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Deutsche Altertumskunde

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3. Die Urgermanen. B. Kulturverhältnisse. § 9. Gelände und Siedelung. 77<br />

neolithischen Fundstücken Jütlands gewonnen, i) Wahrscheinlich haben die<br />

Nordeuropa besiedelnden Indogermanen den Körnerbau aus ihrer südöstlich<br />

gelegenen Urheimat bezogen; den Namen für ihr wichtigstes Saatkorn, die<br />

(sechszeilige?) Gerste, scheinen sie von den Semiten auf dem Handelswege<br />

bekommen zu haben. 2) Von Zentralasien ist auch der Weizen nach<br />

Mitteleuropa ausgeführt worden, doch galt er hier stets als die vornehmere<br />

Frucht und wurde also auch spärlicher angebaut; 3) höher nach Norden<br />

hinauf lohnte sich nur noch die Gerste; der Weizen hat die äußerste<br />

Grenze seiner Verbreitung schon in Südskandinavien gefunden. Auch die<br />

Hirse reicht in die frühsten Anfänge unserer Kultur zurück und spielt<br />

in der Volksüberlieferung noch eine Rolle, obschon sie aus Nordeuropa<br />

(selbst aus England und Dänemark) infolge klimatischer Veränderungen verschwunden<br />

ist.*)<br />

Das mit Getreide besäte Areal läßt sich für das deutsche Altertum auch<br />

nur annähernd nicht mehr bestimmen. Denn im Lauf der Zeit sind zu<br />

große Veränderungen eingetreten, weil entweder der Wald gerodet oder<br />

auch das Feld mit Wald überzogen worden ist.^)<br />

Überhaupt werden wir uns die Urgermanen nicht in erster Linie als<br />

Ackerbauern, sondern als Viehzüchter vorzustellen haben, ß) denn das Vieh<br />

(S. 54 f.) spielt in ihrem Wortschatz eine weit größere Rolle als das Korn<br />

und selbst ihre Nachkommen legten bis in die frühgeschichtlichen Zeiten<br />

hinein auf die wirtschaftliche Ausnutzung des Ackerbodens noch nicht viel<br />

Gewicht; sie haben darum bloß ihre Dienerschaft auf dem wahrscheinlich<br />

nicht allzu reich bemessenen Ackerfeld für sich arbeiten oder in der<br />

Mark die für die Wirtschaft genutzten Erträge wildwuchernder Kräuter und<br />

Sträucher einsammeln lassen. Da gab es Futterkräuter und Gemüse (Klee,')<br />

') Hoops, Waldbäume S. 302 ff. In den aschwed. hfiPtcp, ags. hwcete (engl, wheat).<br />

]<br />

;<br />

'<br />

Wänden der irdenen Gefäße hat man Getreidekörner<br />

abgedruckt oder eingebacken<br />

gefunden (Weizen, sechszeilige Gerste<br />

zn(l.hweti,a\\±weizzi;kvetys(^t\z^nkoxn)<br />

haben die Litauer wohl von den Germanen<br />

entlehnt.<br />

und Hirse); vgl. z. B. Schumann, Pommerns ^) E. Hahn, Alter der wirtschaftlichen<br />

Bewohner S. 82. Mecklenb. Jahrb. 63, 76f.; '<br />

Kultur S. 54 ff. Wimmer, Gesch. d. deutschen<br />

Zeitschr.f. Niedersachsen 1905, 498; Müller, Bodens S. 242 f.; ahd. hirsi, mnd. herse<br />

<strong>Altertumskunde</strong> 1,204 ff.; Mannus 2, 141 f.; scheint mit \at ceres urverwandt zu sein;<br />

vgl. auch Jahresschr. 1,241 (verbranntes Getreide);<br />

über Handmühlen (Schlemm S.334;<br />

naturgemäß fehlt eine anord. und ags. Be-<br />

Zeichnung (dän. /z/rs^, engl hirse sind aus<br />

Aarb0ger 1907, 136. 142),<br />

u. a. vgl. S. 53.<br />

Mahlen und Mehl j<br />

j<br />

dem <strong>Deutsche</strong>n entlehnt),<br />

a) ,Wo die Bauern einst den Boden<br />

^<br />

'<br />

i<br />

pflügten, umfängt aufgewachsener Wald die<br />

ifarina), got. *bans {barizeins), anord. barr, Felder, die noch jetzt Spuren der alten Beags.bere,<br />

\x\t?,.berre,bar QtxsiG.', es ist aber bauung bewahren" Saxo Grammaticus ed.<br />

auch got. ahs, anord. ax, ags. ear, cehher Holder p. 285.<br />

(engl, ear), ahd. ehir (bair. echer) Ähre zu «) In Gräbern und auf Wohnplätzen<br />

berücksichtigen (vgl. nhd. achel), denn dies<br />

Wort ist urverwandt mit lat. acus (Granne),<br />

sind namentlich Rind und Schwein konstatiert<br />

worden (vgl. z. B. Schumann, Steinzeitgräber<br />

2) hebr. bar (Getreide), vgl. lat. far '<br />

griech. «;€oor/; (Gerste). — Die Gerste wird S. 88; Zeitschr. f. Niedersachsen 1895, 92;<br />

als Hauptbrotfrucht noch heutigentags kurzweg<br />

„Korn" genannt (ebenso anord. bygg :<br />

ags. beow Getreide) und gedieh in Skandinavien<br />

bis zum 68—69. Breitegrad.<br />

Affaldsdynger S. 145. 155. 158. 186; Mannus<br />

2, 139 f.).<br />

) „Klee" (ahd. chleö) ist nur hd. und<br />

bezeichnet den mit Kleeblumen bestandenen<br />

Er führt seinen Namen nach dem (im Rasen; der Name für die Futterpflanze ist<br />

Gegensatz zur Gerste) „weißen" Mehl seiner wahrscheinlich nhd. Ä/^Z>£?r, nd.klever^klaver,<br />

Körner („Weizen" zu „weiß" wie breton. ags. clcefre (engl, clover).<br />

gwiniz Weizen :<br />

gwenn<br />

weiß) : got. haiteis, ;

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