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Deutsche Altertumskunde

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Einleitung.<br />

lernt, als man sie vormals zu sehen pflegte. Daraus folgt, daß die älteren dar-<br />

stellenden Werke deutscher Altertumswissenschaft uns nicht genügen können.<br />

Ein Neubau muß aufgerichtet, die Fundamente müssen sogar neu gelegt<br />

werden. Dazu ist vieler Hände Arbeit erforderlich und es hat erfreulicher-<br />

weise den Anschein, als wende sich die jüngste philologische Generation<br />

mit wachsendem Eifer den Problemen der deutschen <strong>Altertumskunde</strong> zu.<br />

Das deutsche Altertum beginnt in jenen prähistorischen Zeiten, da<br />

unser Vaterland seine ersten Bewohner empfing und dauert bis zu einer<br />

Periode deutscher Geschichte, in der die alte Bevölkerung Deutschlands<br />

ganz und gar ein neues Wesen anzunehmen begann. Das geschah im<br />

Mittelalter. Der deutsche Mann und die deutsche Frau des Mittelalters sind<br />

ganz andere Typen als die <strong>Deutsche</strong>n des Altertums. Diese nennen wir<br />

Germanen; die mittelalterliche Bevölkerung Deutschlands definieren wir<br />

kurz als romanisierte Germanen. Ein Romanisierungsprozeß i) setzte sich<br />

unaufhaltsam durch seit der Christianisierung und seit der Aufrichtung des<br />

imperium romanum deutscher Nation unter dem ersten Imperator augustus<br />

der <strong>Deutsche</strong>n, Karl dem Großen. Das deutsche Altertum hat, an diesem<br />

Ereignis gemessen, im achten Jahrhundert nach Christi Geburt sein Ende<br />

gefunden.<br />

Das Altertum ist aber damit nicht abgestorben, denn es lebte ja fort<br />

in der Erinnerung, in der Sage und in der Poesie, im Folklore und in der<br />

Kinderwelt bis auf den heutigen Tag.<br />

Eine deutsche <strong>Altertumskunde</strong> hat nun die Aufgabe, innerhalb der<br />

abgesteckten Zeitgrenzen die Lebensverhältnisse der Germanen Deutschlands<br />

zu erforschen und zu schildern.<br />

Setzt der Historiker unter Bevorzugung der führenden Persönlichkeiten<br />

die Aufhellung des öffentlichen und staatlichen Lebens, der politischen und<br />

militärischen Vorgänge und der administrativen Zustände sich zum Ziel,<br />

so übernimmt der Philolog als Altertumsforscher die Entwicklungsformen<br />

des unpersönlichen, des häuslichen und geselligen, des künstlerischen und<br />

religiösen Daseins unserer Vorfahren und widmet seine besondere Sorgfalt<br />

jenen Elementen historischer Kontinuität, die unserem Volksleben den An-<br />

schein gibt, als trage es den Stempel urgeschichtlicher Stabilität und ein-<br />

gewurzelter nationaler Sonderart.<br />

Die aus dem Volkstum emporragenden Heldengestalten und ihr leben-<br />

diges, zu schöpferischer Neuordnung gedeihendes Wirken überiäßt der<br />

Philologe im allgemeinen dem Historiker, weil ihre Taten das ausmachen,<br />

was man in besonderem Sinn „Geschichte" nennt. Als philologisches<br />

Arbeitsfeld gilt das Altertum insbesondere deswegen, weil es auf weiten<br />

Strecken geschichtslos erscheint und in den fernsten Räumen der Individuali-<br />

täten ermangelt. Aber selbstverständlich kann der Altertumsforscher die in<br />

den späteren Jahrhunderten auftauchenden „Persönlichkeiten" nicht ent-<br />

behren, nur sind sie und die von ihnen geleiteten geschichtlichen Ereig-<br />

nisse ihm nicht Selbstzweck, sondern liefern das Grundgerüst für den Auf-<br />

*) Daß daran der Hellenismus wesentlichen Anteil hat, wird jetzt immer deutlicher<br />

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