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Deutsche Altertumskunde

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Einleitung.<br />

vor der Vergangenheit deutscher Nation erfüllen; die dunkeln Regungen<br />

deutscher Seelen richtete Ulrich von Hütten auf ein klares Ziel: er hat<br />

unserem Vaterland den Arminius als Nationalhelden vorgesetzt (1529).<br />

Ein zweiter Abschnitt deutscher Altertumsforschung beginnt mit dem<br />

alsbald eröffneten Studium der heimischen Quellen und der vaterländischen<br />

Denkmäler. Bald sah man sich nicht mehr bloß auf die<br />

Autoren des griechisch-römischen Altertums angewiesen. 1530, in größerem<br />

Umfang 1557, erschienen die ersten Publikationen der Volksrechte der<br />

alten <strong>Deutsche</strong>n (1568 die der angelsächsischen Stämme). Sie forderten<br />

zum Studium der altgermanischen Sprachen auf und haben wesentlich<br />

zur Verbreitung deutscher Altertumswissenschaft beigetragen. 2) Gleichfalls<br />

im Jahre 1530 hatte Beatus Rhenanus, der im Kloster Murbach den Velleius<br />

Paterculus aufgestöbert (ed. 1522), die Freisinger Handschrift des Otfrid<br />

gefunden (ed. princeps 1571); nach und nach wurden andere althochdeutsche<br />

Sprachdenkmäler bekannt, so daß im Jahr 1555 Konrad Gesner (Mithridates)<br />

den ersten Versuch einer sprachwissenschaftlichen Darstellung der deutschen<br />

und nordischen Sprachen vorlegen konnte. Nun wurde nach weiteren Über-<br />

bleibseln geforscht: das wichtigste Fundstück war der codex argenteus der<br />

gotischen Bibelübersetzung aus Werden a. R. (um 1554). Kurze Zeit danach<br />

konnte das Studium des Gotischen mit dem der nordischen Runenschrift<br />

verbunden werden. 3)<br />

Nun ist drittens daran zu erinnern, daß bereits J. Caesar und die<br />

Chronistik des Mittelalters (Annolied, Kaiserchronik) eindrucksvolle Einzel-<br />

bilder deutscher Vorzeit aufgefrischt hatte. Aber erst das aus seinen primären<br />

Quellen wiedererweckte Studium des klassischen Altertums ermöglichte eine<br />

zusammenhängende Darstellung der deutschen Urgeschichte.*)<br />

Noch eine weitere fruchtbare Anregung ist von den deutschen Huma-<br />

nisten ausgegangen. Wie sich damals der geschichtliche Sinn nach allen<br />

Richtungen erweiterte, so auch der geographische Horizont.**) Es wandte<br />

sich der Blick nicht bloß in die zeitliche Ferne, sondern auch in die gegen-<br />

wärtigen Räume. Man fing an, das zeitgenössische Volksleben zu studieren.<br />

Es kam eine deutsche Landes- und Volkskunde in Aufnahme.«') Ich<br />

beschränke mich darauf, die beiden Hauptwerke zu nennen, die für uns<br />

eine Fundgrube alter deutscher Volksgebräuche bilden: des Würzburgers<br />

Johannes Boemus Repertoriiim de omniiim gentium ritibus (Augsburg 1520)<br />

und des Sebastian Franck Weitblick (1534).'') Zahlreiche Einzclstudien folgten<br />

und waren insbesondere im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert der<br />

Erforschung der Volkssitten und des Volksaberglaubens gewidmet.<br />

') W. Uhl, Das Portrat des Arminius, '<br />

Königsberg 1898; Hofmann-Wellenhof, Zur Eupliorion 8, 372 ff.<br />

Geschichte des Armlniusiiultus, Graz 1887 1<br />

des<br />

16. und 17. Jahrhunderts, Berlin 1900; vgl.<br />

!<br />

!<br />

*) Vjjl. des .deutschen Strabo" Seb.<br />

(Litcraturangabcn).<br />

MONSTER Cosmograp/iia 1543.<br />

') F. LiNDKNBROG, Cüdcx Icgum anti-<br />

") Er. ScHMiirr, <strong>Deutsche</strong> Volkskunde<br />

quarum, Francf 1613.<br />

im Zeitalter des Humanismus und der Re-<br />

*) BoNAV, VuLCANius, De litcrls et lingua<br />

Gothnrum 1597. Zu den Runen vgl. Zeitschr.<br />

'<br />

formation, Berlin 1904; H. Liehmann, Dcutsches<br />

Land und Volk nach italienisclien<br />

f. d. Will. 32, 140, 564. Berichterstattern der Rcformalionszeit, Berlin<br />

«) Wegele, Geschichte der deutschen<br />

Hl8toriographlcS.36ff.,91f(, — Fr.Gottmelf,<br />

1910; vgl. Zeitschr. d. Ver. f. Volksk. 20, Iff.<br />

') Vgl. Wackkrnagel, <strong>Deutsche</strong>s Lese-<br />

Das deutKne Altertum in den Anschauungen<br />

;<br />

i buch 3, 1, 319 ff.

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