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Deutsche Altertumskunde

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2. Die Römer in Deutschland. § 54. Römer im Binnenland. 341<br />

denn römische Behörden waren als Organe des in der Umgestaltung begriffenen<br />

öffentlichen Lebens unentbehrlich und wurden sogar von den<br />

Eingesessenen in Anspruch genommen. Für die Unannehmlichkeiten des<br />

Aufenthalts entschädigten sich die Beamten durch reichliche Sportein. Aber<br />

die römische Klugheit und Tatkraft imponierte den Barbaren und nicht<br />

wenige von ihnen begrüßten die Romanisierung ihrer Heimat und ihrer<br />

Lebensformen als segensreichen Fortschritt.<br />

Eifrig protestierten gegen die Anmaßung der Römlinge die deutschen<br />

Nationalpatrioten.<br />

Im Jahr 1 v. Chr. ging Domitius, der bei den Cherusken keinen Respekt<br />

genoß, in den Orient. Sein Nachfolger in Deutschland wurde M. Vinicius,<br />

der eine im Jahr '1 n. Chr. ausgebrochene Volkserhebung niederschlagen<br />

mußte.-) Dadurch scheint der Widerstand der Patrioten verstärkt worden<br />

zu sein. Die ruhigen Tage zogen vorüber. Meldungen schilderten die<br />

Situation als so kritisch, daß Augustus im Jahr 4 n. Chr. den Tiberius<br />

wiederum nach Deutschland beorderte. s) Wie seinerzeit Drusus so ging<br />

Tiberius diesmal vom Rheindelta aus.*) Die Batawer und Friesen waren<br />

zuverlässig, aber gegen ihre Nachbarn, Cananefaten auf der einen und<br />

Chattwarier und Bructeren auf der andern Seite mußte eingeschritten<br />

werden. Von ihnen gelangte Tiberius (über die Moorbrücken des Domitius?)<br />

zu den Cherusken, hat auch sie bis über die Weser hinaus verpflichtet<br />

und ihre jungen Männer in sein Heer eintreten lassen.^)<br />

Ein hochbegabter und hochstrebender Edelmann, der sich nach einer<br />

römischen Familie Arminius nannte, hatte mit vielen andern seiner Lands-<br />

leute unter den Römern Kriegsdienste genommen und lateinisch gelernt;<br />

er wurde jetzt für seine geschätzten Dienste ausgezeichnet und erhielt das<br />

Kommando über einen cheruskischen Truppenteil.*')<br />

In jeder Hinsicht befriedigt machte der römische General erst im<br />

Dezember kehrt und ließ seine Mannschaft im Lippekastell, zum erstenmal<br />

auf deutschem Boden, die Winterquartiere beziehen.^)<br />

Im folgenden Sommer scheint Tiberius von der Ems aus operiert<br />

zu haben. 8) Die Flotte erhielt den Auftrag, die Nordseeküste bis nach<br />

Jütland hinauf zu befahren ») und auf dem Rückweg in die Elbe einzulaufen,<br />

um die Barbaren von der Wasserkante her zu beschäftigen. Unter dem<br />

persönlichen Kommando des Tiberius marschierten seine Legionen auf die<br />

untere Weser zu bis ins Gelände der Chauchen. Und als er unter ihnen<br />

>) Dio 56, 18. vertrag mit den Amsiwariern zustande ge-<br />

••*) Dio 53, 26 (er liatte sclion im Jahr 25 kommen (Klio 9, 441).<br />

V. Chr. eine Strafexpedition gegen deutsche *) pleraqiie latino sermone interiaciebat,<br />

Stämme geleitet); Velleius 2, 104. ut qui Romanis in castris ductor popularium<br />

*) Diesmal befand sich in seinem Gefolge meruissetlac\ius,kx\n.2, 10. Bang, Germanen<br />

Velleius Paterculus, der die Expeditionen im römischen Dienst S. 89.<br />

desTiberius mitgemacht und die Erfolge seines ') Velleius 2, 105 {statt Lupiae ist luliae<br />

kommandierenden Generals schwungvoll ge- überliefert, vgl. Mitteil. d. Altertumskomm. f.<br />

priesen hat (Winkelsesser p. 38 ff.). Westfalen 2, 210).<br />

*) Er war von Gallien her über Bononia «) Klio 9, 443. Sadee 2, 81 ff.<br />

|<br />

(Boulogne-sur-mer) gekommen (Klio 9, 426. ») S. 316; daher weiß Tacitus auf der<br />

438 ff. 448 f., vgl. Sadee 2, 78 ff.). cimbrischen Halbinsel eine ganze Anzahl<br />

kleinerer Volksstämme zu nennen (Germ.c.40).<br />

5) Cherusci recepti Velleius 2, 105. Wahr- !<br />

scheinlich ist gleichzeitig ein Freundschafts-

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