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Deutsche Altertumskunde

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2. Das Zeitalter der Leichenbestattung. § 23. Haus. 161<br />

Im Jahr 1907 wurde zwischen Helmsdorf und Augsdorf der Große Galgenhügel<br />

abgetragen (S. 135). Im Innern traf man eine Steinlage und darunter<br />

ein dachförmiges Gerüst von je zehn starken Eichenstämmen, das mit Gips<br />

ausgefugte und mit Schilf bedeckte Eichenbohlen trug. Das Holzhaus soll<br />

zirka 3,9 Meter lang,\) 2,5 Meter breit und 1,6— 1,7 Meter hoch gewesen<br />

sein. Auf der südHchen Giebelseite zeigten sich ebenfalls vier als Sparren<br />

schräggestellte Eichenstützen (30—35 Zentimeter stark), die der durch eine<br />

1,5 Meter lange und 0,9 Meter hohe Sandsteinplatte verstärkten Holzwand<br />

den nötigen Halt verliehen; diese Holzwand war 1,5 Meter hoch und bestand<br />

aus drei aufrecht stehenden durchschnittlich 80 Zentimeter breiten Eichen-<br />

bohlen, darüber befand sich der spitze Dachgiebel; an den Seiten war die<br />

Wand in einem der Neigung der Dachflächen entsprechenden Winkel ab-<br />

geschrägt. 2) Das Dach bestand gleichfalls aus Eichenbohlen, die ohne Vermittlung<br />

eines Firstbalkens so gegeneinander gestellt waren, daß die oben<br />

abgeschrägten Flächen genau aufeinander paßten, während die unteren im<br />

Boden verlaufenden Enden durch aufgelagerte Steine gesichert waren. Die<br />

Bohlen zeigten sich mit sandhaltigem Lehm ausgefugt und mit einer dichten<br />

Lage von Schilf bedeckt; darauf (nicht darunter) ruhen je zehn Sparren<br />

(durchschnittlich 30 Zentimeter stark) eines Außendachs, die im Innern noch<br />

durch eine Astgabel verstärkt worden sind.») Der Fußboden des Hauses<br />

war (in Diele und Flett?) geteilt: nach Süden zu war eine 1,4 Meter lange<br />

Strecke anscheinend mit Schilf belegt; nach Norden zu war er in einer<br />

Länge von 2,5 Meter mit Sandsteinplatten, deren Fugen mit Gips aus-<br />

gestrichen waren, gepflastert. Auf diesem Pflaster stand ein bettladenförmiger<br />

offener Sarg (2,05 Meter lang, 0,98 Meter breit),*) in dem ein erwachsener<br />

Mann in Hockerstellung bestattet worden war."^)<br />

Diese Grabhäuser bestehen nur aus dem Dachraum der heutigen Gebäude;<br />

der „Boden" des Hauses ist hier noch der Erdboden. Man wird<br />

sie also als „Dachhäuser" zu definieren haben. Die Übereinstimmung mit<br />

dem Dachgeschoß unserer Wohnungen einerseits und mit den schapkovetiy<br />

primitiven Dachhäusern der norddeutschen Heiden und Moore, andererseits«)<br />

nötigt zu der Schlußfolgerung, daß die Grabhügel von Leubingen und<br />

Helmsdorf den Holzbau des norddeutschen Wohnhauses in seiner ursprüng-<br />

lichsten Anlage darbieten. Die Geschichte des deutschen (speziell des nieder-<br />

deutschen) Bauernhauses wird von dem einzelligen Dachhaus dieser bronze-<br />

!<br />

'<br />

i<br />

;<br />

Hauptgjab befindet sich über steinzeitlichen<br />

Bestattungen (Jahresschr. 6, 40 ff., 69 ff.).<br />

1) Als Grenzmarken wurden in der<br />

Längenachse des Hauses vor seinem nörd-<br />

a. a.O.S. 23 ff.): ein Steinhammer (Taf. 2 Fig. 7),<br />

ein Tongefäß (Taf. 6 Fig. 16), ein Bronzebeil<br />

(Taf. 2 Fig. 8), zwei Dolchklingen (Taf. 2<br />

Fig. 10. 9?), ein goldener Armring (Taf. 6<br />

liehen und seinem südlichen Giebel je eine Fig. 1), zwei Goldspiralen (Taf. 6 Fig. 4. 5),<br />

Baumsäule konstatiert (S. 16f.). ein Spiralröllchen (Taf. 6 Fig. 6), zwei goldene<br />

2) Taf. 3 Fig. 1; vgl. S. 13 f. 15. 17 f.; Heftnadeln (Taf. 6 Fig. 2. 3).<br />

,das Giebeldreieck zwischen der Oberkante j<br />

'' der Mittelbohle und den über ihr zusammen-<br />

ß) Paarweise ragen vom Erdboden die<br />

Dachsparren auf, der Eingang befindet sich<br />

;<br />

treffenden Dachsparren ist offen gewesen" auf der Giebelseite; vgl. Mielke, Zeitschr. f.<br />

S. 1 8. Ethnolog. 1 903, 509. Zeitschr. d. Ver. f. Volksk.<br />

ä) Taf. 3 Fig. 2; dazu S. 15 f. 14, 158. Das Bauernhaus im <strong>Deutsche</strong>n Reich<br />

*) Rekonstruiert a. a. O. auf Taf. 2 Fig. 15; i S.83. Zeitschr.f.d.Phil.39,291 f. Ärch.f.Anthrovgl.<br />

S. 19. 20 ff.<br />

^) Als Beigaben wurden gefunden (vgl.<br />

pol. 1909, 160 f. Rhamm, Ethnograph. Beitr.<br />

2, 1, 253 ff., 587, 1066. Man darf hier auch<br />

Handbuch des deutschen Unterrichts. Bd. V, Teil I. 11

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