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Deutsche Altertumskunde

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3. Germania. B. Kulturverhältnisse. § 81, Keramik. 477<br />

römischen Krüge vor; Lampen sind hier spärlich, Münzen häufiger an-<br />

getroffen worden. 1)<br />

Die aus der römischen Provinz Germanien und aus den Friedhöfen<br />

der Limeskastelle erhobenen Fundsachen sind in antikem Stil, technisch so<br />

solid und geschmackvoll, nach einem so reichen Musterbuch gearbeitet, daß<br />

auch das allergewöhnlichste Stück des Geschirrs als fremdländisch erscheint,<br />

wenn wir's mit dem schlichten, mehr auf den Zweck als auf die Form bedachten<br />

Hab und Gut der deutschen Heimat vergleichen.«)<br />

Gehen wir von den Industrieerzeugnissen aus, so ist der Abstand<br />

zwischen Römisch-Germanien und Frei-Germanien sehr beträchtlich. Germania<br />

superior und inferior, zumal die Rheinlande sind seit dem 1. Jahrh.<br />

n. Chr. gallo- bezw. belgo-römisch; an den Fortbestand deutschen Volkstums<br />

ist hier nicht mehr zu denken.<br />

Diese romanisierten Germanen der römischen Provinz sind also nach<br />

ihrer Lebensführung durchaus von den Germanen des Mutterlandes zu<br />

sondern. 3) Am deutlichsten hebt Tacitus den wahren Sachverhalt bei den<br />

Mattiakern (S. 385 f. 387) hervor*) und was er von ihnen sagt, gilt mit leichter,<br />

durch die Ortsverhältnisse bedingter Schattierung von den deutschen Siedlern<br />

der oberrheinischen, mittelrheinischen und niederrheinischen Tiefebene: sie<br />

sind nach ihrem eigenen Wunsch und nach ihrer Gesinnung zu Römern<br />

geworden. Die Altertumsfunde aus der Gegend von Speyer und Worms,<br />

Bonn und Köln, Nimwegen und Leiden vergegenwärtigen uns die Lebenshaltung<br />

römischer Provinzialen; nur in der Frühzeit erkennen wir noch<br />

Merkmale nationaler Sonderart, z. B. im Bestattungsritus.<br />

Seit Augustus waren die Rheinkastelle mit dem Aufgebot der ansässigen<br />

Völkerschaften, von den Tribokern im Süden bis zu den Batawern im Norden,<br />

belegt.^) Aus den Gräbern dieser Zone,*^) die der frühen Kaiserzeit angehören<br />

und sich den älteren Nauheimer Gräbern anschließen (S. 288 ff.),<br />

sind Waffen als Beigaben erhoben worden. Damit sind diese Bestattungen<br />

als Gräber, wenn nicht gallischer, so deutscher Wehrmänner gekenn-<br />

zeichnet;'') denn es ist ganz und gar unrömisch, dem Verstorbenen die<br />

Waffen mit ins Grab zu legen. Hier zeigt sich ein nationaler Unterschied von<br />

dem Grabinventar der Friedhöfe römischer Auxilien. In der Mannheimer<br />

Gegend, in der Pfalz und in Rheinhessen, wo Caesar die Mannschaften des<br />

Ariowist angesiedelt hatte, sind jene Brandgräber der Neckarsweben, der<br />

Nemeter und Wangionen aufgedeckt worden; man fand Urnen von Steinen<br />

umstellt und nach dem Herkommen eiserne Lanzenspitzen, Schildbuckel und<br />

Schwertklingen (verbogen). Das Besondere ist aber, daß diese Gräber Waffen<br />

aus römischen Werkstätten, Trink- und Eßgeschirr römischen Formats, z. B.<br />

ehernes Trinkgeschirr für den Wein (Weinservice S.290.469), römische Schmuck-<br />

,<br />

'<br />

i<br />

i<br />

») ORL. IV Nr.41, 24 ff. 55f.; vgl. ferner ^) Caesar 1, 31. 4, 3. 6, 24. Germ. c. 5.<br />

Westd. Korrespondenzbl. 1903, 4. 1904, 169. 17. 23.<br />

Verhandl. d. histor. Ver. der Oberpfalz 1906, '*) Germ. c. 29; vgl. hierzu AhV.5,409ff.<br />

1 ff. (Regensburg), v. Chlingensperg, Das 413. 415 Taf. 70.<br />

Gräberfeld von Reichenhall, Reichenhall 1890.<br />

») ßonn. Jahrb. 114, 186f.<br />

RLÖ. 1, 101. 129. 2, 1 ff. u. a.<br />

2) Reiches Anschauungsmaterial in AhV.,<br />

ORL, RLÖ. (Tafeln). I<br />

«) Vgl. AhV. 5, 413.<br />

'') sua cuique arma, quorundam igni<br />

equus adicitur Germ. c. 27; vgl.o. S.267.<br />

et

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