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Deutsche Altertumskunde

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3. Germania. A. Die Völkerschaften. § 61. Nord-, Ost- und Westgermanen. 401<br />

Platz gemacht haben und weiter nach Süden gerückt sind (S. 296). Die<br />

jüngste Wanderung der Skandinavier erstreckte sich nun aber bereits auf<br />

die untere Elbe, wo die aus Skandinavien zugewanderten Langobarden<br />

über die alteingesessenen Sweben Herr geworden und bei verhältnismäßig<br />

geringer Kopfzahl in ihrem Volkstum aufgegangen sind.*)<br />

Bei den Ostskandinaviern deutet uns Tacitus durch ihre Erfahrung im<br />

Schiffsbau^) an, wie lebhaft unter ihnen die monarchisch geleitete Auswanderung<br />

über die Ostsee nach dem deutschen Festland hin gewesen sein muß.<br />

Daß die einzelnen Abteilungen gleichmäßig und mit willigem Gehorsam<br />

die Herrschaft der Führer anerkannten, bedeutete für den deutschen Kontinent<br />

ebenfalls etwas Neues, denn hier hatte die Volksfreiheit größeren<br />

Spielraum.*)<br />

Diese Nordgermanen des Festlandes verfielen jedoch dem Kolonistenschicksal<br />

und wandelten sich unter den mannigfachen Einflüssen ihrer neuen<br />

Heimat, der sie sich anschmiegten, zu einem neuen ethnischen Gebilde,<br />

das den stammverwandten Nordgermanen nicht mehr in allen Stücken<br />

ähnelte. Wir bezeichneten dieses in Nordostdeutschland erwachsene neue<br />

Volkstum mit dem Namen der Ostgermanen; es ist uns in seiner Eigenart<br />

besonders durch seinen Sprachgebrauch bekannt. 5) Dieser ostgermanischen<br />

Sprachgenossenschaft stehen die auf dem Kontinent altheimischen Völker als<br />

Westgermanen gegenüber (S. 249 f.), die ebenfalls eine geschlossene Sprachgenossenschaft<br />

bilden, die durch wichtige und selbständige sprachgeschicht-<br />

liche Erlebnisse besonders gut bezeugt ist.*^)<br />

R. Loewe, Die ethnische und sprachliche Gliederung der Germanen, Halle 1899; vgl.<br />

Idg. Forsch. 7, 276 ff.<br />

§ 62. Ost- und westgermanische Volksverbände. Die Sprachgenossenschaften<br />

der Westgermanen und der Ostgermanen haben zugleich<br />

als Volks- und Kulturgenossenschaften so lange zu gelten, bis sie im Lauf<br />

der Jahrhunderte sich auflösten und neuen Assoziationen Platz machten.<br />

In der Römerzeit lag die Kraft der Ostgermanen bei zwei koordinierten<br />

Verbänden (Lugier und Wandilier). Ähnliches muß auch unter den<br />

Westgermanen bestanden haben, wie namentlich der große Verband der<br />

Sweben erkennen läßt (S. 236). Derlei durch praktische Interessen beförderte<br />

Vereinigungen waren dem Bestand der altüberlieferten Ordnungen nicht<br />

günstig. So ist uns denn auf westgermanischem Gebiet die ältere Volks-<br />

') Schmidt a.a.O. 1,355; vgl.Mannus- Zeitschr. f. d. Altert. 19, 393. Bremer, Pauls<br />

BibHothek 8, 155f. Grundr. 3*, 816; hier ist besonders auf den<br />

'') paucitas Germ. c. 40; Baumstark Zusammenhang des gotischen mit dem ost-<br />

S. 165 ff.; als ihre Heimat wird Scadanau ,<br />

genannt (Origo gentis Langobardorum ~ 1 I<br />

Script, ' rer. Langobard. S. 2, 14; vgl. SCHMIDT<br />

nordischen<br />

(altschwedischen) geachtet,<br />

") Außer den S. 250 Anm. 1 genannten<br />

a. a. O. 1,427 ff.).<br />

sprachgeschichtlichen Vorgängen vgl. die Be-<br />

Wahrung der ^5/05-Stämme Beitr. 36, 1 ff. —<br />

') Germ. c. 44; über ihre archäologische Schon bei J.Grimm war es Sprachgebrauch,<br />

Hinterlassenschaft vgl. S. 298 (rotunda sciita, die östlichen <strong>Deutsche</strong>n als Ostgermanen zu<br />

breues gladii).<br />

*) erga reges obsequium Germ. c. 43.<br />

bezeichnen (GDS. S. 471) und wenn auch<br />

durch Müllenhoff und Scherer dieser Ausiiniis<br />

imperitat c. 44; vgl. hierzu Germ. c. 7. druck auf die Skandinavier übertragen wurde<br />

Ann. 2, 88. 1 3, 54. (ZGDS. S. 97. Zeitschr. f. d. AUert. 1 9, 393), so<br />

^) In der deutschen Sprachgeschichte ist diese seltsame Neuerung doch nicht von<br />

Dauer<br />

\<br />

nennen wir ihn<br />

hältnis zum nordgermanischen<br />

„gotisch"; über sein<br />

vgl. Zimmer,<br />

Ver- !<br />

gewesen,<br />

Handbuch des deutschen Unterrichts. Bd. V, Teil 1. 26

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