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Deutsche Altertumskunde

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1. Gallier und Germanen. § 39. Germanien. 249<br />

der Sweben Platz geworden war, sich eine neue Heimat gegründet. Sie<br />

heißen Holmrugi, Ädovaioi ( = Hilleuiones S. 230), Aovyioi und rovrcoveg^)<br />

und werden von uns als Ostgermanen zusammengefaßt.^) Ihnen stehen<br />

im Westen die alten Festlandsgermanen als Westgermanen gegenüber.<br />

Deren Gelände zerfällt seit alters in zwei bezw. drei Abschnitte (S. 171),<br />

die ungefähr an der Elbe sich berühren, doch so, daß die Ostelbier (das<br />

sind Sweben) nicht bloß den linken Ufersaum des Stroms, sondern auch<br />

die Ostküste Nordalbingiens behaupten. Den Westelbiern verblieb die Nord-<br />

seeküste, deren binnendeutsches Hinterland ihnen zur Entfaltung ihrer<br />

Volkskraft nach den Rheinlanden hin wohl zur Verfügung stand, aber nicht<br />

mit gleichem Tatendrang, wie er die Sweben Ostdeutschlands auszeichnet,<br />

von ihnen ergriffen wurde, ä)<br />

Bei der zeitlichen Ferne unseres heutigen Standpunkts müssen wir uns<br />

damit begnügen, drei ethnische Hauptgruppen der Germanen zu unterscheiden,<br />

die wir gegenseitig koordinieren mit dem Vorbehalt, daß zwischen<br />

Ost- und Nordgermanen ein weit engerer Zusammenhang besteht als zwischen<br />

Ost- und Westgermanen. Sprachgeschichtlich*) drücken wir dies Resultat so<br />

aus, daß wir zwar drei germanische Sprachgenossenschaften ansetzen<br />

und in unserer Sprachüberlieferung das Nordgermanische (Urnordische) vom<br />

Ost- und Westgermanischen sondern, aber doch im Sinne der historischen<br />

Grammatik betonen, daß das Ostgermanische als dem nordgermanischen<br />

Sprachzweig entsprossen, diesem näher verwandt geblieben ist,^) auch<br />

nachdem die Ostgermanen von Skandinavien abgewandert und Nachbarn<br />

der Westgermanen auf dem Festland geworden sind. In der Folge konnte<br />

es nicht ausbleiben, daß die Ostgermanen in ihren sprachlichen Ausdrucksformen<br />

ihre eigenen Wege gingen.*')<br />

Sprachlich haben sich überhaupt die Nord-, Ost- und Westgermanen<br />

mehr und mehr individualisiert; mit dem Wachstum der Völker und der<br />

Vergrößerung ihres Wohnraums haben sich die ehemaligen Verbände gelockert;<br />

insbesondere haben sich die Nordgermanen in Dänemark, Schweden<br />

und Norwegen durch Sonderbildungen nicht bloß von den Ost-, sondern<br />

auch von den Westgermanen abgehoben.")<br />

') Strabo 7, 1 , 3 iueya e{hog). Lugii Einzelbeispiele wie got. trudan, anord. tropa<br />

Gutones Germ. c. 43. Ulmerugi Jordanes 26. treten; got. himins, anord. himinn : Himmel;<br />

^) KossiNNA, Idg. Forsch. 5, 276; vgl. aus der Lautlehre genügen Belege wie -^^w,<br />

Mannus-Bibl. 8, 154 ff.<br />

ä) Als Kolonistenvölker der Westelbier<br />

ggJ-\ -z, r im nom. sg. masc. Über west-<br />

germanische und nordgermanische Beziehhaben<br />

sich nur Sugambren und Bructeren ungen vgl. Pauls Grundr. 1*, 421 f.<br />

bemerkbar gemacht (S. 244). «) Wortschatz (Zeitschr. f. d. Altert. 19,<br />

^) J. Grimm, Gramm. 1», 9. Schleicher,<br />

<strong>Deutsche</strong> Sprache S. 91. Förstemann, Zeitschr.f.vgl.Sprachforschung.18,<br />

186. Scherer,<br />

ZGDS. S. 97. 481. Müllenhoff, DA. 2, 78.<br />

448); lautgeschichtliche Merkmale (z.B.<br />

g^j > ddj Beitr. 9, 545); Brechung; got. e :<br />

urnord. westgerm. tt; Synkope {got. gasts :<br />

urnord. gastiR; got. staps : and. stedi); -a<br />

3, 198. 202. Zimmer, Zeitschr. f. d. Altert. 19, im Endsilbenvokalismus (Pauls Grundr. V\<br />

393. J. Schmidt, Zur Gesch. d. idg. Vokalismus<br />

2, 452 u. ö. Kluge, Pauls Grundr. 1-,<br />

420 f.).<br />

') Außer dem jüngeren suffigierten Artikel<br />

420. Kossinna, Idg. Forsch. 7, 276.<br />

') Den Westgermanen fehlt, den Ostund<br />

dem suffigierten Passivsuffix sind namentlieh<br />

schon für die Latenezeit beweiskräftig<br />

germanen ist mit den Nordgermanen gemein- gallische Lehnwörter, die von den Westsam<br />

in der Wortbildung der Verbaltypus germanen aufgenommen wurden, aber nicht<br />

fullnan, vgl. ferner in der Nominalflexion mehr bis zu den Skandinaviern vorgedrungen<br />

die Sonderung zwischen nom. und acc. plur. sind (Pauls Grundr. 1 -, 325, vgl. unten S. 253).<br />

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