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Deutsche Altertumskunde

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3. Die Urgermanen. B. Kulturverhältnisse. § 11. Keramik. 101<br />

(Taf.3, 5. 6). Es scheint, daß diese Schnurkeramik im Saalegebiet fabriziert<br />

und von hier aus nach dem Norden verbreitet worden ist.i) Ihre späteste<br />

Sorte ist ein glockenförmiger Becher, 2) bei dem der Hals nicht mehr<br />

ausgebildet ist, sondern zonenförmig abgeteilte Ornamentstreifen den gleichmäßig<br />

geschweiften Gefäßkörper bedecken und die Schnurornamente durch<br />

Tiefstichornamente unterbrochen werden (sog. Zonenbecher, Taf. 3, 7).3)<br />

Wenn nun auch die neolithische Töpferei Norddeutschlands vielfältig<br />

durch ausländische Muster angeregt worden zu sein scheint, so ist der<br />

Vorrat an heimischer Ware so beträchtlich, daß die handwerksmäßige Her-<br />

stellung und der gewerbsmäßige Handel mit Töpferwaren nicht bestritten<br />

werden kann.<br />

Töpferei war nun aber im Altertum ein Weibergeschäft.'*) Die alte<br />

Bezeichnung für die „Kneterin" kehrt in der Benennung ihrer Erzeugnisse<br />

als „Tiegel" wieder.^) Das Material lieferte ein mit Sand gemengter Lehm,«)<br />

der in dickflüssigem Zustand zu „Teig" geknetet,') streifenförmig auseinandergezogen,<br />

aus freier Hand zusammengesetzt und ehe er am offenen Feuer<br />

gebacken, glatt gestrichen und verziert wurde. War das Geschirr zum Aufstellen<br />

bestimmt, so bekam es eine ebene Standfläche oder Standfüße, war<br />

es zum Aufsetzen (auf ein Gestell) oder zum Aufhängen bestimmt, so blieb<br />

der Boden kopfförmig gerundet und das Gefäß wurde mit Henkelösen ver-<br />

sehen.»)<br />

') Jahresschr. 1, 35 f. 89. 92 (Taf. 12). 205<br />

(Taf. 22). 219 (Taf. 23). 3, 117 (Taf. 12). 4, 70 f.<br />

78 f. (Taf. 8). 6, 68. 72. 86. 8. 1 18. 1 19 f. 124.<br />

1 25. 1 27 f. 1 30 (Taf. 1 0. 1<br />

1<br />

). 2 1 6 (Taf. 1 9). Gute<br />

Stücke aus Aschersleben (15) und Sinsleben<br />

im Fürst Otto-Mus. zu Wernigerode. Mansfelder<br />

Blätter 1906, 223 (mit Tafel) Braunschweig.Magazin<br />

1896,7. 196. Arch.f.Anthropol.<br />

25, 268. 274. 276. Kunstdenkm. d. Provinz<br />

Brandenburg 1, 2, 42 (vgl. S. III). Schumann,<br />

Steinzeitgräber S. 74. 92. 96. Nachr. über d.<br />

Altertumsfunde 1898,89. 1902, 11. Balt. Stud.<br />

1904, 154. Mecklenburg. Jahrb. 63, 81. 64, 88.<br />

128. Mestorf Taf. 16, 131, vgl. Verhandl.<br />

1889, 471. Mitt. d. anthropol. Ver. 5, 12 (dazu<br />

Funde von Heckkathen bei Bergedorf im<br />

Hamburger Mus.). Schnurverzierung kehrt<br />

auch in Jütland und in Hannover, in Oldenburg<br />

und in Drenthe wieder (Verhandl. 1900,<br />

276; Holwerda, PI. 1, 10. 11).<br />

2) Grössler, Die Tongefäße der Glockenbecherkultur,<br />

Jahresschr. 8, 1 ff. (mit Fundregister,<br />

Abbildungen und Ornamenttafeln).<br />

ä) Die Becherforni ist von Süden her importiert;<br />

ihre Begleiter sind auffallende Armschutz<br />

p 1 a 1 1 e n (S. 1 10 vgl. z. B. aus Schwanebeck<br />

Stadt. Mus. zu Halberstadt) : Jahresschr. 8,<br />

38.73. Schlemm S. 59. Arch. f. Anthropol. 26,<br />

466. 35, 336. Verhandl. 1900, 261. AhV. 5,<br />

353 ff. Mannus 2. 57. 177. GÖTZE, Altertümer<br />

Thüringens S. XXIV. 54 Taf. 2, 20. Jahresschr.<br />

1, 143 f. 227. 8, 67 u. a. Zeitschr. f. Ethnolog.<br />

1902, 233 f. Mannheimer Geschichtsblälter<br />

1908, 28 f. Dechelette, Manuel 1, 549 ff. —<br />

Auch in Drenthe kommen unsere Zonenbecher<br />

vor (Holwerda, PI. 1, 12 ff.), aber<br />

schon in der holländischen Nachbarschaft<br />

tritt eine total abweichende, rheinische Becherform<br />

zutage (Holwerda, PI. 1, 19). — Lehrreich<br />

ist schließlich eine von der Provinz<br />

Sachsen bis an die Ostsee verbreitete Mischform<br />

(.Schnurzonenbecher"); sie ist nordisch,<br />

fällt aber bereits in die Bronzezeit (Verhandl.<br />

1900, 262 f.; Zeitschr. f. Ethnolog. 1902,<br />

229; Korrespondenzbl. f. Anthropol. 1897,<br />

157 f.).<br />

*) Korrespondenzbl. f. Anthropol. 1904,<br />

54 u.a.; vgl. nd. pötjerdern, \n\. pottekone,<br />

pottepige (Sehested, Jydepotte-industrien,<br />

Kbh. 1881).<br />

*) ags. di^e : hlcefdi'ie (< engl, lady) ist<br />

Brotkneterin (Engl. Studien 39, 467; Beitr.34,<br />

576); vgl.anord.rfez^ya, ags.rfo'^^, dazu anord.<br />

digiill, mnd. degel, ahd. tegal Tiegel : got.<br />

deigan formen (vgl. digands), gadigis Gebilde<br />

: griech. xd/vg (Wand aus Lehm), lat.<br />

figuliis, fingo, aind. dehmi (bestreiche) ; vgl.<br />

Anm. 7.<br />

*) got. päho, ags. pä, ahd. däha, mhd.<br />

tähe > nhd. ^on; vielleicht ist , dicht" damit<br />

verwandt (anord. pel Dickmilch).<br />

') Zu got. deigan (Anm. 5) gehört got.<br />

daigs, anord. deig, ags. dä:

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