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Deutsche Altertumskunde

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486 II. Historischer Zeitraum. A. Westgermanen und Ostgermanen.<br />

förmig geht sie vom Bügelkopf aus und wird zu einer Federspirale zusammengerollt,!)<br />

diese ist anfänglich nur kurz (Taf. 32, 3), wird aber immer<br />

länger ausgezogen und fordert darum besondere Vorrichtungen. Um die<br />

Spirale zu sichern, bedarf sie einer Stütze; darum verbreiterte man die die<br />

Spirale umspannende Sehne oder ließ vom Bügel eine die Spirale stützende<br />

und tragende Platte ausgehen (Taf. 32, 9)») oder man hat bei der frührömischen<br />

Armbrustfibel unter der Spirale den Draht wie eine Armbrustsehne<br />

vom einen Ende bis zum andern herumgelegt (Taf. 32, 12) und am Bügelkopf<br />

durch einen Haken festgemacht. 3) Eigentümlich ist bei der Wendenspange<br />

die Rollenkappe, bei der sich die Sehne in Hülsenform über die<br />

Bügelspirale legt und außerdem ein Sehnenhaken übergreift (Taf. 32, 4—5)*)<br />

und letztlich hat man der verlängerten Drahtspirale dadurch mehr Halt gegeben,<br />

daß sie um einen Drahtstift gewickelt und dieser Stift an seinen beiden<br />

Enden mit Knöpfen versehen wurde (Taf. 32, 12; römische Knopffibel). ß)<br />

Der Rock und der Mantel der Männer wurde auf der Brust und auf<br />

der Schulter (S. 422) mit je einer Fibel geschlossen; die Frauen brauchten<br />

für ihren Mantel ebenfalls eine Fibel oder zwei, außerdem ist das Unterkleid<br />

der Frauen auf den Schultern symmetrisch mit zwei Fibeln geheftet worden^)<br />

und zwar wurden die aus Bronze oder Eisen, seltener aus Silber gefertigten<br />

Sicherheitsnadeln so getragen, daß der Nadelhalter nach oben, die Spiral-<br />

rolle nach unten zu liegen kam.')<br />

Aus den Chattengräbern in der Umgebung von Gießen (S.288f.) liegen<br />

ungefähr fünfzig Fibeln vor, die zwar im Leichenbrand sehr gelitten haben,<br />

aber mit deutlichen Latenemustern beginnen und mit silberplattierten Knie-<br />

fibeln und emaillierten Scheibenfibeln römischer Art in der zweiten Hälfte<br />

des zweiten Jahrhunderts aufhören. s) Spärlicher sind die thüringischen 9) und<br />

sächsischen'*^) Funde, während die Markomannengräber sehr reichhaltig<br />

sind'') und bei Augen- und Kopffibeln den Einfluß der römischen Provinz<br />

deutlichst zu erkennen geben. '2)<br />

Im alten Mutterland treten die importierten Fibeln zurück, drängen sich<br />

von diesen inspirierte heimische Neubildungen in den Vordergrund. 1=^) In<br />

») Hostmann S. 48 f.<br />

*) Almgren Fig. 18.<br />

') Almgren Flg. 10- 13; Variante Fig. 14.<br />

*) Almgren Taf. 2.<br />

») Almgren Flg. 144. 181.<br />

•) tegumen omnibus sagum fibula aut<br />

si desit Spina consertum Germ. c. 17; man<br />

findet In den Grabern 2—3 Fibeln (Hostmann,<br />

Darzau S. 46. 47) und kann daher je<br />

nach der Zahl der Fibeln Mflnner- und<br />

Frauengraber unterscheiden.<br />

') Tischler. Schriften der physikalisch-<br />

Ökonomischen Gesellschaft zu Königsberg<br />

19, 224. 227. Arch. f. Anthropol. 22, 221.<br />

•) AhV.5,36.0RI..II.H.7lf.Oberhcss.Qe-<br />

•chlchlsvcrcln. Fundbcr. 1899 -1901 S. 106 ff.<br />

Taf. XIX. Zwei ganz glciclic, schwer massive<br />

Fibeln lagen In einer Urne beisammen (außerdem<br />

BronzegefaB, Seihe, terra sigillata, Glas),<br />

gehörten also zum Anzug einer fUr die römlfche<br />

Mode besonders empfänglichen Person<br />

(S. 107 f. 114 f.).<br />

») GÖTZE, Altertümer Thüringens S. 299 f.<br />

Taf. 20; S. 177 (Bebra-Sondershausen); 129<br />

(Augenfibeln aus dem Amt Allstedt); vgl.<br />

Undset, Eisen S. 237. Almgren S. 147.<br />

'«) Sachs. Volkskunde« S. 47. Prähist.<br />

Zeltsclir. 1, 402.<br />

") Das Grabfeld von Dobi-icliov hat fast<br />

in jeder Grube 2—4 Fibeln erjj[ebcn (Pl(\<br />

Urnengräber Böhmens S. 138 ff.).<br />

•«) z. B. Almgren S. 163. 108 (Fig. 69 ff.);<br />

vgl. auch AhV.5,412 (Sucbi Nicrctes).<br />

") z. B. Almgren Fig. 242 S. 211. Die<br />

Fibeln bestehen zu einem Teil nocli aus<br />

Zinnbronze, zu einem andern Teil aber auch<br />

schon aus Messing (Zinkbronzc), IIostmann,<br />

Darzau S. f)!; die lioimischc Tocliiiik darf<br />

man aber keineswegs nacli einzelnen plumpen<br />

Reparaturen (wie sie IIostmann S.58 schildert)<br />

beurteilen.

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