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Deutsche Altertumskunde

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3. Die Urgermanen. B. Kulturverhältnisse. § 12. Werkzeug. 107<br />

In der Südmark der Germanen finden wir als Beigabe zur Schnurkeramik<br />

(S. 100) einen kunstvoll geschliffenen, vielkantigen Steinhammer<br />

(sog. facettierter Hammer), der vielleicht aus Thüringen stammt. i) Nahezu<br />

auf demselben Territorium begleitet die Spiralkeramik (S. 99f.) ein durch seine<br />

Größe auffallender Steinkeil, mit flachgeschliffener Unterseite und gewölbter<br />

Oberseite und bogenförmig geschwungener Schneide (sog. Schuhleistenkeil);<br />

man hat diese schweren und bis zu Oberarmlänge anwachsenden Geräte<br />

als Hacken oder auch als Pflugscharen gedeutet. 2)<br />

Daß die Werkzeuge meist im germanischen Norden fabriziert wurden,<br />

bedarf angesichts ihres Materials und ihrer Technik keiner Beweise. Immer-<br />

hin wird diese Annahme durch eine selbständige Fundgruppe bestätigt.<br />

Eine umfangreiche Feuersteinindustrie (z. B. auf der Insel Rügen) war schon<br />

aus der Fülle und Schönheit der uns erhaltenen Erzeugnisse zu er-<br />

schließen, aber noch anschaulicher wird der technische Betrieb in einzelnen<br />

Warenlagern, die aufgedeckt worden sind. Eine bedeutende Menge<br />

von Rohmaterial fand sich an einer Fundstelle (etwa einer Wohnstätte)<br />

beisammen; Vorarbeiten zu Feuersteingeräten, Abfälle von fertigen Stücken<br />

und schließlich, was die Hauptsache ist, ganze Sätze gleichartiger Fabrikate<br />

charakterisieren sog. „Werkstattfunde". In Schweden, Dänemark und in<br />

Norddeutschland gehören sie durchaus nicht zu den Seltenheiten. 3) Findet<br />

man nur größere Mengen von fertiggeschliffenen Flintsachen einer und<br />

derselben Sorte aufgestapelt, so wird man den Fund als Warenlager eines<br />

Händlers ansprechen dürfen. Denn ein ausgedehnter Handel mit Flint-<br />

geräten ist längst konstatiert.-») Von Schonen wurden die Feuersteinwaren<br />

nach dem nördlichen Schweden oder auch nach Bornholm exportiert;^) die<br />

an Feuerstein armen Striche Westjütlands haben von den günstiger situierten<br />

Landesteilen die Ware bezogen und ebenso Mitteldeutschland und Süd-<br />

deutschland; bis nach der Schweiz sind nordische Fabrikate verhandelt<br />

worden.*^)<br />

mgcrm/'^hipla > anord. bi'/dr, ähd. bihal, mhd.<br />

bihel Beil ( : lat. findo?); aus idg. Wurzel ,<br />

'<br />

2,163ff.<br />

») Mannus 1, 25. 26 f. Prähistor.Zeitschr.<br />

Fornvännen 1906, 1. Manadsblad 1889,<br />

scheint der andere Name mhd. dehsel, ahd. 77. Zinck2,38. S.Müller, <strong>Altertumskunde</strong> 1,<br />

dehsala, anord. /»^jc/ö zu stammen (: aind. 186.198. Aarb0gerl91 1,305. Mitteil.d.anthrop.<br />

takUti zimmern). i<br />

') Schlemm S. 139f. Kunstdenkm. d. j<br />

j<br />

Ver.5, 22 (Aasbüttel, Husum, Flintholm-Alsen).<br />

Mecklenburg. Jahrb. 64, 132. 181. Balt. Stud.<br />

Prov. Brandenburg 1, 2, 45 (Ostpriegnitz), vgl. N. F. 3, 196. Zweiter Jahresber. d. geograph.<br />

S. 111. Prähistor. Zeitschr. 2, 49. Mansfelder \<br />

Blätter 20, 225 f. 22, 50. Jaliresschr. 4, 101 ff.<br />

GÖTZE, Altertümer Thüringens S. 144.348. :<br />

Gesellsch.<br />

i Jahresber.<br />

zu Greifswald (1887) S. 73. Sechster<br />

(1898) S. 63; vgl. Verhandl. 1897,<br />

Andree, Braunschweig. Volksk.-S. 11 f.<br />

291.<br />

361 u. ö. Taf. 6, 83. 84. AhV. 5, 280. (Querum, Bienrode). Lüneburger Heide: Kor-<br />

2) Schlemm S. 534 f. Mansfelder Blätter respondenzbl.d.Gesamtver.1880,1 ff.; Mannus<br />

1<br />

i<br />

I<br />

22, 49 f. Götze, Altertümer Thüringens S. 12 1 , 262 ff . Taf . 36 ; Bau- und Kunstdenkm. d.<br />

u. a. Taf. 5, 74. Diese Hacken sind (nebst<br />

facettierten Hämmern) in den Museen von<br />

Herzogt. Oldenburg 1, 128, z.B. Glaner Heide<br />

(bei Wildeshausen). Jahresschr. 3, 9 f.<br />

•*) Süddeutsche Depotfunde (geschliffene<br />

Stendal, Bernburg, Halle, Halberstadt, aber<br />

j<br />

j<br />

!<br />

z. B. auch in Oldenburg durch sehr ansehnliehe<br />

Exemplare vertreten und kommen auch I<br />

Steinkeile) sind Prähistor.<br />

zusammengestellt.<br />

Zeitschr. 2, 57 ff.<br />

durchlocht vor (Jahresschr. 1, 14 Taf. 2, 2;<br />

Götze, Altertümer Thüringens S. 21. 22. 46.<br />

156 Taf. 6, 93. 94). — Eine Kuriosität sind i<br />

') Montelius, Kulturgesch. S. 40 f. Aarbager<br />

1903, 316.<br />

«) GÖTZE, Altert. Thüringens S. XVIII ff.<br />

große Hackmesser, deren Griff und Blatt Heierli, Urgeschichte der Schweiz S. 287.<br />

aus einem Stein herausmodelliert wurde, im MuCH, Heimat der Indogermanen^S. 46ff.<br />

Stadt. Museum zu Halberstadt.

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