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Deutsche Altertumskunde

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196 I. Prähistorische Zeit. B. Die Germanen.<br />

späteren Hallstatt-Typus gesondert werden kann.i) Hier in den keltischen<br />

Provinzen, von Österreich bis nach Frankreich hinein, an der Donau und am<br />

Rhein, weisen die Anfänge der Eisenindustrie innerhalb ihrer beiden Fund-<br />

schichten ein ziemlich gleichartiges Gepräge auf.<br />

In der älteren Hallstattperiode ist es nicht mehr Sitte, die Brandgräber<br />

mit Wertsachen auszustatten. Waffen und Werkzeug verschwinden; fast regelmäßig<br />

hat man den Kindern ihr Spielzeug, den Erwachsenen etwas von ihrem<br />

Schmuck, namentlich aber hat man dem Toten sein Messer geopfert und<br />

ihm zu seiner Labung ein Speiseservice mitgegeben. 2)<br />

Für die spätere Hallstattzeit (etwa seit dem 7. Jahrh. v. Chr. Geb.) ist<br />

in SüdWestdeutschland die Beerdigung im Hügelgrab typisch, s) Die Leichenverbrennung<br />

kommt aus der Mode,*) die zum Teil sehr großen Hügel bergen<br />

im Innern kistenartige Grabbauten mit sehr wertvollem, zuweilen märchen-<br />

haft reichem Inventar, unter dem jetzt zwar sehr viel mehr Eisen erscheint<br />

als in der vorhergehenden Epoche, aber die Bronze immer noch vorherrscht.<br />

Das Hauptstück ist wiederum das Tafelgeschirr mit Tischmesser, der Schmuck<br />

nebst dem Rasiermesser, außerdem werden Waffen und allerlei kostbares Gerät<br />

gefunden. An die Kesselwagen (S. 195) erinnern die in den süddeutschen<br />

Grabhügeln auftretenden Gestelle vierrädriger Wagen mit Pferdegeschirr und<br />

Pferdegebissen; diese Funde scheinen anzudeuten, daß man den Toten auf<br />

seinem Fuhrwerk zu bestatten liebte.^)<br />

Im norddeutschen Mutterlande war es anfänghch noch der Brauch,<br />

nach der älteren Bestattungsweise, die Gräber reichlich auszustatten, aber<br />

auch hier wird das Grabinventar immer bescheidener, ß) und da man bei den<br />

Brandgräbern verblieben ist, dauert dieser Zustand recht lange fort. Es ist<br />

nicht mehr Sitte, Waffen in die Graburne zu legen. Die Waffen der Hallstatt-<br />

periode stammen aus Moor- oder Depotfunden; wären wir nur auf Grabfunde<br />

angewiesen, würden wir die Bronzeindustrie nur ganz ungenügend<br />

kennen.')<br />

Wohl gibt es Belege dafür, daß Lanzen-, Speer- oder Pfeilspitzen dem<br />

Grabgefäß anvertraut wurden, ») aber selbst diese unentbehrliche Wehr kennen<br />

wir ausgiebiger nur aus Einzelfunden oder aus Schatz- bezw. Händlerfunden.<br />

Der herrschende Typus der Speer- oder Lanzenspitze ist durch die den<br />

Schaft aufnehmende Tülle bestimmt.^) Dolche treten zurück.<br />

«) AhV.5, 231. 144; dazu S. 315 ff.<br />

») AhV. 5, 241 ff. Jaliresschr. 8, 179 f.<br />

•) Nur In SUdostdcutschland (östlich<br />

vom Böhmerwald) erhält sich die Leichenverbrennung.<br />

) AhV. 5, 146 ff.<br />

*) Arch. f. Anthropol. 31, 248 ff.<br />

•) SCHUMANN-MiECK, Gräberfeld von<br />

Oderberc-ßralitz S. 14 f.<br />

^ \^ einer Bronzeindustrie zu reden,<br />

berecntJgt uns der Nachweis von Bronze-<br />

S^ieBerwerkstfltten, deren best eingerichete<br />

die von Haag (Amt Aarhus) ist (Mus.<br />

in Kopenhagen). Vgl. Aarbegcr 1908, 273 ff.<br />

*) Beltr. z. Gesch. d. Altmark 2. 268. —<br />

Ume, zwei PuB tief in der Erde, mit flachen<br />

Steinen umstellt und mit irdenem Decltel<br />

verschlossen enthielt gebrannte Gebeine und<br />

darauf lagen Lanzenspitzc, Rasiermesser, Pinzette<br />

(Beveringen bei Pritzwall

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