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Deutsche Altertumskunde

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1. Gallier und Germanen. § 33. Belgien. 215<br />

Unabhängigkeitsgefühl bewegte, dem südeuropäischen Luxus abgeneigte,<br />

kriegerische Bevölkerung, die erst später dem gallischen Handelsgeschäft<br />

nahegetreten ist und das von ihr vortreffHch hergestellte Manteltuch ver-<br />

trieben hat.i)<br />

Die dominierende Stellung nahmen unter den Belgiern der linken Rhein-<br />

seite die Treverer ein. Volk und Land haben sich glänzend entwickelt.«)<br />

Als Geschäftsleute werden sie oft im Ausland angetroffen, denn ihr Handelsverkehr<br />

war ins Große angewachsen und ihre Hauptstadt Trier Knotenpunkt<br />

eines Straßennetzes geworden. 3) Im gesegneten Moseltal zu leichterworbenem<br />

Wohlstand gelangt, repräsentierten sie eine Geldmacht. Was Wunder, daß<br />

die Treverer sich nicht bloß militärisch gut organisierten, sondern auch<br />

eine angesehene politische Stellung gewannen. Sehr geschickt haben sie<br />

es verstanden, die auch zu ihnen hereinströmenden Germanen auszunutzen,<br />

unter ihre Klientel zu bringen und dadurch vor den Schädigungen einer<br />

germanischen Invasion verschont zu bleiben. Ihr Gold war ihre Macht und<br />

sicherte ihnen auch ihre keltische Nationalität.'*) Wie haben ihre Nachbarn<br />

unter der Invasion der Germanen gelitten! Nördlich von den Treverern,<br />

östhch von den Menapiern und Nerviern wohnten in dem Wald- und Moorbezirk<br />

der Ardennen, vornehmlich auf der Ostseite der Maas, die Eburonen,^)<br />

unter denen sich Germanen angesiedelt haben.«) Rechtsrheinische Völker<br />

haben auch noch Sukkurs geschickt, als die römischen Legionen in die<br />

Veen einbrachen und unter belgischer Beihilfe den Eburonen den Garaus<br />

machten. Sogar den Namen dieser Belgier hat Caesars Heer im Jahr 53 v. Chr.<br />

Geb. vernichtet.'') Ihr Territorium wurde frei. Es traten die Tungren an<br />

ihre Stelle.«)<br />

Die Südnachbarn der Treverer waren die Mediomatriker. Den<br />

der Ceutrones, Grudii (Germanen? cfr.<br />

Holder, Altcelt. Sprachsch.), Levari (Leva ><br />

La Lieue, Nebenfluß der Scheide), Pleumoxii,<br />

Geidumni. Von den Römern endgültig<br />

unterworfen (Tacitus, Hist. 4, 66. 79) verlor<br />

die ciuitas Neruiorum (CIL. XIII, 1 Nr. 3571.<br />

3573) mit der Zeit ihren Namen; sie heißt<br />

später Camaracenses nach Camaracum<br />

(> Cambrai); Vorort war Bagacum (> Bavai).<br />

^) Eine Landeseigentümlichkeit sind die<br />

bei ihnen üblichen .Knicks" (Caesar 2, 17);<br />

im übrigen vgl. über den ßigoog Neoßixög<br />

(Ed.Diocletiani 19,32.22,21) PaÜly-Wissowa<br />

3, 498.<br />

*) CIL. XIII, 1, 582 ff. Caesar 2, 24. 3, 11.<br />

4, 6. 5, 3. 55. 6, 2. 8, 25 ; darissimi Belgarum<br />

Mela 3, 2, 20. Tacitus, Germ. c. 28. Plinius 4,<br />

106. 11, 262 u. a. ciuitas Treuerorum CIL.<br />

XIII, 1 Nr. 3693. 3694. 6800.<br />

ä) Bonn. Jahrb. 113, 229 ff.<br />

*) negotiatores CIL. XIII, 1 Nr. 3666.<br />

3703—5. 4155—57. Keltische Ortsnamen<br />

liegen in größter Dichtigkeit im Moseltal und<br />

ziehen sich in die Täler der Nebenflüsse<br />

hinauf. Von Ortschaften des Trevererlandes<br />

kennen wir aus alter Zeit: Noviomagus<br />

(Neumagen, Korrespondenzbl. 1906,77), vicus<br />

Orolaunum (Arlon), vicus Beda (Bitburg),<br />

vicus Icorigium (Jünkerath), vicus Andethanna<br />

(Auweiler?); vicus Voclanniorum.<br />

vicus Ambitarvius; ferner txntnpagus Carucum;<br />

coloni Crutisiones (Pachten). Als<br />

Siedelungsform sind namentlich die Einzelhöfe<br />

zu beachten {rara disiectaque aedificia<br />

Caesar 8, 10, 3); die Gruppensiedelung fehlte<br />

aber durchaus nicht (Caesar 2, 29. 7,14; über die<br />

Anlage der vici vgl. Westd. Zeitschr. 19, 1 ff.).<br />

Die Häuser waren kuppeiförmig mit Strohdach,<br />

die Wände aus Flechtwerk mit Lehmbewurf<br />

(Caesar 5, 41. Strabo 4, 4, 3. Forsch,<br />

zur d. Landes- und Volksk. 14, 374 f.). Zum<br />

Götterkult und zur Namengebung vgl. Röm.germ.<br />

Korrespondenzbl. 1 908, 4 ff.— Die Hauptstadt<br />

Augusta Treuerorum heißt seit dem Ende<br />

des 3. Jahrh. n. Chr. Geb. Treveri (Trier).<br />

') Caesar 5, 24. 6, 5. 32 ; ihr Zentrum war<br />

das castellum Atuatuca; vgl. Pauly-Wissowa<br />

5, 2, 1902 f.<br />

«) Caesar 6, 32.<br />

') Caesar 6, 34. 35. 43. Livius, Epitome<br />

106. 107. Später werden Eburones nicht mehr<br />

genannt; nur spärliche Reste von ihnen haben<br />

sich erhalten (CIL. XIII, 1 Nr. 6216).<br />

*) Tacitus, Germ. c. 2. Confinium Tungrorum<br />

et Remorum CIL. XIII, 1, 627 ff.

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