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Deutsche Altertumskunde

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2. Die Römer in Deutschland. § 55. Arminius. 343<br />

rufen. Als Soldat und als Diplomat ohne Namen gedachte P. Quinctilius<br />

Varus als Grandseigneur bei den ungeschliffenen <strong>Deutsche</strong>n zu imponieren.<br />

Sein Auftrag war, im inneren Deutschland ein römisches Steuersystem und<br />

die römische Rechtspflege einzuführen. Dabei ging er zu hastig vor und<br />

vergrößerte die Zahl der Unzufriedenen. Durch rücksichtsloses Prozessieren<br />

schien er die Bauernlümmel, die in seinen Augen außer ihrer Statur und<br />

ihrer Sprache nichts vom Menschen hatten, ruinieren zu wollen. Die Prozeß-<br />

kosten füllten seine Kassen, das Prozeßverfahren steigerte sein Autokraten-<br />

bewußtsein. 1)<br />

Fremden Rechtsnormen mußte die deutsche Bevölkerung sich beugen,<br />

ohne sie zu verstehen und zu billigen. Schlauköpfe wußten durch Verschleppung<br />

des Verfahrens die römischen Beamten zu schikanieren. Aber<br />

empörend wirkte der grausame Strafvollzug und die unerhörte Steuerleistung,<br />

die, wenn sie auch nicht drückend war, freie Männer zu Hörigen stempelte. 2)<br />

Mit der Sicherheit war es nicht mehr zum besten bestellt. Die Soldaten<br />

des Varus mußten zu Polizeidiensten scharenweise abkommandiert werden. 3)<br />

Der Unfriede wuchs namentlich bei den Cherusken.*)<br />

Im Jahr 9 folgte deshalb Varus den Vorstellungen cheruskischer Edel-<br />

leute und verlegte seine verfügbare Mannschaft mitten in ihr Land: drei<br />

Legionen (Nr. 17. 18. 19), drei Alen, sechs Kohorten. s) Er lagerte mit ihnen<br />

bis in den Hochsommer hinein wahrscheinlich bei Rehme (zwischen Minden<br />

und Rinteln) an der Weser. «5) Denn die Ausbreitung einer im stillen vorbereiteten<br />

Verschwörung war ihm gemeldet worden.<br />

Die führende Persönlichkeit war jener junge römische Offizier,<br />

Arminius.'')<br />

Mit dem Eintritt in das römische Heer war ein neuer Geist über diesen<br />

Edelmann gekommen. Er hat nicht bloß die römische Offiziersuniform an-<br />

gelegt und nicht bloß der Sitte gemäß, als ihm Augustus — eine seltene<br />

Ehrung — das Bürgerrecht und den Ritterrang verlieh, einen römischen<br />

Namen angenommen und die lateinische Sprache sich angeeignet, s) er hat<br />

auch mit seiner der fremden Größe gegenüber empfänglichen deutschen<br />

Art sich zu römischer Disziplin und Tatkraft emporgeschwungen. 9)<br />

Den deutschen Namen des Arminius^") kennen wir nicht, sowenig wie<br />

') Über die Person des Varus vgl. Prosopographia<br />

imperii Romani 3, 118ff. Gardt-<br />

HAUSEN, Augustus 1, 1194 ff., sein Porträt (auf<br />

einer afrikanischen Münze) und die ihm von<br />

undGRUBER, Allg.Enzyklopädies.v.Herniann;<br />

Allg. <strong>Deutsche</strong> Biographie; Prosopographia<br />

imperii Romani 1, 135 ff.; Pauly, Realenzyklopädie<br />

2, 1 190 ff. Gardthausen, Augustus<br />

1 , 1200 ff. Uhl, Das Porträt des Arminius, Kö-<br />

j<br />

i<br />

Pergamon gewidmete Ehreninschrift bei Th.<br />

MOMMSEN, Schriften 4, 200. 203; über seine<br />

Verwaltung handelt P. VON Rohden in der<br />

nigsberg 1898. Schmidt, Allgem. Gesch. der<br />

german.VölkerS. 162 ff. Strabo 7,1,4. Velleius<br />

Festschr. d. Progymnas. zu Steglitz 1890, 37 ff.<br />

Sadee 2, 93 ff.<br />

2, 118. Tacitus, Ann. 1,55-68. 2,9—17.44-46.<br />

Frontin, Stratag. 2, 9, 4. Florus 2, 30. Dio<br />

2) Velleius 2, 11 8. Tacitus, Ann. 1, 59. Florus 56, 19.<br />

2,30. Dio56. 18.<br />

8) Tacitus, Ann. 2, 10. 3, 40.<br />

3) Dio 56, 19.<br />

ä) V. DoMASZEWSKi, Qesch. d. röm. Kaiser<br />

*) Vgl. Sadee 2, 99 ff.<br />

1,239.<br />

») Velleius 2,117. Dio 56, 18.<br />

^) Endpunkt der Linie Lippe—Aliso—Dörenschlucht—Weser;<br />

vgl. Delbrück, Kriegskunst<br />

2, 246. Edm. Meyer S. 217 ff.<br />

') Über Arminius vgl. S. 341. Ersch<br />

•*>) oder Armenius, griech. 'Ag/isnog, 'AqiUviog;<br />

über Arminius [Armenius) als röm. Cognomen<br />

vgl. Gardthausen, Augustus 12, 794.<br />

Germ. 28, 342. 29, 416. 36, 315. Idg. Forschungen<br />

2, 174 ff. E. Hübner, Rom. Herrschaft in

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