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Deutsche Altertumskunde

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2. Die Römer in Deutschland. § 58. Römische Verwaltung und der Limes. 373<br />

corum).^) Hier ist ein altes, von Rasenwällen und Holzplanken umzäuntes,<br />

sog. Erdkastell in flavischer Zeit (bald nach dem Jahr 83) umgebaut, mit<br />

festen Steinmauern versehen worden. 2)<br />

In dem westlichen Taunusabschnitt kamen die Römer auf einer Straße<br />

Wießbaden—Ems bis zur Lahn und darüber hinaus bis Neuwied. 3) Den<br />

Grenzschutz besorgten zunächst die in den nahen Rheinkastellen lagernden<br />

Mannschaften. Domitian hielt jedoch dafür, daß die römischen Interessen<br />

in diesem rechtsrheinischen Land so nicht genügend gewahrt seien und<br />

verstärkte deshalb das Vorterrain durch römische Vorposten in den Kastellen<br />

Marienfels,*) Ems, Niederberg, Benndorf, Heddesdorf.^)<br />

In die Regierungszeit Domitians fällt nun aber auch die Befestigung<br />

des östlichen Taunusabschnittes. Es erstand nicht bloß das Steinkastell<br />

Wiesbaden, sondern auch Hofheim, Heddernheim, Kesselstadt bekamen<br />

Festungsmauern ;^) der Limes des Domitian reichte bis zu den Kastellen<br />

Okarben, Friedberg, Arnsburg in die nördliche Wetterau hinauf. Nach<br />

dem Chattenkrieg des Jahres 83 standen also die Römer auf der Wasserscheide<br />

zwischen Main und Lahn und kurz danach wurde ihr nordmaini-<br />

scher Straßenzug ausgebaut und das ganze Gelände militärisch neu ein-<br />

gerichtet.'')<br />

Alte Stützpunkte der Römer waren die durch Funde der augusteischen<br />

Epoche ausgezeichneten Orte Hofheim, Höchst, Friedberg i. H.») Schon<br />

Drusus war auf dieser Linie ins Land der Chatten marschiert und alle<br />

Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß dort, wo heute die „Burg" von Fried-<br />

berg steht, Drusus das von Germanicus erneuerte Taunuskastell errichtet<br />

') ORL. II, 31, 43 ff. — Schon in der ersten<br />

Hälfte des 1. Jahrh. war dortiges Gelände im<br />

Besitz der Römer (vgl. CIL XIII, 2 Nr. 7382 f.<br />

ORL. II, 29, 16 ff.).<br />

») ORL. II Nr. 31. Das Kohortenkastell<br />

liegt auf dem „Heidenberg* und ist 157,8 x<br />

143,7 m groß; vor der mit 4 Ecktürmen und<br />

16Zwischentürmen bewehrten und innen durch<br />

einen Wall verstärkten Kastellmauer liegt<br />

eine Berme und 2 Spitzgräben (2,5 und 2,1 m<br />

tief) in einer Breite von 60 römischen Fuß<br />

(„dieselbe Breite haben die Gräben einschließlich<br />

Berme in allen sorgfältiger untersuchten,<br />

nach dem Chattenkrieg Domitians angelegten<br />

Hauptkastellen des Nord-Maingebiets " S.9f.).<br />

Über die Tore und die im Innern des Kastells<br />

liegenden Gebäude (Praetorium, Sacellum,<br />

Kommandantur, Badeanstalt, Magazine, Baracken<br />

etc.) vgl. S. 1 2 ff . 24 ff . Die T h e r m e n<br />

von Wiesbaden sind mindestens so alt wie<br />

das Kastell (Wasserleitungsröhren und Inschriften<br />

S. 42. 70).<br />

') ORL II, 31, 42 ff. 66. Die Straße<br />

(„Hünerstraße", d. i. Römerstraße, Zeitschr.<br />

f.d.Phil.40, 281) führte von Wiesbaden (bezw.<br />

Mainz) über Marienfels und Niederberg (bei<br />

Koblenz) nach Heddesdorf (bei Neuwied).<br />

Der Straßenzug ist übrigens vorrömisch (Nass.<br />

Mitteil. 1900, 103). Ems: ORL. 1 Nr 4.<br />

*) In diesem Taunusabschnitt ist nur ein<br />

einziges Kastell der domitianischen Zeit nach-<br />

weisbar; eine Kohorte in Marienfels hat in<br />

diesem durch die Berge geschützten Gelände<br />

ausgereicht (ORL. I Nr. 5 a), sie lag hier bis auf<br />

die Zeit Hadrians; die bürgerliche Niederlassung<br />

in Marienfels hat fortbestanden und<br />

einen Schatzfund von 1500 Denaren geliefert<br />

(Westd. Zeitschr. 15, 267. Nass. Mitteil.1902, 20).<br />

^) S. 379. Jenseits der Lahn ist ein der<br />

Flavierzeit angehörendes Erdkastell als Deckung<br />

eines Rheinübergangs bei Benndorf gefunden,<br />

es scheint auch nur bis auf Hadrian<br />

bestanden zu haben (Limesblatt Sp. 570 ff.).<br />

Der nördlichste militärische Stützpunkt<br />

ist das Kohortenkastell Heddesdorf,<br />

in geringer Entfernung vom Rhein auf beherrschender<br />

Höhe nahe bei Neuwied gegen<br />

Ende des 1. Jahrh. gegründet (ORL. I Nr. 1).<br />

Im Laufe des 2. Jahrh. wurde diese Festung<br />

aufgelassen und sie wandelte sich zu einer<br />

bürgerlichen Niederlassung mit Gemeindeordnung<br />

(das heutige Dorf ist zum Teil in<br />

das Kastell eingebaut, die „Hintere Beringstraße"<br />

ist die uia principalis des römischen<br />

Lagers).<br />

6) Bonn. Jahrb. 117, 418 f.; über den vordomitianischen<br />

Taunuslimes vgl. auch Nass.<br />

Annalen 32, 6 ff.<br />

581 ff.<br />

') ORL. II, 3 1 , 68 ; vgl. Limesblatt Sp. 52 1 ff.<br />

8) Nass. Mitteil. 1901, 45. 50 f.

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