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Deutsche Altertumskunde

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456 H- Historischer Zeitraum. A. Westgermanen und Ostgermanen.<br />

tum, sondern auch die Benützung bei der Gesamtheit der Genossen in vollkommener<br />

Ungeteiltheit war".i) Jeder Genosse hatte das Recht, im Walde<br />

Holz zum Zäunen, Bauen und Verbrennen zu fällen; Schweine zur Mast in<br />

den Wald und Vieh zur Weide zu treiben; zu jagen und zu fischen; das<br />

gemeine Wasser zur Viehtränke und zur Bewässerung zu verwenden, Torf<br />

und Lehm, Sand und Gestein zu graben und was es in der Mark des<br />

ähnlichen gab.*)<br />

Der Markgenossenschaft unterstand im Dorf (nicht auf dem Einzelhof)<br />

außerdem die Feldflur») und insofern stellte sie eine Feldgemeinschaft^)<br />

dar. Als Ackerland wurde die Feldflur wie die Mark gemeinschaftlich ge-<br />

nutzt, denn sie war ebenfalls Gemeinbesitz der Ansiedler, genauer ausgedrückt<br />

ihrer Sippen (Kluften). Zum Unterschied von der Mark bheb<br />

das Ackerland unter die Kluften des Dorfs (S. 429) aufgeteilt und ist<br />

nach einem uns unbekannten Turnus weiterhin innerhalb der Kluft unter<br />

die einzelnen Haus- und Hofbesitzer auf ein Jahr oder auf längere Fristen<br />

verlost worden.») Innerhalb seiner Kluft erhielt jeder Haushaltungsvorstand<br />

einen ebenso großen Anteil an der Feldflur wie der andere und dies Teilstück<br />

wurde „Los" genannt. ß) Nur der privilegierte Adel, die Angehörigen<br />

der größeren und angeseheneren Sippen bezw. Kluften (gentes) sind bei<br />

der Flurverteilung mit größeren Eschen und Losen bedacht worden.'^) Die<br />

Feldflur ging aber keinesfalls in Privateigentum über, sondern blieb Sippen-<br />

besitz; die Mitglieder der Kluft, die einzelnen Hauswirte des Dorfes, sind<br />

nicht eigentlich Grundeigentümer, sie hatten nur Nutzungsrechte an Grund<br />

und Boden, der vom Geschlechtsverband den Einzelfamihen zur Sondernutzung<br />

überwiesen wurde.«) Die Genossenschaft selbst regelte unter Leitung<br />

ihrer erwählten Beamten (/wa^/s/ra^ws S. 431) diese Nutzung der Feldflur in<br />

der Art, daß diesen die Auswahl der Flurstücke vorbehalten blieb. Besondere<br />

') GiERKE 1, 66ff. I<br />

einer<br />

Ortschaft zugewiesen waren; das gemein-<br />

Saatfeld eines Dorfes zerfiel also in Sek-<br />

(z. B. norderesch und süderesch).<br />

same<br />

I<br />

') Den Fremden war es verwehrt (»kein j<br />

Dorfgenosse soll einem Fremden gestatten<br />

dürfen, Ochsen, Kühe oder Pferde in die<br />

tionen<br />

^) sors:ahd./i/u2, ags.hlot, anoxd.hlutr,<br />

Dorfmark zur Weide zu bringen, außer es hlautr, got. hlauts -Afiooc:; consors : ahd.<br />

haben sich alle Dorfgenossen hiermit<br />

verstanden erklärt . . . und ebenso soll<br />

einman<br />

gihlozzo, epanhluzzeo (exsors: ahd. iir/ilozzo,<br />

urluzer, ags, orhlyte — von der Verteilung<br />

|<br />

,<br />

'<br />

t<br />

i<br />

einen fremden Mann in unvcrteiltem Walde ausgeschlossen); wahrscheinlich gehört die<br />

nicht Holz hauen lassen und nicht gestatten,<br />

Ins Wasser hineinzugehen, um es zu nützen:<br />

Sippe von .teil, teilen" hierher (got. dails,<br />

dailjan,gadaila = z\\±giteiloQtno%%t,znoxd.<br />

der cenosscnschaftlichc Charakter des AI- rf^/WTeilung, Grenzscheide) ;vgl. auch ostfries.<br />

mendrechtes ist hier noch vollständig erhalten<br />

geblieben* Haff, Dan. Gemeinde-<br />

^^« (Swart S. 338 f .).<br />

^) locupletissimiOcrm. c.\7', secundum<br />

rechte 1, 197 f.).<br />

*) camporum spatia Germ. c. 26. Zum ;<br />

dignationem partinntur c. 26 {\g\. principis<br />

dignationem c. 13); es erscheint gesucht,<br />

Schutz gegen das weidende Vieh ist die dignationem auf die bessere Qualitiit des Bo-<br />

Feldflur eingezäunt oder mit Wall und dcnszubeziehcn;vgl.S. 459. Hennings S.26;<br />

Graben umgeben (Haff 1, 154 ff, Swart ferner Haff, Dan. Gcmeindcrcchtc 1, 184 ff.<br />

}<br />

S. 101).<br />

\<br />

;<br />

*) priuatl ac separati agri apud eos<br />

nihil est Caesar 4, 1. 6,22; Haff, Dan. Ge-<br />

I<br />

natio<br />

2, 10 f. (dän. ornnm eines almlböndi); digist<br />

anord. ags. and. tir : nhd. zierde<br />

mclnderechtc 2, 9 ff. hcrrschaften S. 463 (Gierkes Untersuch.<br />

(S.439);hierliegenKcimcdcrspiltercnGrund-<br />

*) Brunner 1. 86 f. Jede kluft hat Ihren 89, 127 ff.).<br />

eigenen Dorfacker (Swart S. 87. Sering ») Gierki: l,63f. Racmfahl, Zur Gesch.<br />

S. 255 ff.), well Teile des Esch, Abschnitte der des j<br />

'<br />

Fcldflur den einzelnen Qcschlechtsvcrbflnden<br />

Grundeigentums. Jahrb. f. Nationaiökuii.<br />

19, 172. Serinü, Hrbrccht S. 122.

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