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Deutsche Altertumskunde

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3. Die Urgermanen. B. Kulturverhältnisse. § 12. Werkzeug. 103<br />

lithiker im Gebiet der Megalithgräber aus. Es ist dies ein auffallender<br />

Kontrast zu Mitteldeutschland. Im Süden mußte der Feuerstein in mühseligem<br />

Grubenbetrieb gewonnen werden, während die Urheimat der Germanen<br />

einen ebenso leicht zugänglichen als unerschöpflichen Vorrat darbot<br />

(S. 28). 1)<br />

Als altmodische von den Vätern ererbte Stücke sind nach präneo-<br />

lithischer Art scharfbehauene Flintstücke ^) immerzu in Verwendung geblieben,<br />

namentlich in dem Fall, daß jene primitiven Geräte ihrem besonderen<br />

Zweck in ausgezeichneter Weise dienten. So bei dem noch heute erhaltenen<br />

Feuerzeug: Flintspäne wurden mit Kies (Eisen- oder Schwefelkies) und<br />

Zunder zum Funkenschlagen gebraucht. 3) Ein vortreffliches und leistungs-<br />

fähiges Gerät war der alte Bohrer oder auch der Schaber*) und die primitive<br />

Sichel und Säge, ferner das Flintmesser, der rohe Steinhammer und Stein-<br />

keil (S. 46 Taf. 4, l)."^) Unveränderlich waren und blieben allerlei Fischerei-<br />

gerätschaften^), spitzige Nadeln oder Pfriemen aus Knochen oder Hörn der<br />

Haustiere (S. 47);^) namentlich aber«) sind noch bis auf die Gegenwart<br />

die den ungetrennten Indogermanen und den Urgermanen geläufigen Handmühlen<br />

in Gebrauch (S. 53), die dereinst mit dem Ackerbau der Neo-<br />

lithiker auch im Norden sich verbreiteten. 9).<br />

Die Urgermanen scheinen eine neue Technik angewandt zu haben, durch<br />

die der Feuerstein veredelt wurde. i*^) Sie begnügten sich nicht mehr damit,<br />

Feuersteingeräte durch Hieb und Schlag zu modellieren (Taf. 4, 1); sie haben<br />

ihr Werkzeug wesentlich dadurch vervollkommnet und in gefällige Form<br />

gebracht, daß sie es verstanden, unter Zuhilfenahme von Hirschhornspitzen^O<br />

den Feuerstein zu dengeln, ^ 2) d. h. von den Feuersteinknollen feinste Splitter<br />

aög. Diese Lehnwörter (?) müßten allerdings 11— j 12; Mannus 1 , 258 ff . Taf . 35 u.a.<br />

jünger als die germanische Lautverschiebung<br />

*) E. Krause, Vorgesch. Fischereigeräte,<br />

sein.<br />

Berlin 1904. Schlemm S. 6 f. 555 ff. Aarbeger<br />

1907, 85.<br />

1) Als geradezu monumental muß man<br />

den Eindruck bezeichnen, den die durch<br />

Fülle und Schönheit ausgezeichneten schleswig-holsteinischen<br />

und jütischen<br />

Fundreihen hinterlassen (Mus. von Kiel, Ribe,<br />

Kolding, Aarhus, Viborg, Randers, Aalborg<br />

und namentlich Kopenhagen).<br />

2) Über Klopfsteine vgl. Mannus 2, 126;<br />

Beltz, Vorgesch. Altert. S. 56 f. Taf. 10.<br />

') Ein solches Feuerzeug kam z. B. in<br />

dem Denghoog auf Sylt vor (S.87f.; Splieth<br />

S.37;vgl.Arch.f.Anthropol.25,165;Mannus2,<br />

135 ff.). Das Wort Feuer ist gemeinidg.:<br />

got. fön, anord. fiine ( : ahd. funcho, mhd.<br />

vanke Funke); dazu and. ahd. //ur (Feuer) :<br />

griech..Tf{j; der alte Name für Schwefelkies<br />

ist doch wohl got. swibls, ags. swefl, ahd.<br />

swebal (Schwefel) und gehört vielleicht mit lat.<br />

s«///Mr zusammen ; got. tandjan : tundnan, ahd.<br />

zandaro :<br />

zunder, anord. Unna (Feuerstein).<br />

*) Damit wurde z. B. Bernstein durch-<br />

bohrt (Splieth S. 39; Aarboger 1907, 87 f.).<br />

Über das Werkzeug zur Bearbeitung von<br />

Tierfellen vgl. Zeitschr. f. Ethnolog. 1910,<br />

839.<br />

') Vgl. Fornvännen 1906, 1. 101. 1908,<br />

105 ff.; Beltz, Vorgesch. Altert S. 57 ff. Taf.<br />

') Mannus 2, 129 f.<br />

8) MONTELius.Kulturgesch.S.H.MüLLER,<br />

Altertumsk. 1, 206. Beltz, Vorgesch. Altert.<br />

S. 71 Taf. 14.<br />

*) Sehr schwierig steht es mit der Frage<br />

nach den für das Hausgewerbe bestimmten Gerätschaften<br />

(z.B.Spinnwirtel: dän. snelde ;<br />

S. Müller, Altert 1 , 449 f. 2, 58 ; Jahresschr. 10,<br />

154; Götze, Altertümer Thüringens S.24. 25.<br />

vgl .M.v.Kimako wicz-<br />

29. 34. 86. 87 f. 1 43. 1 68) ;<br />

WiNNiCKi, Spinn- und Webewerkzeuge. Entwicklung<br />

und Anwendung in vorgeschichtlicher<br />

Zeit Europas, Würzburg 1910. Studier<br />

tillägnade O. Montelius (1903) S. 189 ff.;<br />

Arch. f. Anthropol. 18, 235; Zeitschr. f. Ethnolog.<br />

1908, 481. Lat. fusus (Spindel) ist mit<br />

ags.mnd.rf/"s^ zusammengestellt worden (Beitr.<br />

13, 368); weitere sprachliche Zeugen sind<br />

rocken und wocken : wickel.<br />

1") Über Feuersteinwerkstätten, die<br />

auch im Braunschweigischen (bei Vollbüttel,<br />

Wasbüttel, Ösel, Drüffelbeck u. a.) nachgewiesen<br />

werden konnten, vgl. S. 81. 107.<br />

11) Mannus 2, 131. 146.<br />

12) dengeln (wiederholtes Hämmern) ist<br />

das Iterativum zu engl, ding, dän. dinge

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