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Deutsche Altertumskunde

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60 I. Prähistorische Zeit. A. Urzeit.<br />

und ebenso die Altersklassen (Generationen) eine feste uridg. Terminologie:<br />

Vater und Mutter/) Sohn und Tochter, 2) Enkel und Großvater (bezw.<br />

Enkelin und Großmutter). 3) Die Angehörigen jeder einzelnen Klasse stehen<br />

zueinander in einem geregelten, wenn auch im Lauf der Zeit vielfach<br />

geänderten Verhältnis von Bruder und Schwester,-^) Vetter und Base, Oheim<br />

und Muhme,^) Geschwisterkinder, ß) Eidam und Schnur,^) Schwäher und<br />

*) got- fadar, anord. faper, ags. foeder,<br />

afiies. feder, and. fadar, ähd. fater: lat.pater,<br />

air. athir, griech. .-laTi'jo, armen, hair, apers.<br />

pitar, aind. pitü. — Anord. möper, ags. mödor, I<br />

\<br />

'<br />

afries. möder, and. mödar, ahd. muoter : lat.<br />

mater, air. mathir, griech. ,«»/r//o, lit. motS,<br />

aslav. mati, apers. aind. mätar. Aus der<br />

Kindersprache stammen die weitverbreiteten<br />

Koseformen: nhd. atte [ätte], got. atta,<br />

.<br />

lat. atta, griech. uttu {Tara : kelt. tat, nhd.<br />

tatte, tette) Vater; ahd. amma, anord. amma,<br />

griech. äufia {fidfifia : lat. mamma, kelt mam,<br />

nhd. mamme) ; mnd, möme, lit. moma, mama \<br />

Muhme, Mutter. |<br />

2) got. sunus, anord. sunr, ags. afries.<br />

and. ahd. sunu : lit. sunus, aslav. synü, griech.<br />

viög, apers. hunu, aind. sunu, sutä ( : air. suth<br />

Geburt). — Got. dauhtar, anord. döttir, ags.<br />

dohtor, afries. dochter, and. dohtar, ahd.<br />

tohter : lit. dukte, aslav. dusti, griech. Ovyäii^Q,<br />

dughdhar, duhitar. \<br />

j<br />

apers.<br />

*) Die<br />

aind.<br />

Geschlechter der dritten Generationhießen<br />

.unmündige" (doch vgl.Zeitschr.<br />

f. d. Wortforsch. 11, 63), griech. j'fcjiofW; die |<br />

Unterscheidung ihrer Genera ist sekundär, |<br />

doch zeigen die idg. Sprachen bereits neben<br />

dem Mask. ein jüngeres moviertes Fem. : aind. |<br />

napat naptt, lat. nepos neptis, lit. nepotis<br />

neptis vgl. anord. nefi nipt (Verwandte), ags.<br />

afries. nefa nift, mnd. neve nickte, nhd. neffe<br />

niftel (Knkel, Enkelin). Auch das Fem.<br />

enkelin ist erst im 17. Jahrhundert belegbar,<br />

denn .Enkel" ist Gen. comm., aber nur auf<br />

hd. Sprachgebiet zu Hause (ahd. eninchil,<br />

mhd. enenkel) und wahrscheinlich eine Diminutivform<br />

zu a«0( Großvater ; vgl. ahd. anihho,<br />

mnd. anke)\ der Enkel wurde als Ersatz des<br />

Großvaters angesehen und gerne nach ihm<br />

benannt (Ks. Zs. 40, 409); noch Schweiz, äni,<br />

bayer. ändl bezeichnen sowohl den Großvater<br />

als den Enkel. Für sich steht mhd.<br />

äiehter (Enkel) und ist vielleicht zu aind. tue<br />

(Nachkommenschaft) zu stellen.<br />

Auch zum Großvater gibt es ein altes<br />

Suppletivum nicht, im dritten Knie wurden<br />

eben Mann und Frau nicht mehr differenziert<br />

und väterlicherseits als .Aluicn* bezeichnet<br />

