29.06.2013 Aufrufe

Deutsche Altertumskunde

Deutsche Altertumskunde

Deutsche Altertumskunde

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

3. Germania. A. Die Völkerschaften. §62. Ost- und westgerm. Volksverbände. 403<br />

Unter diesen befaßte man die einzelnen zur Genossenscliaft gehörigen<br />

Volksgemeinden, wenn nicht der Verbandsname — so namentlich der der<br />

Suebi — auch für jedes einzelne Verbandsmitglied gebraucht wurde.<br />

Die zwischen Oder und Weichsel eingesessenen Ostgermanen^) zerfielen<br />

in die beiden Genossenschaften oder Verbände der Lugier^) und<br />

der Wandilier.3) Es kommt aber auch vor, daß die Ostgermanen insgesamt<br />

nur mit einem der beiden Namen belegt worden sind.'*) Wo wir<br />

sie zu unterscheiden vermögen, gehörten zu den Lugiern in der Lausitz,<br />

Neumark, Schlesien und Posen die skandinavischen Landsmannschaften<br />

der Elwaien, Harier, Manimen, Elusier und Nahanarwalen.^) Ihr Territorium<br />

lag zwischen dem der Markomannen (im Süden) und dem der Semnonen<br />

(im Norden);«) es hatte seinen Mittelpunkt an der Stätte ihres National-<br />

kults, von dem aus der ganze Verband sich auch noch als eine altertümliche<br />

Kultgenossenschaft darstellt. 7) Denn von den Westgermanen unterschieden<br />

sich diese nordostdeutschen Skandinavier nicht bloß durch die Sprache und<br />

durch ihre Institutionen, sondern auch durch Besonderheiten der Tracht")<br />

und durch Rückstände primitiver Kultur, die sie den angrenzenden Sarmaten<br />

näherten. 9)<br />

Die jüngere Gruppe der Ostgermanen, die Wandilier, hatten sich an<br />

der Ostsee im östlichen Mecklenburg, Pommern und Westpreußen nieder-<br />

gelassen und setzten sich aus Burgunden und Bainen,^«) Warinnen, Charinen<br />

und Goten zusammen, zu denen Gepiden, Rugier und Lewonier zu fügen sein<br />

werden. 11) Die Goten (S. 400) und Gepiden sitzen an der untern Weichsel<br />

und zwar mit ihren Ausläufern auch auf der rechten Seite dieses Stroms. »2)<br />

1) S. 295 ff. Holz, Beiträge 1, 44 ff.<br />

L. Schmidt, Allgem. Geschichte S. 51 ff.<br />

Mannus-Bibliothek 8, 154 ff.<br />

2) Die Überlieferung ist unsicher; wir<br />

besitzen die Doppellesart legi/, ligii : lygii,<br />

lugii MÜLLENHOFF, DA. 4, 564 f. Äovlo^ fieya<br />

s§vog Strabo 7, 1, 3 (im Machtbereich des<br />

Marbod S. 332); latissime patet Lygiorum<br />

nomen Germ. c. 43 ; uis innumera Lugii Ann.<br />

12, 29. 30; Avyioi Dio Cassius 67, 5; Ptolemaios<br />

unterscheidet Aovyiot O^iavoi, Aovyioi<br />

{Ai)6ovvoi. (Beitr. 17, 29), Aovyioi Bovgot (am<br />

Riesengebirge). Den Namen hat man unter<br />

Bezugnahme auf goUiugan {yafieh) als „Eid-<br />

§enossen" gedeutet. Ihr Streben ist nach<br />

tiden gerichtet, sie haben die südlich der<br />

Ercunien wohnenden Buren in Abhängigkeit<br />

gebracht und sind später nach Stiddeutschland<br />

abgerückt (L. Schmidt, Gesch. d. d.<br />

Stämme 1,354 ff.).<br />

^) uandilii, -alii Germ. c. 2; uandili.<br />

uindili Plinius 4, 99 = uinili (Langobarden)<br />

Paulus Diacon. 1, 9; der Name hängt vielleicht<br />

mit ahd. wentilmeri, -seo (Ozean) zusammen<br />

(Müllenhoff, DA. 4, 128 f.).<br />

-*) Germ. c. 2. 43.<br />

^) S. 400. Harii, Heluaeones, Manimi,<br />

Helysii {fiellusii cA6), Nahariiali: Nahanaruali<br />

Germ. c. 43; dazu 2iXiyyai Ptolemaios<br />

2,11, 10. Victoali Müllenhoff, DA. 4, 565 f.<br />

Beitr. 17, 25. 29.<br />

6) Germ. c. 43. Ptolemaios 2, 11, 10;<br />

Westgrenze in der Lausitz etwa an der Spree<br />

(Schles. Vorzeit 6, 186. Niederlaus. Mitteil.<br />

3, 16 ff. 4,1 ff.; beachte auch R.Henning,<br />

<strong>Deutsche</strong> Runendenkmäler S. 20), vgl. S. 297.<br />

'') antiquae religionis /«c«s Germ.c.43.<br />

») Germ. c. 43. 44. Vgl. Idg. Forsch. 7,<br />

280; oben S. 272 ff.<br />

*) Bei den Germanen ist im allgemeinen<br />

noch das Bemalen des Gesichts als Kriegsmaske<br />

(mhd. hildegrim) belegbar (S. 353);<br />

die Harii bemalten sich aber auch am<br />

ganzen Körper und das ist sarmatisch {tincta<br />

Corpora Germ. c. 43; vgl. Caesar 5, 14. Plinius,<br />

nat. hist. 22, 2).<br />

*") Bainaib neben Bnrgundaib Paul. Diac.<br />

1, 13. Vgl. ags. Bänin'ias HüOPS, Reallex.<br />

1, 165 f.<br />

"j Müllenhoff, DA.2,4f. 80; Burgundiones,<br />

Varinnae, Charini, Gutones Plinius,<br />

nat. hist. 4, 99. Gotones, Rugii, Lemouü<br />

(S.400 Anm.8) Germ. c. 43; die Varinnae des<br />

Plinius kehren vielleicht bei Ptolemaios als<br />

AvaQivoi (3, 5, 8 = Avagjioi 2, 11, 10?) wieder;<br />

vgl.Beitr. 17, 40ff. 178ff. HooPS, Reallex. 1,<br />

357 f. {Burgundofarones). Mannus-Bibliothek<br />

8, 168 (Gepiden).<br />

'^) Müllenhoff, DA. 2, 4 f. 18 f. 4,559;<br />

Bermer, Pauls Grundr. 32,826; L. Schmidt,<br />

Gesch. d. d. Stämme 1, 49 ff. Mannus-Bibliothek<br />

8, 154. 167 ff. FovTOJVzeg (cod. BovrcovEg)<br />

26*

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!