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Deutsche Altertumskunde

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3. Das Zeitalter der Leichenverbrennung. § 29. Waffen und Gerät. 197<br />

Weit ansehnlicher ist unser Vorrat an Bronzeschwertern, die aber<br />

fast alle außerhalb der Friedhöfe gefunden worden sind.^) Mit den Modellen<br />

der älteren Bronzezeit verglichen, 2) ist diese vornehme Waffe jetzt länger<br />

und schwerer geworden; 3) es wiederholt sich aber als grundlegender Vorgang,<br />

daß die Germanen bei dem neuen Modell nur den Anregungen des<br />

Auslandes gefolgt sind. Ihre Waffenschmiede zeichnen sich durch Solidität,<br />

aber nicht durch Originalität der Erzeugnisse aus.'')<br />

Ein neuer Schwerttyp kommt zu frühst in Italien und im westschweize-<br />

rischen Pfahlbautengebiet (Mörigen) heraus und ist von der Rhone her bis<br />

nach Norddeutschland verbreitet (Ronzano-, Möriger- oder Rhonetypus, Taf.<br />

18, 3).5)<br />

Eine etwas jüngere Leitform ist das sog. Antennenschwert.«) Es<br />

führt seinen Namen nach der GriffVerzierung: Klinge und Griff sind im<br />

allgemeinen die des Möriger Typus; aber jetzt ragt der Griffdorn über den<br />

Knauf hervor^) und zu seinen beiden Seiten ist je eine Spirale aufgerollt,<br />

die an die schneckenartig gerollten Antennen (Fühlhörner) der Insekten<br />

erinnert. Es ist italienisches Fabrikat und hier mit den Hausurnen gleich-<br />

altrig. Noch regelmäßig aus Bronze gefertigt ist es von Italien nach Frankreich,<br />

Schweiz, Rheinland und Norddeutschland eingeführt, dann wohl auch<br />

an Ort und Stelle nachgeahmt worden. Mit der Ausbildung des Eisenschwerts<br />

schwindet dieser Typ. Er kann darum nicht von langer Dauer<br />

gewesen sein.^)<br />

Aus Braunschweig ist das Antennenschwert, ferner aus der Altmark,<br />

aus Brandenburg und aus Hannover (Lüneburg) bekannt;») vereinzelte Exem-<br />

;<br />

•<br />

d. Hamburg. Anstalten 20, CXLIV f. Kunstdenkm.<br />

d. Prov. Brandenburg 1, 2, IV. 49<br />

Taf. 1,9 (ornamentiert) mit Holzresten vom<br />

») Vgl. z. B. Brandenburgia 8, 112 f. (wiegt<br />

980 Gramm, ist 96 Zentimeter lang).<br />

*) Über Gußformen vgl. Aarbeger 1908,<br />

Schaft in der Tülle und mit einem stark verrosteten<br />

Eisenniet; Andree, Braunschweig.<br />

304 ff.<br />

*) Schlemm S. 351 ff. Voss-Bastian,<br />

Taf. 2, 3. 4. In Dänemark<br />

Volksk. S. 21. Jahresschr. 9, 68. Selten ist die ^<br />

'<br />

Spitze in Form einer Klinge mit Nieten an<br />

Bronzeschwerter<br />

eine Seltenheit (S. Müller, Ordning 391)<br />

den Schaft befestigt worden (Götze, Neu- läßt er sich über Mecklenburg (Beltz,<br />

gesch. Altert. S. 239. 240 Taf. 36, 7)<br />

Vor-<br />

und<br />

mark S. 52); aus den Steinkistengräbern von '<br />

Colno (Kreis Calbe) bewahrt das städt. Mus. Brandenburg (Brandenburgia 13, 355 ff.) bis<br />

zu Magdeburg zwei Speerspitzen, die je von in die Provinz Sachsen und bis nach Thü-<br />

\<br />

'<br />

einem sehr spitz zulaufenden Bronzeschuh ringen verfolgen. Zwei Schwerter von Kuckenfür<br />

den Speerschaft begleitet sind. Über Pfeil- bürg (KreisQuerfurt), eins davon 69Zentimeter<br />

spitzen vgl. z. B. Jahrb. d. Hamburg. Anstalten lang mit 8 Zentimeter langem Griff, Götze,<br />

18, CXIII (auch noch aus Feuerstein). Altertümer Thüringens Taf. 10, 154 S. 69 f. (vgl.<br />

') Der größte Depotfund ist der von S. 372). Jahresschr. 3, 34 ff. Drei Schwerter<br />

j<br />

'<br />

:<br />

;<br />

j<br />

Stollen mit 17 Bronzeschwertern (Voss-<br />

Bastian S. 1. 75); — Grabfund z. B. Zeitschr.<br />

f. Niedersachsen 1852, 185. 1867, 319 f. (mit<br />

Feuersteinpfeilspitzen). Das Mark. Provinzialmus.,<br />

Festschr. 1901, Taf. 19, 3 (Königsgrab<br />

(55—70<br />

stedt<br />

Zentimeter lang) zwischen Kehmund<br />

Bleicherode (Grafschaft Hohenstein)<br />

a. 1906 als Depot gefunden (Jahresschr. 7,<br />

1 ff. mit Tafeln; ebenda ist S. lOf. der Fund<br />

von Hohennauen [Brandenburg] und der von<br />

von Seddin). Undset S. 83. Hindenburg (Altmark] verzeichnet S. 70f.);<br />

vgl. Splieth 169.<br />

rakteristischen ganz oder halbmassiven Griff «) Schlemm S. 14 ff. Naue, Die voroder<br />

mit breiter Griffzunge bezw. Griffdorn römischen Schwerter Taf. 34—36. Voss-<br />

') Die älteren Schwerter mit ihrem cha- '<br />

(S. 142) lassen sich auch in der jüngeren Bastian, Bronzeschwerter Taf. 2. 6. 12.<br />

Bronzezeit noch verfolgen. AhV. 5, 359 Taf. 62 i<br />

')<br />

Aarbager 1909, 113 f.<br />

(Insel Föhr). Beltz, Vorgesch. Altert. S. 238 ») Lissauer im Globus 66, 143 ff;<br />

Taf. 35. 36 f. Schlesiens Vorzeit N. F. 5, 5 ff. ») Braunschweig. Festschr. f. 1898 Taf. 4,<br />

mit Buckelurne; S. 9ff.: ungarischer Typus. '<br />

7.<br />

Andree, Braunschw.Volksk.^S. 20. Jahres-

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