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Deutsche Altertumskunde

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3. Die Urgermanen. B. Kulturverhältnisse. § 11. Keramik. 95<br />

sind becherförmige Gefäße mit abgeplattetem Boden ^) oder mit scharf ab-<br />

gesetztem Standring2) und schließHch Krüge, deren Bauch eine vortretende<br />

Kante, deren Mündung einen ausladenden Rand zeigt (Taf. 2, 4). 3) Unter<br />

allen Modifikationen des Hinkelsteintypus ist diese für Norddeutschland die<br />

wichtigste und mit einiger Wahrscheinlichkeit als grundlegend für die urgermanische<br />

Keramik aufzustellen. Denn die Lieblingsform ist nördlich vom<br />

deutschen Mittelgebirge ein doppeltkonisches Gefäß mit einer am Bauch vorspringenden<br />

Umbruchskante und abgeschrägten Wandflächen, dazu kommt<br />

der ebene Fußboden und zuweilen ein selbständiger auf das doppeltkonische<br />

Gefäß aufgesetzter konisch ausladender Rand.<br />

In seinem stilistischen Aufbau ist das Gefäß, wenn wir von den aller-<br />

einfachsten Hinkelsteinnäpfen absehen, die sich dauernd bis heut erhalten<br />

haben, vierteilig angelegt. Vorbildlich sind die Umrisse des menschlichen<br />

Kopfes*) und weiterhin die des menschlichen Körpers insgesamt; das vollentwickelte<br />

Gefäß hat nicht bloß Fuß, Bauch, Schulter und Hals, sondern<br />

auch Mund, Nase und Ohren. 0) Für den Schmuck sind wie beim Menschen<br />

Hals und Schulter bevorzugt, doch wird im Norden auch gerne der Bauch<br />

mit Ornamenten überladen und zwar bilden die Grundmotive die vom<br />

Hinkelstein her bekannten, um den Gefäßkörper herumgelegten, namentlich<br />

um den obern Rand laufenden Horizontallinien, vertikale Strichgruppen,<br />

Dreieckswinkel, Zickzackbänder (Taf. 2, 3).«)<br />

Bei den nordischen Gefäßen sind die charakteistischen Gebilde der<br />

Schulteransatz und der Halsansatz. Im Rössener Typus kündigen sie sich<br />

deutlich an. Am kugeligen Bauch des birnenförmigen Gefäßes setzt sich als<br />

Ornamentgrenze eine Kante ab; in schräger oder geschweifter Linie verläuft<br />

das Schulterstück zum Halse und der verengten Mündung, analog<br />

wird der Bauch abgeschrägt und eine ebene Kreisfläche als schmale<br />

Bodenfläche gewonnen (Taf. 2, 6).'') In einer zweiten Gruppe wird der Hals,<br />

Altmark 2, 320 f. ; vgl. Dechelette, Manuel i<br />

1,563 f. I<br />

>) Verhandl. 1900, 244 Fig. 21. 22. 25. 26.<br />

2) Verhandl. 1900, 244 Fig. 27.<br />

^) Verhandl. 1900, 244 Fig. 4— 8. 14—16.<br />

Arch. f. Anthropol. 35, 306. 315. Prähistor.<br />

Zeitschr. 1,358 f.<br />

'') !<br />

' sehr.<br />

! bürg).<br />

•) Menschenschädel wurden als Trinkbecher<br />

benutzt (Schurtz, Urgeschichte der<br />

KulturS.374f.;Zeitschr.d.Ver.f.Volksk.l912,<br />

ristischer<br />

Gefäßen<br />

Umbildung bei den e i n henkeligen<br />

erhalten; vorherrschend sind die<br />

mit zwei Ösen versehenen Töpfe; doch ist<br />

auch die Dreizahl üblich (Verhandl. 1900,<br />

252). Gelegentlich wurde der Henkel sogar<br />

als volles Gesicht stilisiert (Mausen, Gravh0je<br />

1 Taf. 20. 21 ; Undset, Eisen S. 349 f.).<br />

Jahresschr. 10, 139 ff. Prähistor. Zeit-<br />

4, 113. AhV. 5, 387, 1219 (Walternien-<br />

Arch. f. Anthropol. 35, 311 ff. Fig. 42.<br />

1 ff.) ; auch stimmen Gefäßnamen gern mit den 43. 44. 46. 47. 49. 51 ; 321 ff. Fig. 65^ 66^ 69'>.<br />

Bezeichnungen für „Kopf" überein: köpf < 70^ 71''.75. Zwei Winkel wurden zu Qua-<br />

*Ä«/7/7fl ist ein altgermanisches Wort für „Trink- draten oder Rauten vereinigt und schraffiert<br />

becher" (Tassenkopf : Kübel, Kufe, Kumpf), (sog. Schachbrettmuster, Verhandl. 1900, 249;<br />

fernerbedeutet/7oWnicht bloß „Topf", sondern Arch. f. Anthropol. 35, 312 f. Fig. 50. 321 ff.<br />

auch „Schädel" (nl.poo/[Schädel], fries.)t70^^; Fig. 67^ 68'. 77).<br />

v.Helten, Zur Lexicologied. Altostfriesischen ') Arch. f. Anthropol. 35, 306. 307 Fig.<br />

S. 123); vgl. lat. testa (Topf) > tete u. a. S. 59 19 : 20 (Tröbsdorf Kr. Querfurt) = Jahresschr.<br />

Anm.l2.S.102Anm.5.6. Bezz.Beitr.28,143ff. 3, 122f.; vgl. Zeitschr. f. Ethnolog. 1900, 198.<br />

Zeitschr. f. vergl. Sprachforsch. 44, 136. Eine etwas schlankere Nebenform ist gerade-<br />

*) Das altheimische Wort für Henkel ist zu typisch für die Megalithgräber, namentnd.<br />

md. Öse : obd. Öhr, d. i. eine Ableitung lieh mit ebenem Fuß (Arch. f. Anthropol.<br />

I<br />

von Ohr {got. auso). Ein n äsen artiger Vor- 35, 307 Fig. 21. 22. 25, 251 Fig. 15; 255Fig.25<br />

Sprung diente als Griff und Henkel (Zeitschr. [Mark Brandenburg]. Jahresschr. 4, 42. 98;<br />

f.Ethnolog. 1900, 150) und hat sich in charakte- 1<br />

6,<br />

90 Taf. 1 1 Fig. 7).

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