichen Grundriß, stellen sich aber jetzt als recht geräumige Stuben dar:<br />

ihre Länge dehnt sich bis auf 12 Meter, die Breite bis auf 3 Meter und die<br />

Höhe erreicht das Maß des ausgewachsenen Mannes. Von der vergrößerten<br />

Bodenfläche der Stube hängt die Vermehrung der Decksteine ab, zu denen<br />

wie für die Seitenwände zentnerschwere, aber nicht gerade unförmliche,<br />

erratische Blöcke ausgesucht wurden. Stets ist ein Gangansatz oder ein<br />

wirklicher Gang (mindestens zwei Paar Steine) vorhanden, zu dem die<br />

Grabkammer mit ihrer Längsrichtung quer im rechten Winkel steht; es treten<br />

aber auch unregelmäßigere Verhältnisse auf und häufig ist beobachtet worden,<br />

daß der Gang nicht auf die Mitte der Kammer, sondern auf eines ihrer<br />

Enden zustrebt (Taf. 1, 2).<br />

Diese Ganggräber sind wie die Hünenbetten Friedhöfe oder besser<br />

gesagt Massengräber und in Nordwestdeutschland bis nach Holland (Drenthe)<br />

zu verfolgen. Die Steine wurden nicht behauen und nicht vermauert, aber<br />

doch so sorgfältig ausgewählt, daß die nach dem Binnenraum gekehrten<br />

Seiten flach wie eine Stuben wand waren; außen wurde gefällige Form nicht<br />

gesucht. Zwischen den Blöcken blieben daher Löcher und Spalten, die<br />

mit kleineren Steinen^) oder mit Baumrinde ausgestopft worden sind; die<br />

Öffnungen, die zwischen Tragsteinen und aufliegenden Decksteinen klafften,<br />

wurden von außen mit Lehm gedichtet; der Fußboden zum Teil sehr sorg-<br />

fältig und dauerhaft gepflastert. Da die Grabkammern meist zerwühlt sind,<br />

ist die Innenausstattung beseitigt, aber Reste von Kohlen und andere Spuren<br />

des Feuers lassen einen Brandplatz erkennen, auf dem oftmals ein Feuer<br />

geloht haben muß, was auf einen Kultus der Toten deutet.*) Zu Haufen<br />

nord. *Maiwa, ags. hläw, and. ahd. hl^o, spalten, daß seine Flächen in horizontalen<br />

mhd. l^ ( : lat. cliviis). Schiclitcn genau aufcinandcrpaßten und eine<br />

')<br />

')<br />

Vgl, z. B. Aarboger 1910, 320 ff.<br />

Ihre klassische Architekturform schei-<br />

Art von Mäuerchcn zwisclien den erratischen<br />

Blöcken entstand; um den Kammcrwilndcn<br />

nen diese primitiven Bauwerke in den my- die nötige Höhe zu geben, wurden eventuell<br />

kenischen Kuppclgräbcrn gefunden zu haben: Steine auf den oberen Kanten der Blöcke<br />

MOii.KR, Urgeschichte S. 38 ff. 7 1 ff. ; I- Mhvkr, horizontal aufgeschichtet.<br />

ücsch. d. Altertums 1, 2, 737 ff.; vgl. Prfl- •) Nacli zwei, höchstens drei Gcnerahlstor.<br />

Zeltschr, 1, 374ff.; Fornv.1nnen VM), tlonen scheint der Kult der Verstorbenen<br />

;<br />

161. aufgegeben zu sein, imi ihn den jihigst<br />

•) Merkwürdig Ist dabei die Verwendung<br />

von rotem Sandstein (vgl. hierzu Beltz,<br />

Vorgesch. Altert. S. 94); er wurde so ge-<br />

;<br />

Verschiedenen zu widmen - aucli licut-<br />

zutage hat höchstens der üroüvatcr nocli<br />

seinen Grabkult; die Gebeine der älteren

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