(ahd, fl/jo, ana); obwohl nur hd., muß diese<br />

Bezeichnung uralt sein (vgl. lat.rt«//5, aprcuß.<br />

ane Ahnfraur. der Großvater mütterlicherseits<br />

hclüt anord. afi, lii, die Großmutter got.<br />

awo : lat. avus, ava, avia, air. aue (Enkel);<br />

eine Ableitung ähnlicher Art wie lat. avunculus<br />

Ist unser .Oheim' (mütterlicherseits)<br />

:<br />

\<br />

apreuß. awis, lit. avynas, ahd. öheim, mnd.<br />

öm, afries. em, ags. eam (Beitr. 13, 447).<br />

*) got. bröpar, anord. bröper, ags. bröpor,<br />

akies. brdther, and.bröäar, ahd.bruoder : air.<br />

brathir, lat. frater, griech. (jrgdztjg {-tmq), lit.<br />

broter, aslav. bratrü, avest. bratu, axnd.bhruta.<br />

— Got. swistar, anord. syster, ags. sweostor,<br />

suster, afries. and. ahd. swester : air. siur,<br />

lat. soror, griech. foo, lit. sesu, aslav. sestra,<br />

apers. qanhar, aind. svasar; eine freie Vermutung<br />

über die Grundbedeutung von<br />

„Schwester" wurde Zeitschr. f. d. Wortforsch.<br />

11, 60 vorgetragen.<br />

^) „Vetter" heißt von Haus aus der<br />

„Bruder des Vaters" ahd. fatureo, fetiro,<br />

afnes.fedria, ags.fcedera : latpatruus, griech.<br />

jidjQüyg, aind. pitrvya (vgl. Schweiz, ätter<br />

atta); eine genau entsprechende Bildung<br />

(mnd. medder) liegt für die Schwester der<br />

Mutter vor: ahd. muotera, afries. mddire,<br />

ags. mödrie (vgl. Muhme Anm. 1) : griech.<br />

fUjTgviu (Stiefmutter). Der Bruder der<br />

Mutter (Oheim) ist schlechtweg nach dem<br />

dritten Knie benannt (Anm. 3) und vermutlich<br />

eine bevorzugte Hauptperson unter den Ahnen<br />

gewesen; die Schwester des Vaters hat<br />

gleichfalls einen eigenen hd. Namen (ahd.<br />

basa, mhd. base [wase], nd. wase), den man<br />

von dem entsprechenden nd. {ags. fapu, afries.<br />

fethe, mnd. fade, fede) nicht wird trennen,<br />

sondern durch Vermittlung der Kindersprache<br />

zu „Vater" in ähnliches Verhältnis wird<br />

bringen wollen, wie „Muhme" zu „Mutter"<br />

vgl. Beitr. 13, 175.<br />

•*) Der Sohn von der Schwester heißt<br />

anord. sviri, and. swiri, ags. icswiria und<br />

dies ist eine uralte Ableitung von „Schwester"<br />

fast genau in der gleichen Art wie lat consobrinus;<br />

für den Sohn von dem Bruder<br />

wird ags. suhtor, suhtria gebraucht.<br />

') Der Toclitermann (aind. gumätar,<br />

griech. yäftßnog, lit. hentas, lat. getier) führt<br />

bei den Germanen den späten Sondernaincn<br />

, Eidam" (mhd. eidem, ahd. eidum. afries.<br />

äthom, ags. lipuni), der wolil mit den Zeremonien<br />

zusammenhängt, unter denen er in<br />

die Familie seines Weibes adoptiert wurde<br />

(Vgl. engl, son-in-law). Der idg. Name der<br />

Sohtisfraii ist (wie nhd. söhncrin) von sunu<br />

(Sohn) abgeleitet: aind. ^//«.Jf«, a?\i\v.snucha,<br />

griech. mk, lat. nurus, aiid. snura (mhd.<br />

snur), mnd. afries. snore, ags. snoru, anord.<br />

snor; vgl. Zeitschr. f. d. Wortforsch. 11, 60 f.<br />

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