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Deutsche Altertumskunde

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82 I- Prähistorische Zeit. A. Urzeit.<br />

Schlagtechnik vervollkommnet, sondern auch ein ganz neues Verfahren angewendet<br />

worden ist. Das Feuersteingerät wurde neuerdings geschliffen.<br />

Von diesem technischen und stilistischen Fortschritt datieren wir die jüngste<br />

Steinzeit Europas, die neolithische Stilperiode. Sie unterscheidet sich inhaltlich<br />

vom Präneolithicum durch kunstvollere Tonwaren, durch Ackerbau und<br />

Viehzucht und nicht zuletzt durch die pietätvolle Sorgfalt, die man den<br />

Verstorbenen widmete.<br />

Das eindrucksvollste Denkmal der Neolithiker Nordeuropas ist das<br />

Grab.i) Denn zur Zeit der präneolithischen Abfallhaufen gibt es hier noch<br />

keine Gräber. Erst die Neolithiker haben ihre Toten rituell bestattet und<br />

monumentale Grabbauten für sie errichtet. Hierbei erscheint der Fortschritt<br />

so sprunghaft, daß der neue Zustand nur wieder aus Kulturübertragung<br />

(von Frankreich her?) erklärlich wird. Das neolithische Zeitalter kann nun<br />

aber nach den Stilformen der Grabbauten und nach den Bestattungsgebräuchen<br />

in mehrere chronologische Schichten zerlegt werden. Die<br />

ältesten Gräber sind oberirdische, allmählich werden sie mit Erde bedeckt<br />

und sinken schheßlich unter Bodenniveau. 2) Wir unterscheiden nach der<br />

Grabform: Grabkammern, Kistengräber, Muldengräber. s)<br />

Unter Grabkammern (Megalithgräbern) verstehen wir auf ebenem<br />

Feld aus erratischen Blöcken erbaute, nicht sehr geräumige Wohnstuben, die<br />

einen um so stärkeren Eindruck auf das Auge machen, als sie unvermittelt<br />

und unvorbereitet aus einer gräberlosen Vorvergangenheit auftauchen.'*) Für<br />

die Lebenden hat man vergängliche Häuser errichtet, den Toten &) baute man<br />

für die Ewigkeit aus dem widerstandsfähigsten Material und in den ge-<br />

wichtigsten Massen; darum, wie auch ihrer gleichförmigen Bauart nach,")<br />

können diese Steinkammern nur unter genossenschaftlichem Zusammenwirken<br />

zahlreicher Menschenarme zustandegebracht worden sein (Begräbnis-<br />

verbände). Die einfachste Grabkammer (Taf. 1, 1) ist vier- oder sechseckig,<br />

rechtwinklig oder oval angelegt; die Wände der Kammer bilden vier bis<br />

sechs Steinblöcke, die auf die Kante gestellt wurden, um als Decke einen<br />

gewaltigen, nicht selten hundert Zentner schweren Findling zu tragen,<br />

') Die Urgermanen besaßen für ,be- und Südeuropa, Afrika und Asien und in<br />

'<br />

graben" einen ihnen eigentümlichen Aus- der Gegenwart noch bei unzivilisiertcn Völdruck<br />

: got. usfilhan, anoid.fela (verbergen), kern nachgewiesen worden (vgl. z.B. J.Sihree,<br />

j<br />

|<br />

;<br />

ags./eoian, afries. bi/ela, and. ahd. bifelhan<br />

{:nhd. befehlen, \g\. goi. filigri); das Wort<br />

.Grab' ist nicht gemeingermanisch, weist<br />

Madagascar<br />

S. 254 ff.); sie fehlen aber bebei<br />

den nächsten Nach-<br />

merkenswerterweisc<br />

barn der Germanen, sind zwar auf den brialso<br />

auf einen jüngeren Bestattungsritus; da- tischen Inseln (K. Stierna, L'Anthropo-<br />

gegcn gehören vielleicht die mit filhan 1<br />

21, 1 ff.) und namentlicJi in Frank-<br />

logie<br />

synonymen Ausdrücke hierher: ag?,. byr'ian reich belegt, aber nicht in Mittel- und Südbegraben,<br />

ags. byr^els, and. bnrgisli (Grab), deutschland, nicht in der Schweiz und in<br />

Norditalien, nicht in Österreich und in I^)len<br />

|<br />

'<br />

engl, bury, burials : ahd. bergan, anord.<br />

bjarga, goi.bairgan (\crwa\ucn); goi. /lolja, (DftCMELETTE, Maiuicl 1, 373 ff. 412 ff.;<br />

anord. hei, ags. afrles. helle, and. hellia, ahd. G. Wii.KE, Südwcsteuropaischc Mcgalithhella<br />

iWiSWi:} wird zu \a\. celare {ahd. helan kullur, Wdrzburg 1912).<br />

hehlen, ^ol. huljan verhüllen, hitlistr Decke), *) anord. ags. //o/rf (Leiche, Körper) : aind.<br />

zu .Halle* und zu alnd. (ula, griech. xtdiä<br />

(Hatte. Gemach), lat. cella gestellt.<br />

•) Gott. Gel. Anz. 1905, 449. 453.<br />

») MONTEUUS.Antlkvar.Tldskr.f.Sverlgc<br />

13 (1905). 11 ff. 47 (f. 183. 187 ff,<br />

*) Ähnliche Grabbauten sind aus West-<br />

*kalt(i > kata (Leiche).<br />

•) Die beste Anschauung vermittelt das<br />

Prachtwerk von A. P. Madskn, Gravlmjc og<br />

Gravfund fra stcnaldercn i Danmark (50 + 28<br />

tavier), Kebonhavn 1H9(). 1900, vgl. Nord.<br />

Fortldsminder 1, 154 ff.

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