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Deutsche Altertumskunde

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1. Nordeuropäische Urzeit. § 2. Landschaftsbilder. 35<br />

Oberholz, Linden^) und Haseln^) bilden ein mehr oder weniger dichtes<br />

Niederholz; an lichteren Stellen fand sich Gestrüpp und Gestäude, darunter<br />

ein blühender Dornbusch und der immergrüne Hülsen;^) hier und da standen<br />

Sumpfpflanzen mit der ihnen eigentümlichen Gesellschaft.<br />

Aber im großen und ganzen darf man seit der Eichenzeit die Eiche<br />

als den Charakterbaum des deutschen Nordwestens und die Föhre als den<br />

Charakterbaum des deutschen Ostens bezeichnen. Denn aus den Mooren<br />

Nordwestdeutschlands kommen ebenso regelmäßig Eichenstämme,'*) als aus<br />

den Mooren Nordostdeutschlands Föhrenstümpfe^) zum Vorschein. Ich nenne<br />

z. B, die großen Hochmoore des Weserdeltas, die an vielen Stellen Reste<br />

bedeutenden Waldwuchses zeigen; hier sind durch Überflutung jene schwimmenden<br />

Moore entstanden, die den Römerflotten so gefährlich wurden:<br />

Inseln mitsamt den auf ihnen wachsenden Rieseneichen trieben vom Ufer<br />

losgerissen im Meere hin und her.^)<br />

Erst nach Verfluß eines gewaltigen Zeitraums haben die Eichen und<br />

die Föhren einen gefährhchen Rivalen erhalten, der von Süden herkam und<br />

in der Ostseezone jenen älteren Ansiedlern Luft und Licht geraubt hat.<br />

In den allerobersten Schichten der Moore Dänemarks und Schlewig-Holsteins<br />

gibt sich die Buche zu erkennen. 7) Heute sind an der Ostsee die prä-<br />

historischen Föhren- und Eichenwälder durch die lichte Maienpracht der<br />

Buchenwälder abgelöst. Auf dem holsteinischen Mittelrücken begegnen wir<br />

schon dem älteren Eichenkratt, weiter nach Westen nimmt die Buche ab;<br />

in England hat sie niemals als Waldbaum Wurzel gefaßt. Auch höher<br />

nach Norden hinauf ist sie nicht vorgedrungen; in den südlichen Teilen<br />

von Schweden und Norwegen hat sie die Nordgrenze, in Ostpreußen (bei<br />

Königsberg) die Ostgrenze ihrer Verbreitung gefunden.") Wohl aber ist die<br />

Buche schon in den ältesten Pfahlbauten der Schweiz belegt; auch Mittel-<br />

deutschland war durch Buchenwälder ausgezeichnet ;") so ist die Buche also<br />

1) anord. ags. lind, ahd. linta, vgl. urslav. Frankreich wieder (afranz. hous, neufranz.<br />

•'7o/2/m(Schrader, Reallexikon S.503). Linden- houx).<br />

bast wurde für Flechtwerk bevorzugt, daher i<br />

ahd. /md = Bast; anord. //«rf/, mwA. lind = \<br />

*)<br />

Moore<br />

Vgl. z. B. R. V. Fischer-Benzon, Die<br />

der Provinz Schleswig-Holstein, Harn-<br />

Band; anord. ags. lind = Schild. bürg 1891 u. a. (Hoops S. 39 ff.).<br />

2) lat. corulus, air. coli (aus *cosl) sind *) Vgl. z. B. Geinitz und Weber, Über<br />

mit ahd. hasal, ags. hcesel, anord. Afls/ iden- ein Moostorflageram Seestrande derRostocker<br />

tisch. Bei der Linde zeigen die Slaven ver- Heide, Archiv d.Ver.d. Freunde d.Naturgesch.<br />

wandte Bezeichnungen; die Hasel dagegen in Mecklenburg 58 (1904), Iff.; dazu Englers<br />

ist aus den östlicheren Gegenden in den Botan. Jahrbücher 42 (1908), 38 ff.<br />

höheren Breitegraden verschwunden und den '^) Plinius, Nat. Hist. 16, 5; vgl. Fr.<br />

Germanen mit den Kelten gemeinsam; diese Kahler, Forschungen zu Pytheas Nordlands-<br />

|<br />

übereinstimmung erstreckt sich auch auf den reisen (Festschrift, Halle 1903) S. 129. —<br />

Namen der Haselnuß: a\T. cnu ist anord. Solch schwimmender Boden scheint ursprüng-<br />

lieh unter „Sumpf" verstanden zu sein: ahd.<br />

hnot, ags. hmitii, ahd. hniiz. \<br />

3) Für „Dornstrauch" liegt die inter- sunft, giswumfstin (natatibus Ahd. Gl. 2,<br />

essante Gleichung lat. riibus — ags. word vor 418, 54) ; mnd. sump, engl, swamp ( : swanky<br />

(Sitzungsber. d. Berl. Akad. 1910, 807 f.). Hex sumpfig); vgl. got. swumfsl (Teich).<br />

fl

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