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Deutsche Altertumskunde

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1. Gallier und Germanen. ,§ 45. Kolonialgermanen. 287<br />

gebende Leitform die eiserne oder eherne Mittellatenefibel, ') neben der<br />

auch eherne Frühlatenetypen^) und Spätlatenefibeln^) vorkommen. Daneben<br />

sind die schmalen und schlichten eisernen Gürtelhaken vertreten,*) die aber<br />

durch breitere und weit elegantere, im Zeitgeschmack differenzierte Bronzemuster<br />

verdrängt werden, bei denen z. B. die dreieckige Platte in durchbrochener<br />

Arbeit zu zierlicheren Formen aufgelöst ist (Taf. 26, 7.5). Dieser<br />

Stilrichtung verdanken wir auch die in Sachsen und in Thüringen beliebten<br />

bronzenen Gürtelketten (Taf.25,2).6) Aber nicht bloß Schmucksachen weisen<br />

ganz neue Formen auf,^) auch unter den Geräten 8) beginnt an die Stelle des<br />

primitiven Messers die eiserne Schere zu treten (Taf. 24, 9); sie ist<br />

aus einem Stück und besteht aus zwei durch ein federndes Band verbundenen<br />

Messerklingen; das Band ist bei den Latenescheren ringförmig eingebogen.<br />

9) Die Haarzange^") hat sich nur noch vereinzelt erhalten. Wich-<br />

tiger sind die in Thüringen gefundenen Waffen. ^i)<br />

Zu der Zeit, da in Thüringen germanische Brandgräber (der Ermunduren?)<br />

sich westwärts nur bis zu den Soolquellen von Salzungen erstreckten,<br />

hatten sich in Kurhessen und Oberhessen die keltischen Hügelgräber er-<br />

halten (S.182). Form und Inhalt ließen die Bevölkerung mehr zur süddeutschen<br />

Keltenzone denn zur norddeutschen Germanenzone schlagen. ^ 2) Erst in der<br />

Gegend von Nauheim und Gießen tauchten die Überbleibsel einer germanischen<br />

Kolonistenbevölkerung auf, die wir wohl ohne Bedenken Ubier^^)<br />

nennen dürfen. 1*) In dem fruchtbaren Lößgebiet bei den hessischen Salzquellen<br />

ist ihr Kanton unter dem Einfluß der benachbarten Kelten zu Wohl-<br />

stand gediehen, ehe die unter ihnen sich einnistenden Sweben (Chatten)<br />

sie bedrängten (S. 243). Bis zur Mitte des ersten vorchristlichen Jahr-<br />

hunderts hat man in Nauheim die Urnengräber der Ubier verfolgen<br />

1) Mitteil. f. gothaische Gesch.1903 Taf. 2.<br />

AhV. 5, 105 Taf. 20, 340. Götze S. 224 Taf. 17,<br />

248. 247; vgl. S. 238 (Eisen). 261. 306. 308.<br />

346.<br />

2) Götze S. 220 Taf. 17, 245. 246. Auffallende<br />

mit Korallenperlen verzierte (aus<br />

Massilia importierte?) Stücke lieferte Kl ein<br />

Corbetha (Jacob Taf. 18). DieseKorallenfibel<br />

ist übrigens aus der Provinz Sachsen,<br />

aus der Altmark, Hannover, Brandenburg<br />

durch 17 Exemplare von KossiNNA nachgewiesen<br />

worden (Korrespondenzbl. f. Anthropol.<br />

1907, 60).<br />

3) Götze S.236, 224 Taf. 17,249 (Eisen).<br />

*) Mitteil. f. gothaische Gesch. 1903 Taf. 2.<br />

Götze S. 306. 236. 238. 224 Taf. 17, 250,<br />

zugehöriger Ring Taf. 17, 252.<br />

'') Verhandl. 1898, 226. Götze S. 50. 122.<br />

286 Taf. 17, 253. 254; vgl. S. 306. 314. 323.<br />

345; Undset S. 224. 226 Taf. 22. 10. Dies<br />

neuere Muster hat sich nach Norddeutschland<br />

hin verbreitet (S. 281. 283, Reinecke,<br />

Mainzer Festschrift 1902, 85. 91).<br />

«) Götze S. 242 Taf. 17, 256. 257, vgl.<br />

S. 237 (Gotha). 240. 248. 288 (Weimar).<br />

') Von altmodischen Schmucksachen sind<br />

belegbar Nadeln und Ohrringe , Halsringe<br />

-<br />

und Armringe, die durch Neubildungen, wie<br />

z. B. die eiserne Armspirale, ergänzt wurden<br />

(GÖTZE S. 224. 320. 346. Neue Beitr. zur<br />

Gesch. d. Ahertums 5, 219. 222 Taf. 2. Mühlhauser<br />

Geschichtsblätter 5, 29 f.).<br />

8) Ein auffallendes Importstück ist die<br />

Bronzekanne aus der Borscher Aue (Götze<br />

S. 213. Reinecke, Mainzer Festschrift 1902,<br />

72 ff. Taf. 6).<br />

9) GÖTZE S. 224 Taf. 16, 244.<br />

•0) Undset S. 226 = Götze S. 356 (mit<br />

Schieber). Jacob Taf. 18, 112 (Klein-Corbetha).<br />

") GÖTZE Taf. 16; vgl. z. B. den schönen<br />

Fund von Schwarza (im Fürst-Otto-Museum<br />

zu Wernigerode) bei Götze S. 258 f.<br />

") Vgl. z. B. Mitteil. d. oberhess. Geschichtsver.<br />

16 (1908), 94 ff. Verhandl. 1900,<br />

489; interessant ist die auf dem „Heidenküppel'<br />

im Kreis Fulda gefundene Frühlatenefibel<br />

(Fünfte Veröffentlichung des Fuldaer<br />

Geschichtsvereins 1905 S. 6); weiteres<br />

aus der Nähe von Fulda Verhandl. 1874,<br />

225 f.<br />

^') K0SSINNA, Korrespondenzbl. f. An-<br />

thropol. 1896, 30ff.<br />

1*) Über keltische Reste an der untern<br />

Lahn vgl. AhV. 5, 29 ff<br />

.

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