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Deutsche Altertumskunde

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380 II. Historischer Zeitraum. A. Westgermanen und Ostgermanen.<br />

Hier biegt der Taunuslimes nach Osten um und stößt auf die von Mainz<br />

abgehenden Heerstraßen (Hünerstraße und Mainzerstraße) bei den Taunuskastellen<br />

Zugmantel^) und Heftrich,^) die den Anmarsch von der Lahn<br />

durch das Aar- und Wörs-Emstal gesperrt haben dürften. Auf 700 Meter<br />

Seehöhe folgt das Feldbergkastell, =^) das höchstgelegene des ganzen Limes*)<br />

und weiterhin mit dem üblichen Abstand Saalburg^) und Kapersburg.«)<br />

Nun wendet sich der Limes nach Norden über Langenhain'') und Butzbach<br />

») und erreicht bei Grüningen (nahe bei Gießen) seine nördlichste<br />

Station.«)<br />

Einen größeren Aktionsradius hat die Taunusfeste Friedberg i. H.<br />

bekommen. Von hier aus wurden strahlenförmig Etappenstraßen i") und an<br />

deren Endpunkten die zuletzt erwähnten Westkastelle gebaut. Aber die<br />

,auf dem Pohl' (d. h. Palisade); das Steinkastell<br />

liegt 200 m hinter der Palisade und<br />

ist vom Dorf überbaut.<br />

') ORL.IINr.8(,Alte Burg"); vgl. Limesblatt<br />

Sp. 429 ff. 921. V. Domaszewski, Die Anlage<br />

der Limeskastelle, Heidelberg 1908 (dazu<br />

Röm.-germ. Korrespondenzbl. 1908, 29 ff.). Es<br />

liegt 325 m vom Pfahlgraben entfernt, ist<br />

99 X 171 m groß — später (unter Commodus?)<br />

umgebaut und vergrößert (Bauinschrift vom<br />

Jahr 223) — unter Hadrian erst als kleines<br />

Erdkastell angelegt worden. Die Ausgrabungen<br />

haben ein sehr reiches Fundmaterial ergeben.<br />

Eine Trevererkohorte hat im Kastell gelegen,<br />

außerdem ist eine Centurie des Leubaccius<br />

(germanischer Name? vgl. S. 107. 108), außerhalb<br />

des Kastells ein Lagerdorf und ein Fried-<br />

hof nachgewiesen.<br />

2) ORL. II Nr. 9 ; das Kastell liegt „ auf der<br />

alten Burg" 2 km südlich von dem Dorf Heftrich,<br />

50 m hinter dem Pfahlgraben und ist 92 x 78 m<br />

groß; die Besatzung bildete der numerus Cattharensium<br />

(5.378). Vor der Mauer breitete<br />

sich ein Lagerdorf aus ; an der Straßenkreuzung<br />

wird seit undenklichen Zeiten noch heute dreimal<br />

im Jahr Markt gehalten.<br />

*) ORL. II Nr. 1 0; genau so groß wie Heftrich<br />

ist dieses gleichaltrige Kastell frühestens unter<br />

Hadrian gegründet worden, es liegt 120m hinter<br />

dem Pfahlgraben, war von exploratores Halicenses<br />

besetzt und hat viele und sehr bemerkenswerte<br />

Funde geliefert. 50 m vor dem<br />

Kastell ist ein BadegcbMudc (.Heidenkirche")<br />

aufgedeckt worden ; die alte nach Heddernheim<br />

fuhrende Straße (.Pflasterweg") gehört zu den<br />

bcstcrhaltcncn Römerstraßen im Taunus.<br />

*) Die Baustellen wurden überhaupt so<br />

gewählt, daß die Kastelle von überhöhter Lage<br />

aus die Gegend beherrschten {ex campo in<br />

emlnentiam attolluniur Hygin, De munitionc<br />

cattrorum 56).<br />

*) Bei der Saalburg befand sich anfänglich<br />

nur eine Feldwache der in Hcddc-rnhclm stellenden<br />

Kohorte. Sic ist unter I Indrian als Stein-<br />

Icastell (86 - M m) ausgebaut und mit der<br />

früheren Besatzung von Wiesbaden (cohors It<br />

Raetorum) belegt worden (ORL II, 31. 71); die<br />

älteste Inschrift gehört ins Jahr 139/40. Im<br />

Lagerdorf konnten zahlreiche Bauernhäuser<br />

mit Brunnenanlagen nachgewiesen werden<br />

(L. Jacobi, Das Römerkastell Saalburg, Homburg<br />

1 897. H. Jacobi, Führer durch das Römerkastell<br />

Saalburg, Homburg 1907 ff. CIL. XIII,<br />

2, 449. Die Saalburg, Mitteilungen der Vereinigung<br />

der Saalburgfreunde, die auch ein<br />

Saalburg-Jahrbuch herausgeben).<br />

«) ORL. II Nr. 12 („Hoheburg"). Auch hier<br />

lassen sich verschiedene Bauperioden unterscheiden:<br />

die älteste Anlage ist ein kleines<br />

Erdkastell (Feldwache), dann folgt das hadrianische<br />

Steinkastell (60 m vom Pfahlgraben<br />

entfernt) und schließlich wurde dieses erheblich<br />

vergrößert, vgl. Zugmantel (Anm. 1). Die<br />

Besatzung bildete ein numerus Nidensium (von<br />

der Nidda S. 374 f.); das massive Getreidemagazin<br />

ist unter Septimius Severus erbaut.<br />

Die am Kastell vorüberführende Römerstraße<br />

heißt „Hünerpfad" oder „Hunnenpfad".<br />

') ORL. II Nr. 13 („auf der Burg", Flußübergang<br />

über die Use). Das Kastell — aus<br />

dessen Mauersteinen die Ortskirche erbaut ist<br />

— hat die Maße 198 x 163 m und diente der<br />

cohors I Biturigum als Quartier; eine Straße<br />

führt nach dem 8,7 km entfernten Friedberg.<br />

Besonders gut sind die Rohre der römischen<br />

Wasserleitung erhalten. Zwischen Kapersburg<br />

und Langenhain (6 km) liegt ein Zwischcnkastell<br />

Kaisergrube.<br />

«) ORL. 11 Nr. 14 (.Hunnenburg"); das<br />

Kastell, ursprünglich kleineren Umfangs, ist<br />

später vergrößert worden; von den Innenbauten<br />

ist das Praetorium vcrhäUnisinäßig gut<br />

erhalten, außerhalb der KastelliiKuicr angelegte<br />

Brunnen der bürgerlichen Niederlassung werden<br />

zum Teil heute noch boiiülzt ; Gräber liegen<br />

zu beiden Seiten der „alten Straße"; eine zweite<br />

Straße führt nach l-'riedbcrg.<br />

") „ifainliaiis" 46 ^. 63 m ; der Pfahlgraben<br />

heißt hier „Landhecge" und scheint besonders<br />

bewehrt gewesen zu sein, vgl. Miiioshlatt 261.<br />

352. 617. Walz, Progr. I"ricdl)iii; ')()() 1 S. 7.<br />

441.<br />

'«) Vgl. das Dorf Straßcnlinm CIL. XIII, 2.

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