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Deutsche Altertumskunde

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2. Das Zeitalter der Leichenbestattung. § 20. Waffen. 139<br />

dereinst erbeutet:<br />

das rote Gold —<br />

dann umritten den Hügel<br />

der Edlinge zwölf,<br />

in Liedern sangen<br />

und den König priesen.<br />

rühmten sie laut<br />

in Wort und Spruch<br />

in geziemender Weise.<br />

den geliebten Herrn<br />

in treuem Sinn,<br />

aus des Leibes Hülle<br />

die Erde empfing<br />

dort ruht es noch jetzt . . .<br />

die rüstigen Helden<br />

die . . .<br />

die Leichenklage<br />

Die kühnen Taten<br />

und sein ritterlich Wesen,<br />

sein Wirken ehrend<br />

Das ziert den Mann,<br />

durch Lob zu erhöhn<br />

wenn des Todes Hand<br />

erlöst die Seele.')<br />

2. Das Zeitalter der Leichenbestattung.<br />

§ 20. Waffen. Als das Kupfer und die Bronze im germanischen<br />

Norden bekannt geworden waren, ist die heimische Stichwaffe, der elegante<br />

Flintdolch (S. HO), allmählich aus der Mode gekommen, 2) denn der aus<br />

Kupfer, zinnarmer oder zinnreicher Bronze gegossene Dolch übertraf den<br />

Vorgänger durch unvergleichliche Leistungsfähigkeit. Der Dolch war im<br />

Süden die älteste Metall waffe. 3) Die Germanen bekamen sie zu sehen,<br />

lernten sie schätzen und haben sie wohl auch, nachdem mykenische bezw.<br />

italienische Dolche unter ihnen feilgeboten worden waren, nun nicht mehr<br />

in Feuerstein nachgebildet, sondern zur Herstellung von Gußformen benützt.*)<br />

Man hat anscheinend zunächst den Dolch mit samt dem Griff als Ganzes<br />

gegossen (Taf. 8, 1.3),^) dann aber auch bloß die flache, zweischneidige,<br />

trianguläre Dolchklinge (Taf. 8, 2) und aus Holz oder Hörn einen Griff<br />

aufgesetzt, wobei an der Klinge der mit Nieten versehene Griffansatz bemerkenswert<br />

ist, weil er den Feuersteindolchen fehlt. '^) Die Klinge bleibt<br />

aber vorerst den ausländischen (z. B. auch ungarischen) Mustern so ähnlich,<br />

daß man das einheimische oben breit ausladende, unten spitz zulaufende,<br />

an den Schneiden dünn ausgehämmerte Dolchblatt kaum von den importierten<br />

Stücken unterscheiden kann. 7) Ein gutes Kennzeichen ist jedoch der Griff-<br />

ansatz der immer schlanker werdenden Dolchklingen: anfänglich ist die<br />

') Beowulf übersetzt von H. Gering<br />

S. 95 ff. (v. 3110 ff.); „für den Scheiterhaufen<br />

war die Leiche geschmückt . . . den<br />

Holzstoß zierte die blutige Brünne . . . das<br />

Feuer erfaßte knisternd der Erschlagenen<br />

Leiber, die Schädel zerfielen* v. 1108 ff. ; vgl.<br />

2124 fL 2818 ff. — Die Ynglingasaga (c. 8)<br />

führt als sakralrechtliche Institution (als Gesetz<br />

Odinns) an, vornehmen Männern solle<br />

man, nachdem ihre Leichen verbrannt sind,<br />

einen Hügel zum Gedächtnis errichten ; sehr<br />

interessant ist die aus dem unveränderlichen<br />

Wesen des Ritus sich erklärende Nachricht<br />

der Ynglingasaga (c. 10), daß im Kultus des<br />

Freyr die Leichenbestattung sich erhalten<br />

habe (»als Freyr gestorben war, brachte man<br />

ihn heimlich in den Grabhügel und sagte,<br />

daß er hier fortlebe . . . man wollte ihn nicht<br />

verbrennen').<br />

2) Splieth, Mitteil. d. anthropol. Ver. 8,<br />

28 ff. 11. 17; für die Ostpriegnitz vgL Kunstdenkm.<br />

d. Prov. Brandenburg 1, 2, 64.<br />

*) MoNTELius, Kuhurperioden 1, 32 ff.<br />

Arch. L Anthropol. 25, 467. 26, 482. 504 ff.<br />

*) Besonders altertümlich sind Funde,<br />

in denen die Bronzedolche (mit Resten der<br />

Scheide) und andere Bronzen von Steinwaffen<br />

begleitet sind (z. B. Ohlsdorf, Thaden<br />

[Holstein] im Hamburger Museum).<br />

*) Griff und Klinge bilden e i n massives<br />

Stück: Aarbeger 1909, 5. Beltz, Vorgesch.<br />

Altert. S. 154 TaL 19, 7, 8. Andree, Braunschweig.<br />

Volkskunde S. 19 L Jahresschr. 7,<br />

40.45. GÖTZE, Altertümer Thüringens S. 168 f.<br />

Verhandl. 1893, 41 H. (Fundverzeichnis).<br />

«) Aarb0ger 1909, 6 ff. 13. 14. 16. Beltz,<br />

Vorgesch. Altert. S. 155 Taf. 20, 10. 11.<br />

'') Besonders ansehnlich sind die drei<br />

triangulären Bronzedolche aus Dellum im<br />

Stadt. Museum zu Braunschweig. Sowohl

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