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Deutsche Altertumskunde

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3. Germania. A. Die Völkerschaften. § 59. Die Kolonien. 389<br />

Wie am Niederrhein überhaupt, so trägt die in Köln üppig entfaltete<br />

römische Kultur italienischen CharakterJ) Unter dem Militär herrschten<br />

die Italiener vor^) und diese mögen auch im Magistrat^*) den Ausschlag gegeben<br />

haben. Außerdem verfügte die Stadt über einen wohlhabenden<br />

Kaufmannstand, ^) zunftmäßig hatten sich die Gewerbetreibenden zusammengeschlossen^)<br />

und früh hat Köln den Ruf einer reichen und schönen Gemeinde<br />

gewonnen. 6) Nach dem batawischen Krieg schritt die Romanisierung<br />

auch auf dem platten Lande rüstig voran^) und es gelangte die Bevölkerung<br />

zu ungestörtem Wohlstand.«) Nur die Wehrkraft der Ubier wurde von Rom<br />

kräftig ausgebeutet, die ausgehobene Mannschaft nicht einmal mehr im Land<br />

belassen, sondern in die Donauprovinzen verschickt. 0) Von größeren Ortschaften,<br />

die gallisch benannt sind, kennen wir^") Rlgomagus (Remagen),ii)<br />

Bonna (Bonn), 12) Belgica (Billig bei Euskirchen), ^ 3) Tglbiacum (Zülpich),i4)<br />

Marcodurum (Düren), i^) Aquae (Aachen), »ß) Juliacum (Jülich), 1^) Durno-<br />

graphischer Natur und deshalb als Sprachdenkmale<br />

und Dokumente ubischer Siedelungen<br />

willkommen (vgl. z. B. Aflims Nr. 8157<br />

bezieht sich auf die Eifel).<br />

') Bonn. Jahrb. 114,347.<br />

2) Köln war nicht bloß Sitz der Provinzialverwaltung<br />

{ara), sondern auch Residenz<br />

des kommandierenden Generals, der<br />

hier sein Hauptquartier hatte {praetorium<br />

CIL. XIII, 2 Nr. 8170) und beherbergte den<br />

Präfekten der classis Germanica.<br />

') Als magistratus der Kolonie werden<br />

genannt decuriones und aediles, ciiraior und<br />

diiiimviri (vgl. concilium Agrippinensium<br />

Histor. 4, 64). In friedlicher Entwicklung gediehen<br />

Handel und Gewerbe und es sank<br />

der römische Soldat bald zum Polizisten<br />

herab.<br />

*) Geldwechsler, Ton-, Fleischwaren-,<br />

Parfümeriewarenhändler u. a. sind inschriftlich<br />

bezeugt (CIL. XIII, 2 Nr. 8348 ff.); über<br />

den Rheinzoll vgl. Tacitus, Histor. 4, 65.<br />

*) collegia CIL. XIII, 2, 506 Nr. 8334 ff.<br />

Auf hoher Stufe befand sich die Terracottafabrikation<br />

(Westd. Korrespondenzbl. 1903,<br />

46), unvergleichlich aber ist der Aufschwung<br />

der Kölner Glasindustrie (Wallraf-Richartz-<br />

Museum).<br />

^) Von Anfang an mit Mauer, Türmen und<br />

Toren umgeben, war die Stadt in iiici (Stadt-<br />

viertel) eingeteilt (CIL. XIII, 2 Nr. 8254); ihre<br />

Vororte, Straßen und Märkte {forum hordiarium,<br />

ad gantun as nouas [S. 313] Westd.<br />

Korrespondenzbl. 1904, 116) kennen wir<br />

einigermaßen. Da schon im l.Jahrli. mehrere<br />

Tempel, glänzende Bauwerke und Denkmäler<br />

vorhanden waren, hinterlassen die Baureste<br />

und zahllosen Einzelfunde einen geradezu<br />

luxuriösen Eindruck. Das großartigste Werk<br />

römischer Ingenieure in den Rheinlanden ist<br />

der aquaeductus {> aducht), der das Wasser<br />

aus der Eifel nach Köln leitete. Durch<br />

Straßenzüge war diese Stadt außerdem mit<br />

Mainz, Trier, Tongern (über Jülich) und<br />

Xanten verbunden; vgl. Bonn. Jahrb. 86,<br />

121 ff. J. Klinkenberg, Das römische Köln<br />

(Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz VI,<br />

131 ff.).<br />

') Die transrhenanischen Germanen haßten<br />

die Stadt als das Bollwerk der Knechtschaft,<br />

verlangten Niederlegung der Stadtmauern,<br />

Rückkehr zum deutschen Landesbrauch,<br />

Abkehr vom römischen Luxus (Tacitus,<br />

Histor. 4, 63 ff.). »Die Agrippinenses<br />

sind die Repräsentanten des durch die römische<br />

Kultur verfeinerten und beinahe<br />

romanisierten Germanentums" Bang, Germanen<br />

im röm. Dienst S. 11, vgl.GiERKE, Genossenschaftsrecht<br />

1,53.98; conubium Histor.<br />

4,65.<br />

*) Über die einträgliche Landwirtschaft<br />

der Ubier vgl. Plinius, nat. bist. 17, 47.<br />

^) Bang, Germanen im röm. Dienst S. 41.<br />

Bonn. Jahrb. 111, 81. CIL. III Nr. 14214.<br />

'0) Über die durch Matroneninschriften<br />

bezeugten Ortsnamen vgl. S. 388 f. uicani<br />

Segorigienses (CIL. XIII, 2, 590 f.) scheinen<br />

nach Worringen (< Buruncum Bonn. Jahrb.<br />

107, 190) zu gehören.<br />

11) CIL. XIII, 2, 511. Bonn. Jahrb. 105,<br />

176 ff. HO, 142ff. {castra). 113, 29. 218 (Drususkastell).<br />

114, 213 ff. (Tiberius; die Straße<br />

„Am Hof = nia principalis). Westd. Korrespondenzbl.<br />

1906, 25.<br />

'») Tacitus, Hist. 4, 19. 20. 25. 60. 70. 77.<br />

5,22. Ptolemaios 2, 9, 8. CIL. XIII, 2, 537 ff.<br />

Für den Festungsbau des Kaisers Claudius<br />

ist die Inschrift Nr. 8045 (a. 44/45) zu beachten;<br />

vgl. auch Bonn. Jahrb. 113, 149. 114,<br />

204 f.<br />

1») CIL. XIII, 2, 531.<br />

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