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Deutsche Altertumskunde

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3, Germania. B. Kulturverhältnisse. § 82. Schmuck. 489<br />

aufs neue ein eigenartiges Volkstum in Nordostdeutschland. i) Wie im Westen<br />

setzen sich die frührömischen Fibeln hier kontinuierlich an Latenefibeln an; 2)<br />

römische Originale sind auch hier gefunden; 3) aber sie wurden zu spezifisch<br />

ostgermanischen Mustern in Bronze, Eisen und Silber umstilisiert.^) Eine<br />

ostgermanische Augenfibel ^) zeigt einen Wulst um den Bügel und den Bügel-<br />

fuß mit vier bis sechs eingestempelten großen Doppelkreisen verziert (Taf.<br />

32, 7). Man darf diese Fibel gotisch und burgundisch nennen, denn sie ist<br />

nicht bloß in Westpreußen^) und Hinterpommern,') sondern auch auf Got-<br />

land, Öland und Bornholm verbreitet, ») während sie bei den Lugiern in<br />

Schlesien und Posen so spärlich wie bei den Eibgermanen zu Tag gekommen<br />

ist. 9)<br />

Eine zweite Lieblingsform der Ostgermanen ist von der Kopffibel der<br />

römischen Donauländer abgeleitet r^o) die Bügelscheibe ist vergrößert und wie<br />

die Stützplatte der Spirale mit geperltem Silberdraht belegt (Taf. 32, 9). Man<br />

möchte die Vermutung äußern, daß dies Modell in der römischen Provinz<br />

eigens für die Skandinavier, Ostgermanen und für deren östliche Nachbarn an-<br />

gefertigt worden sei,^i) denn es ist hier in verschiedenen Abarten zu Hause. 12)<br />

Der eigentliche Trachtschmuck der jüngeren Generation ist aber die ost-<br />

baltische Dreisprossenfibel: eine der Profilierung des Fibelkopfs entsprechende<br />

Sprosse sitzt auf dem Mittelrücken und auf dem Fuß des Bügels (Taf. 32, 10);<br />

für dies kunstgewerbliche Erzeugnis beginnt das Fundgebiet im Regierungs-<br />

bezirk Frankfurt a. d. O. und in der Niederlausitz, dehnt sich dann über<br />

Pommern und Posen, West- und Ostpreußen und über die Ostseeinseln aus.^^)<br />

Noch ein zweites Zierstück der römischen Provinzialen ist in die Volks-<br />

tracht der Germanen aufgenommen worden. Schon in der Lateneperiode<br />

hatte sich an Stelle des Gürtelhakens eine Rundspange gemeldet (S. 274),'*)<br />

die nunmehr in der schlichten Form der römischen Gürtelschnalle An-<br />

klang gefunden und den Gürtelhaken vollständig verdrängt hat.i^)<br />

Diese eiserne oder bronzene, ausnahmsweise auch einmal silberne<br />

Schnalle bildet einen kreisrunden oder jetzt vielmehr ovalen Ring, in den<br />

•) Jenseits der Oder fehlen z. B. einzelne<br />

Muster der Kniefibeln vollständig (Alm- 1<br />

grenS. 63. 66 f.); über lokale ostgermanische<br />

Kniefibeln vgl. Almgren S. 58 ff. 170 ff. 180 I<br />

|<br />

*)<br />

j<br />

in<br />

'') Almgren S. 152.<br />

Almgren S. 153 f. 33.<br />

*) Almgren S. 152; über den Befund<br />

Schlesien und Posen vgl. Almgren S. 142 f.<br />

Fig. 122—124. Zeitschr. f. Ethnol. 1902, 139 f. 155. 160. 166. 174. 185 f.<br />

1—4. —<br />

•*)<br />

|<br />

Mannus-Bibliothek<br />

ist<br />

8, 23 ff. Taf.<br />

auch Dänemark zu erwähnen, vgl.<br />

Hier<br />

z. B. |<br />

»") Almgren S. 34. 154. 163.<br />

Almgren S. 158. 42.<br />

Nord. Fortidsminder 2, 23 Taf. 3. '') Almgren S. 38 ff. 56 f. 157 (Neumark,<br />

I<br />

•') Anger, Rondsen Taf. 10. 11. Beiträge Pommern, Westpreußen, vgl. S. 39. 157 f.<br />

zur Gesch. und <strong>Altertumskunde</strong> Pommerns 1 59 f.). 155 (Schlesien, vgl.HosTMANN, Darzau<br />

1898 S. 37 Taf. 2, 10. Zeitschr. f. Ethnolog. I<br />

1902, 137.<br />

S.<br />

I<br />

21 f. 70).<br />

>») Almgren S. 50. 166 f. Fig. 94—98.<br />

3) Almgren S. 209. 211; Dorr S. 56; Verhandl. 1889,349. Niederlaus. Mitteil. 4, 1 ff.<br />

Zeitschr. f. Ethnolog. 1902, 140 (Emailfibel). (Reichersdorf und Sadersdorf, Kreis Guben).<br />

*) Vedel, Bornholms Oldtidsminder '^) Sie kommt auch noch in röm. Zeit<br />

S.82ff. Almgren S. 19f. 141 ff. Fig. 41.43. vor (vgl. Willers, Bronzeeimer S. 77 f.). Über<br />

*) Sie kam wahrscheinlich von Südosten die Entstehung der Schnalle handeln Mestorf,<br />

'<br />

her, von Carnuntum und Mähren (.'^lm- Verhandl. 1884, 27 ff. Knorr, Eisenzeit Taf. 6,<br />

Gren S. 153).<br />

118—119. Jahresschr 2, 58 f.<br />

»*) 1<br />

Gesellsch.<br />

,<br />

i<br />

«) Hier kommt sie massenhaft vor (Almgren<br />

S. 219f.<br />

harten Aistiern<br />

151);<br />

in<br />

auch<br />

Ostpreußen<br />

bei den benach-<br />

(Almgren<br />

1<br />

S. 216f. 151 f.; Sonderformen S. 32).<br />

Ornamentik<br />

Tischler, Schriften d. physik.-ökonöm.<br />

zu Königsberg 19, 229. 25, 10 f.<br />

13 f. Mannus-Bibliothek 8, 42 f. Salin, Tier-<br />

S. 111.

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