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Deutsche Altertumskunde

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1. Gallier und Germanen. § 45. Kolonialgermanen. 283<br />

Über Oldenburg und Osnabrück hinaus ist auch Westfalen zwischen<br />

Teutoburgerwald und Haarstrang mit Urnen belegt, die in kleinen Sandhügeln<br />

stehen; die Beigaben sind meist geringfügig, i) aber gelegentlich<br />

sind doch auch Waffen gefunden worden, 2) die uns ankündigen, daß wir<br />

mit diesen Begräbnissen an der Grenze des älteren nordwestdeutschen<br />

Kulturkreises angelangt sind. Jenseits der Ems, auf dem hohen Sand von<br />

Drenthe (im Lande der Bructeren?), sind dieselben Urnenbestattungen<br />

aufgedeckt worden, sie reichen aber nach Twenthe, Geldern und Nord-<br />

brabant hinein. 3) Diese Urnenfelder mit niedrigen Hügeln ergeben fast<br />

nichts weiter als Keramik, gewinnen ihre besondere Bedeutung durch ihre<br />

Übereinstimmung mit den niederrheinischen (S. 291) und dürfen außerhalb<br />

der alten Grenzen den Chattuani und Batavi zugeschrieben werden.<br />

J. M. Kemble, Horae feriales. London 1863.<br />

§ 45. Kolonialgermanen. Betritt man von Mecklenburg, Vorpommern<br />

und Brandenburg her (S. 276 f.) den Boden der westlichen Niederlausitz,<br />

so liefern hier die Urnenfelder*) an Stelle der Keramik des sich verlierenden<br />

Lausitzer Typus die charakteristischen Latenegefäße.*) Sie stehen in san-<br />

digen, trockenen Anhöhen dicht beisammen, sind teilweise noch mit Steinen<br />

umsetzt und mit Deckeln verschlossen, enthalten die Leichenbrandreste und<br />

die gleichförmig wiederkehrenden Metallbeigaben, als da sind Mittel- und<br />

Spätlatenefibeln nebst Gürtelhaken. e) Auf diesem Territorium liefern fast<br />

alle Graburnen 1—2 Fibeln und 1 Gürtelhaken, beide Schmuckstücke treten<br />

in großen Formaten auf (Fibeln bis zu 1 1 Zentimeter, Gürtelhaken, schlicht<br />

oder in kunstvolleren Dreiecksmustem [Taf. 26, 7], bis zu 25 Zentimeter);')<br />

die Friedhöfe sind also nicht so ärmlich wie in Nordalbingien, Mecklen-<br />

burg und Brandenburg ausgestattet. Eine kennzeichnende Leitform ist für<br />

den westlichen Abschnitt der Niederlausitz gewonnen worden: nur westlich<br />

von der Neiße kommen noch die segeiförmigen Ohrringe vor«) und damit<br />

trifft zusammen, daß auf demselben Gebiet eine auffallende Neuerung unter<br />

\<br />

!<br />

i<br />

1<br />

;<br />

Ertrag des Grabhügelfeldes von Heitel, der<br />

Urnenfriedhöfe von Osnabrück (Johannis-<br />

») Undset S. 288 f. ; Funde von Emmen,<br />

Odoorn u. a. im Museum zu Assen, vgl.<br />

totenhof, Hasetotenhof), Lüberg, Holsten (bei ferner Holwerda, Beschaving S. 57 f. 60 ff.<br />

Salzbergen), Umgegend von Bersenbrück Taf. 2. 3. 6. 7; ein sehr gutes Beispiel ist<br />

(Katalog der Berliner prähistor. Ausstellung das Urnenfeld von Deelen (Veluwe) bei<br />

1880, 184 ff. Mitteil. d. hist. Ver. f. Osnabrück PLEYTE,Nederlandscheoudheden(Gelderland)<br />

17, 419 Taf. 5. 19, 168. 22, 274 Taf. 1). S. 62 ff. Taf. 17.<br />

>) Vgl. die Gräberfelder von Albersloh *) Verband!. 1886,597. 1888, 123. Nieder-<br />

(Kreis Münster), Porta Westfalica (Kreis !<br />

Minden) im Museum für Völkerkunde zu<br />

Berlin (Frühlatene); ferner Zeitschr. f. Gesch<br />

Westfalens 52, 146. 52, 142 ff. Mitteil, d<br />

Altertumskomm. f. Westfalen 1, 99 ff. (Gegend<br />

von Borken). Von besonderer Bedeutung<br />

ist Spätlatenekeramik der Örtlichkeiten, an 1<br />

denen die Römer aufgetreten sind (Mitteil.<br />

d. Altertumskomm. f.Westfalen 5, 305 ff. Taf. 25.<br />

Berichte über d. Fortschr. d. röm.-germ.<br />

Forsch. 1904, 23 f. Röm.-germ. Korrespondenzbl.<br />

1909, 1. 1910, 39).<br />

*) Kurzschwert, verbogene Lanzenspitze<br />

und Pferdetrense von Iburg (Zeitschr. f.<br />

Gesch. Westfalens 52, 76, vgl. Mitteil. d. Ver.<br />

f. Gesch. von Osnabrück 22, 274).<br />

lausitzer<br />

'<br />

Mitteil. 4 (1896), 7. 98 ff.<br />

*) Mitteil. 1, 142. 542.4,7. Fig. 1. 121;<br />

Beigefäße sind nur noch vereinzelt nachweisbar<br />

(Mitteil. 1,542. 4, 7. 20 f.).<br />

«) Dazu kommen als Erbschaft aus der<br />

Hallstattperiode Armring und Spirale (Mitteil.<br />

4, 17), Nadeln und perlenbesetzte Ohrringe<br />

(Mitteil. 1, 143 f. 543. 4, 124 f.); Spinnwirtel<br />

und Bronzeketten sind modern (Mitteil. 4,<br />

9. 15).<br />

>) Mitteil. 4, 13 f. 16. 105. 108 (stimmt<br />

mit sächsisch-thüringischen Stücken genau<br />

überein) Taf. 1, 10. 5; bronzebeschlagener<br />

Gürtel (S. 16).<br />

8) Mitteil. 4, 137 f. Zeitschr. f. Ethnolog.<br />

1905, 389. 402.

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