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Deutsche Altertumskunde

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318 II- Historischer Zeitraum. A. Westgermanen und Ostgermanen.<br />

manien zwiefach geteilt: jenseits des Stroms ist noch immer terra incognita<br />

(7, 1, 4). Nur die Volksstämme zwischen Elbe und Rhein sind es, die den<br />

Römern zu schaffen machen (7, 1, 4); diesseits des Rheins herrscht völlige<br />

Ruhe (4, 3, 5). Von Strombett zu Strombett beträgt die Entfernung in gerader<br />

Linie rund 3000 Stadien = 576 Kilometer, vom Rhein bis zur Lippequelle<br />

300 Stadien = 57,6 Kilometer; aber die schlechten Wege, die Sümpfe und<br />

die Wälder beeinträchtigen den Verkehr. Mit dichtem Hochwald ist der,<br />

nicht so gewaltig wie die Alpen ansteigende, ercunische Gebirgsrücken bestanden,<br />

der in das mächtige Holzrevier Gabreta ausläuft (7, 1, 5). Den<br />

Rhein entlang bis an die Alpen heran haben sich aus ihrer Heimat übergewanderte<br />

germanische Volksstämme angesiedelt, desgleichen in Böhmen<br />

(4, 3, 4. 7, 1, 3); rechts vom Rhein schüren das Zündfeuer des Kriegs nament-<br />

lich die einfluß- und volkreichen Sweben, von denen ein Teil jenseits der<br />

Elbe wohnt. Kleineren Gebiets sind im Binnenland Cherusken und Chatten,<br />

Gambriwier und Chattwarier, in den Randgebieten Marsen, Sugambren,<br />

Chamawen, Bructeren, Chauchen, Chimbern u. a. (7, 1, 3). Nach Natur-<br />

verhältnis und Verfassung sind diese Germanen sehr nahe mit den Kelten<br />

verwandt, „sintemalen sie ein benachbartes, nur durch den Rhein geschiedenes<br />

und sehr viele Ähnlichkeiten zeigendes Land bewohnen" (4, 4, 2). Die<br />

Germanen sind nur in allen Stücken weniger kultiviert, sonst den Kelten<br />

in Sitte und Lebensweise und Körperkonstitution ungefähr gleich (7, 1, 2).<br />

Zum Verwundern ist die Leichtigkeit, mit der die Germanen sich zum Auswandern<br />

entschließen; diese Neigung dürfte in der — mit dem Ausland ver-<br />

glichen — niedrigeren Kulturstufe des Volkes begründet sein, denn Ackerbau<br />

spielt bei ihm keine, Viehzucht dagegen eine sehr große Rolle (7, 1, 3).<br />

Das ganze Germanien kannte man aber zur Zeit eines Velleius Paterculus<br />

und Pomponius Mela, eines Plinius und Tacitus noch nicht, i) Zwar<br />

hat das römische Militär das Grenzland zu vermessen, Meilensteine zu<br />

setzen und Itinerarien anzulegen begonnen, 2) aber die Elbe wurde nicht<br />

überschritten. Mela kennt durch Agrippa die Weichsel, Plinius nennt auch<br />

den Pregel und die dort angrenzenden Slaven {Venedi), die er von den<br />

Ostgermanen {Vandill) unterscheidet. Im Südosten reichen nach ihm die<br />

Germanen bis zu Pannonien heran. ») Bei Carnuntum in Pannonien -<br />

heute Petronell a. d. D. unterhalb Wien — mündete die große Handelsstraße<br />

auf der aus dem Ostbalticum der Bernstein in großen Mengen nacii Italien<br />

befördert wurde; die Entfernung des baltischen Strands von Carnuntum<br />

wurde auf nahezu 600 m. p. = 900 Kilometer berechnet.*) Der Auf-<br />

\<br />

*) Germania multis postea annis nee ') Vistnla Mela 3, 33. Visailns sive<br />

tota percognila est Plinius, nat. bist. 4, 98.<br />

*) «^//« A*' i"i' 'Al{ti(h: ö 'I'fjro; .-rrni<br />

iQioiuiofi otaiMovi, Kl ui Kvßi'.ionavniu ryot<br />

Vistla, Guthalus Plinius, nat. liist. 4, 81. 97.<br />

100. Venedi 4, '^7. Vandili 4, 99. iisqiie ad<br />

Pannonicü liibemti Carniinti ücrmanorumtili<br />

oftni'i Strabo 7, 1,4. perlustrata armis que ibi confiuium 4, 80. rcliqua litora in-<br />

tota Germania est . . . qiiod nnnquam antea certa signata fama septentrionalis ocenni<br />

spe conceptum, nediim opere tentatiim erat, incipit clarior apcriri fama ab gentc Ingad<br />

quadringentesimtim miliariiim a liheno<br />

usque ad ftumen Albim. qtii Semnonum<br />

Hermundurorumqiir ftnes praeterfluit, Rottaeonnm<br />

4,91. 9().<br />

*) (suciniim) adfcrtur a Germanis in<br />

Pannoniam maxime proitincinmVWimx^, nat.<br />

manua cum sign/s perductus exercitns Vel- liisl. 37, 43 I)C m. p. fere a Carnimio l\in-<br />

Iciut 2, 106. DetlefsEN, Hnldcckung S. .W. noniae litus id Germanine ex quo inuchitur<br />

percognitum nupi-r -15. Vyl. A. üniks. Das<br />

Zanoemeister, FesUchr. f. Kiepert S. 194. ,<br />

.<br />

.<br />

.

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