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Deutsche Altertumskunde

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1, Gallier und Germanen. § 36. Entdeckung Deutschlands. 227<br />

Namentlich aufgeführt werden Burcana (Borkum)i) und Austerauia:^) jenes<br />

Eiland wurde von den römischen Soldaten seiner Saubohnen wegen Fabaria,^)<br />

dieses haben sie um seiner Bernsteinfunde willen Glaesaria^) genannt.<br />

Äußerst anschaulich sind die noch heute zutreffenden Schilderungen<br />

des Wattenmeers, eines Küstenstrichs, der im Wechsel von Ebbe und<br />

Flut bald als eine Inselreihe, bald als Festland erscheint. 6)<br />

Von dem weiter nach Norden sich erstreckenden Wohnraum der Ingwionen<br />

hat Pytheas auch nicht bloß Märchenhaftes erfahren. So berichtete<br />

er von der Insel Thule, die von den einen mit Schottland oder den Shetlandsinseln,<br />

von den andern wohl richtiger mit Norwegen identifiziert worden<br />

ist, 6) über das Himmelsphänomen, das ein wissenschaftliches Problem seiner<br />

Reise bildete: „Bis in diese Gegenden scheint der Massaliote Pytheas gekommen<br />

zu sein; er sagt wenigstens in seiner Schrift ,Über den Ozean':<br />

es zeigten uns die Eingeborenen den Ort, wo die Sonne zur Rüste geht<br />

(sich zur Ruhe niederläßt). Es traf sich nämlich, daß in diesen Gegenden<br />

die Nacht ganz kurz wurde ... so daß die Sonne sehr bald nach ihrem<br />

Untergang wieder aufging."'') Strabo führt auf Pytheas aber auch die Erzählung<br />

zurück, wonach in der Gegend von Thule nicht mehr Erde noch<br />

Meer noch Luft zu finden sei, sondern nur ein Gemisch aus diesen, einer<br />

Meerlunge (Qualle) ähnelnd, in der nach seiner Angabe Erde und See und<br />

') XXIII inde insulae Romanis armis<br />

cognitae. earum nobilissimae Burcana, Fabaria<br />

nostris dicta a fnigis similitudine<br />

(y.multitudinel) sponte prouenientis Plinius,<br />

nat. bist. 4, 97. Griech. BvQ/mi,' Strabo 7, 1, 3;<br />

der Name könnte keltischen Ortsnamen auf<br />

brig entsprechen oder zu urgerm. *berhta<br />

gehören.<br />

'^) -auia deckt sich mit der heutigen<br />

Form -oog (= Eiland), die die friesischen<br />

Inseln der Nordsee bewahren; Austerauia<br />

wäre *Osteroog, wie es heute noch nordfriesische<br />

Eilande Norderoog und Süderoog<br />

gibt.<br />

') faba bezeichnet Plinius ausdrücklich<br />

als Gemüse (nat. hist. 18,48) und fährt fort:<br />

nascitur et sua sponte plerisque in locis<br />

sicut septenti ionalis oceani insulis. quas ob<br />

id nostri Fabarias appellant (a. a. O. 121),<br />

vgl. Hoops, Waldbäume und Kulturpflanzen<br />

S. 464 f. Detlefsen, Entdeckung S. 39 ff.<br />

Zeitschr. f. d. Altert. 41, 1 10. Petermanns Mitteilungen<br />

1909, 19 (Früchte des Stranddorns).<br />

*) Glaesaria a sucino militiae appellata.<br />

barbaris Austerauia praeterque Actania<br />

(1. Actauia}) Plinius, nat. hist. 4, 97. certum<br />

est gigni (sucinum) in insulis septentrionalis<br />

oceani et ab Germanis appellari<br />

glaesum, itaque et ab nostris ob id unam<br />

insulam Glaesariam appellatam . . . Austerauiam<br />

a barbaris dictum 37, 42. ab aduersa<br />

in Germanicum mare sparsae Glaesiae<br />

quas Electridas Graeci recentiores appelauere<br />

quod ibi electrum nasceretur 4, 103;<br />

glaesum Tacitus, Germ. c. 44, vgl. ags. -^slcere<br />

(Bernstein) S. 29. 1 56 (dazu die mythologischen<br />

anord. Glcesisvellir?).<br />

*)<br />

6, 55.<br />

Timaios bei Diodor 5, 22. Mela 3,<br />

super Albim Codanus ingens sinus<br />

magnis paruisque insulis refertus est. hac<br />

re mare, quod gremio litorum accipitur, nusquam<br />

täte patet nee usquam muri simile.<br />

uerum aquis passim interfluentibus ac saepe<br />

transgressis uagum atque diffusum facie<br />

amnium spargitur: qua litora adtingit, ripis<br />

contentum insularum non longe distantibus.<br />

et ubique paene tandumdem, it angustum<br />

et par freto curuansque se subinde longo<br />

supercilio inflexum est. in eo sunt Cimbri<br />

et Teutoni Mela 3, 3, 31. 32 (aus Pytheas<br />

nach Müllenhoff, DA. 1», 489 ff., vgl. 2S<br />

284. Kahler, Festschrift S. 127 ff.).<br />

^) Island kommt nicht in Frage; Plinius<br />

berichtet nat. hist. 2, 187: in insula Thyle —<br />

Pytheas Massiliensis scribit — sex dierum<br />

navigatione in septentrione a Britannia<br />

distante, vgl. 2, 246. 4, 104. 6, 219. Mela<br />

3, 57. Tacitus, Agricola 57. Müllenhoff,<br />

DA. 12, 386. Berger, Erdkunde S. 342 ff.<br />

364. Tyle ultima insula Oceani inter septentrionalem<br />

et occidentalem plagam ultra<br />

Britanniam a sole nomen habens. quia in<br />

ea aestiuum solstitium sol facit et nullus<br />

ultra eam est dies Isidor, Etymol.XIVc.6,4.<br />

Kahler, Festschrift S. 120 ff.<br />

') Geminos von Rhodos, eiouycoyy eh<br />

TCL rpaivousra c. 6 (ed. Manitius, Lips. 1898,<br />

p.70). Müllenhoff, DA.l 2, 325. 400. Berger,<br />

Erdkunde S. 342 f. Man ist versucht, die<br />

salir der Sonne (Vqluspä 5) zu vergleichen<br />

ferner Idg. Forschungen 17, 319.<br />

15*<br />

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