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Deutsche Altertumskunde

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2. Das Zeitalter der Leichenbestattung. § 21. Hausgerät. 147<br />

unter den Funden.») Alltäglich war wohl auch die aus Bronze hergestellte<br />

Säge noch nicht. 2) Heimische Gußformen besitzen wir außerdem für die<br />

Bronzesichel (Taf. 10, 1).^) Sie kommt unter den Funden so massenhaft vor,<br />

daß man nicht bloß auf einen schwunghaften Handel,-^) sondern zugleich<br />

auf einen beträchtlich erweiterten und gesteigerten Ackerbau in der Haus-<br />

wirtschaft schließen darf.^) Die Sichel ist eine sog. Knopfsichel, d. h. sie<br />

hat einen aufrecht stehenden Zapfen am Griffende; ihre Schneideflächen<br />

sind zuweilen mit Längsrippen versehen.«)<br />

Im Hausrat ist das Messer als Speisemesser unentbehrlich und reprä-<br />

sentiert eine gut besetzte Fundgruppe. ^) Die Feuersteinklinge wird durch<br />

die Bronzeklinge abgelöst«) und an diese der Griff angegossen (Taf. 10, 2).»)<br />

Die schmale, einschneidige Klinge bleibt der heutigen ähnlich und wird in<br />

einer Scheide von Holz oder Leder oder auch in einem knöchernen Futteral<br />

getragen. 10) Der Messergriff erinnert in seinen typischen Formen (z. B.<br />

Griffzunge) an die Dolch- und Schwertgriffe. i^)<br />

Eine auffallende Neuerung ist die Differenzierung des Rasiermessers.<br />

In der älteren Bronzezeit lassen sich allerdings erst die Anfänge beobachten,<br />

kann man die beiden Messer nicht immer deutlich unterscheiden. ^ 2) jg mehr<br />

aber das dolchartige Messer für das Zerteilen des Fleisches sich ausbreitete,<br />

um so entschiedener wurde die ältere trapez- oder halbmondförmige Messer-<br />

auch Hämmer gegeben zu haben, die in der<br />

Art der Hohlbeile ein Schaftrohr zeigen (Verhandl.<br />

1892, 267 f.).<br />

1) Vgl. die Streitaxt S. 144. Arch. f.<br />

Anthropol. 25, 462. 26, 500. 980. Schles. Vorz.<br />

N. F. 4, 12. 32. Beltz, Mecklenburg. Jahrb.<br />

67, 128. Vorgesch. Ahert. S. 156 Taf. 20, 15.<br />

Splieth S. 1 1. 44. Nord. Fortidsminder 1, 70.<br />

S. MÜLLER, <strong>Altertumskunde</strong> 1, 282. 453.<br />

Montelius, Kulturperioden 1, 21 ff. Kulturgeschichte<br />

Schwedens S. 103.<br />

-) Montelius, Kulturgeschichte S. 107.<br />

110. S.Müller, <strong>Altertumskunde</strong> 1,418. Ordning<br />

Taf. 10.<br />

ä) Brandenburg. Landesk. 3, 386 f. — Ein<br />

alter Name der Sichel steckt wohl in got.<br />

gilpa, ferner in anord. le, engl, lea, mnd. le<br />

(< griech.Aaroi'?); anord. sigpr,ags.sipe, mnd.<br />

segede {sichte) und wohl auch in der später<br />

für Sense gebrauchten Wortform: mhd. s^gense,<br />

ahd.segesna, and. segisna. Die gemein-<br />

germanische Bezeichnung für den H o 1 z g r i f f<br />

mit dem die eherne Schneide gehandhabt<br />

wurde, ist nhd. (bair.) worb, mhd. worp, ahd.<br />

worf, anord. orf, dän. orv (Sensenstiel);<br />

Schmeller, Bair. Wörterbuch 2\ 982 f.<br />

*) Montelius, Kulturgeschichte S. 36.<br />

Müller, Ordning Taf. 10. Splieth, Inventar<br />

S.28.64. Verhandl. 1900, 539 f. Beltz, Vorgesch.<br />

Altert. S. 175 f. Schles. Vorzeit, N. F.<br />

4, 18 ff. Kunstdenkm. d. Prov. Brandenburg<br />

1,2,53. Jahresschr.3,39. Im Jahr 1903 wurde<br />

bei Oberthau (Kreis Merseburg) und 1906 bei<br />

Mücheln (Kreis Querfurt) je ein Tongefäß entdeckt,<br />

in dem 40 bezw. 84 Sicheln verpackt<br />

waren (Zeitschr. f. Ethnolog. 1904, 416. Jahres-<br />

,<br />

schr. 8, 223 f. Taf. 21. Götze, Altertümer<br />

Thüringens S. 56 ; vgl. S. 355 : 50 Bronzesicheln<br />

aus Hohenmölsen (Kreis Weißenfels]. AhV.<br />

5. 133 f. Schlemm S. 550).<br />

^) Über den Pflug der Bronzezeit vgl.<br />

Hoops, Waldbäume S. 501 ff. ; R. Braungart,<br />

Die Urheimat der Landwirtschaft, Heidelberg<br />

1912.<br />

*) Über die Einzelheiten der Form vgl.<br />

Zeitschr. f. Ethnolog. 1904, 416 ff. 437 ff.<br />

'') Aus der Steinzeit behielt das Messer<br />

seinen Namen {sahs S. 57); doch kommt<br />

jetzt für das neue Muster auch eine neue<br />

Bezeichnung unter den Germanen auf: anord.<br />

knifr (dän. kniv), ags. cnif (engl, knife), fries.<br />

mnd. knif, nhd. kneif, kneip (Schustermesser).<br />

Das Wort ist auch in den Wortschatz der<br />

Romanen übergegangen (französ. canif).<br />

8) Arch. f. Anthropol. 25, 474. Splieth<br />

Fig. 54.<br />

9) Aarbeger 1909, 96 f.<br />

"') Beltz, Mecklenburg. Jahrb. 47, 262.<br />

67, 159.<br />

") S. Müller, Ordning Taf. 2. 6. Nord.<br />

Fortidsminder 1, 72. Mestorf Fig. 248.<br />

Splieth Fig. 92—93. Beltz, Vorgesch Altert.<br />

5. 176 f. Taf. 26. Balt.Stud 46, 141. Kunstdenkm.<br />

d. Prov. Brandenburg 1, 2, 64. Jahresschr. 7,<br />

62 f. Bastian-Voss, Bronzeschwerter Taf. 3.<br />

6. 14. Schlemm S. 379. 188. 190 f.<br />

12) Beltz, Vorgesch. Altert. S. 177. Daher<br />

wird von dem ^matisahs (ags. meteseax, and.<br />

metsas Speisemesser) das Rasiermesser erst<br />

im westgermanischen Sprachgebrauch als<br />

„Schermesser" (ags. scearseax, and. ahd.<br />

scarsahs) unterschieden.<br />

10*

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