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Deutsche Altertumskunde

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1. Gallier und Germanen. § 50. Wirtschaft und Geselligkeit. 313<br />

jetzt nach Nordeuropa gelangt zu sein;i) in Britannien ist sie uns für<br />

die vorrömische Epoche direkt durch Julius Caesar bezeugt. 2) Mit der<br />

Hühnerzucht wird die Pflege domestizierter Gänse und Enten im Norden<br />

einen Aufschwung genommen haben; „Ente" ist vielleicht ein aus Italien<br />

unter uns verbreitetes Wanderwort, 3) mit dem das Maskulinum des Wortes<br />

gans sich assoziiert zu haben scheint.^)<br />

Von den Kelten scheinen wir auch die Hauskatze bekommen zu<br />

haben^) und mit noch größerer Bestimmtheit darf man die Haustaube<br />

dem keltischen Import zuweisen. ß)<br />

Die Hauptlieferanten der altgermanischen Haushaltung waren seit alters<br />

die Gewässer (S. 295) und die Wälder mit Fischen und Wildbret. Der Wald<br />

gab außerdem das Bauholz für das Ständerhaus her und mannigfaltige Zehrung<br />

für Menschen und Vieh. Nun aber scheint man bei den Germanen<br />

auf die geheimnisvolleren, im Wasser oder im Erdboden geborgenen, als<br />

Göttergeschenk froh begrüßten Schätze aufmerksam geworden zu sein. Der<br />

Bergbau der Kelten mag auf die im heimatlichen Boden ruhenden Erze<br />

verwiesen haben ;^) die Salzlager scheinen noch unberührt geblieben zu<br />

sein, 8) aber die wirtschaftliche Ausnützung salzhaltiger Quellen und Flüsse^)<br />

hat bald zu erbitterten Kämpfen geführt, i«) während die Heilkraft der Quellen^')<br />

und das häusliche Badewesen 1*) noch nicht wie bei den Kelten und<br />

Römern zu Balneologie ausgewachsen ist.*»)<br />

1) Der Haushahn stammt aus Indien<br />

und hat von Persien her in Europa seinen<br />

Einzug gehalten. Den „persischen Vogel,<br />

(„Fasan") kennen die Griechen seit den<br />

Perserkriegen als ihren Hausgenossen, die<br />

Römer empfingen ihn von den Griechen,<br />

vgl. Hehn, Haustiere S. 260 ff. Hahn, Haustiere<br />

S. 291 ff. ScHRADER, Reallexikon S.324.<br />

Sprachvergl. 2', 166 f. L'Anthropologie 21,<br />

667. Für die wilden Hühner besaßen die<br />

Germanen längst die Gattungsbezeichnungen<br />

,Hahn" und „Huhn" (S. 40), aber nun bürgerte<br />

sich bei den Westgermanen für das eierlegende<br />

Nutztier das movierte Femininum .Henne" ein<br />

{ags. henn, engl, hen, mnd. henne, ahd.henna<br />

< *hanJo : anord. hana). Auch für ihr Junges<br />

haben die Westgermanen eine diminutive<br />

Sonderform (ags. cycen, engl, chicken, mnd.<br />

ki'iken, mhd.kiichin, küchlin : anoTd.kj'uklingr).<br />

Das männliche Tier bewahrte wie in seiner Heimat<br />

so auch bei den Germanen die Funktion als<br />

Orakeltier, Warner vor unsaubern Geistern.<br />

2) bell. gall. 5, 12.<br />

^) lat. anat- : mhd. ant, ente, ahd. anut,<br />

enit, ags. ened, anord. (^nd; oder ist ente<br />

wie das Masc. erpel altererbte Bezeichnung<br />

der Wildente? 0. S. 41.<br />

*) gans bezeichnet von Haus aus die Wildgans<br />

(S. 41); der Gänserich ist nur westgerm.<br />

belegbar als mhd. ganze, ahd. ganazo, ganzo,<br />

mnd. gante, mnl. ghente, engl, gönnet, ags.<br />

sanot (neben sandra); Plinius 10, 22: ganta,<br />

im ubischen Köln gab es eine Straße ad<br />

gantunas (Bonn. Jahrb. 113, 233).<br />

*) „Kater" ist wohl der alte Name für<br />

Wildkatze; lat. cattus, caita (Zeitschr. f. d<br />

Wortforsch. 11,312) bezeichnet nur die Hauskatze<br />

und ist wohl gallisches Lehnwort (air.<br />

catt) wie ags. cat, catte, afries. mnd. katte,<br />

ahd. chazza, chazzo (für sich steht das anord.<br />

Masc. ki^ttr, Fem. ketta).<br />

^) Nach ihrem „schwarzen" Gefieder<br />

(ir. dub) heißt sie got. {hraiwa) dabo, anord.<br />

düfa, ags. düfe (engl, dove), and. däba, ahd.<br />

täba; vgl. got. ahaks.<br />

') Vgl. Ortsnamen wie Arzberg; Lehrmeister<br />

waren die Cotini Tacitus, Germ,<br />

c. 43 (o. S. 262).<br />

**) Doch bleibt der Reichtum des archäologischen<br />

Feldes in der Gegend von Halle<br />

bemerkenswert (S. 278).<br />

*) „Halle" ist wahrscheinlich ein fremdländisches<br />

Lehnwort für „Salzwerk", wo das<br />

salzhaltige Flußwasser über brennendes<br />

Holz gegossen und als Rückstand die Salzkristalle<br />

gesammelt und gereinigt wurden.<br />

In Nauheim gefundene römische Salzsiedegefäße<br />

bewahrt das Darmstädter Museum.<br />

lö) Tacitus, Ann. 13, 57.<br />

1') ahd. heilwäc.<br />

got pwahan, anord. pvä, ags. pwean,<br />

)<br />

and. thwahan, ahd. dwahan (baden); got.<br />

pwahl, ags. pwcehl, ahd. dwahal (Bad), ahd.<br />

dwahilla (Badetuch, Zwehle), vgl. franz.<br />

toitaille, ital. tovagUa. Es wurde in einer<br />

„Lauge" gebadet (anord. laug Waschwasser,<br />

vgl. laugardagr, dazu anord. laupr, ags. Ißapor<br />

Seifenschaum : gaW.lautro, griech./.ofrpor Bad).<br />

'3) Ortsnamen wie Baden sind aus lat.<br />

Aqiiae übersetzt.

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