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Deutsche Altertumskunde

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500 II. Historischer Zeitraum. A. Westgermanen und Ostgermanen.<br />

im Boden, ab und zu findet man sie noch von Feldsteinen gestützt und<br />

mit einer Steinplatte, nicht mehr mit irdenen Deckeln, verschlossen.^) Die<br />

Sitte, einen Hügel über dem Begräbnis aufzuschütten, besteht in Deutschland<br />

längst nicht mehr; wohl aber verrät eine flache Bodenanschwellung den<br />

Urnenplatz.-) Ein leichter Holzpfahl scheint als primitives Grabmal den<br />

Angehörigen die Ruhestätte ihrer Toten angezeigt zu haben, =*) denn die<br />

<strong>Deutsche</strong>n widmeten in treuem Gedenken ihren Vorfahren einen lang nachwirkenden<br />

Totenkultus.'i)<br />

So ähnlich der Bestattungsritus dem der vorhergehenden Periode geblieben<br />

ist (S. 267), es treten doch charakteristische Neuerungen hervor und<br />

gestatten, die Urnenfriedhöfe der römischen Zeit des 1—2. Jahrh. n.Chr. Geb.<br />

von Spätlatene zu unterscheiden. s)<br />

Den Normalinhalt einer Graburne machen, wenn wir von den zer-<br />

splitterten Knochen absehen, kleine Gerätschaften aus: 6) zwei bis drei, selten<br />

vier Fibeln (zwei einander gleichend S. 486),") Nadeln,») Messer, 9) dazu die<br />

Überbleibsel wohlriechenden Harzes^o) und Toilettegerät, i') Handspindeln<br />

1864, 351 f.; vgl. Korrespondenzbl. f. Anthropol.<br />

1901 , 33. 1902, 94 (Lippe). Bonn. Jahrb.52,<br />

182 (Duisburg). Oberhess. Geschichtsverein,<br />

Fundbericht 1899—1901 S. 93 ff.<br />

•) BELTZ.Vorgesch. Altert. S. 336. Müller,<br />

Nord. Altert. 2, 75.<br />

») Willers, Bronzeeimer S. 83; die Bemerkung<br />

des Tacitus: sepulcrum caespes<br />

erigit Germ. c. 27 bezieht sich entweder nur<br />

auf die Rasendecke des Grabes (Mannus 4,<br />

190) oder nicht so sehr auf die Begräbnisse<br />

der Gegenwart, als auf die Grabhügel der<br />

vergangenen Geschlechter; unter besondern<br />

örtlichen Verhältnissen wurde freilich von<br />

altmodischen Leuten auch noch am Ende des<br />

1. Jahrh. in Hügeln bestattet (Willers, Neue<br />

Untersuch. S. 66), d.h. eine ältere Grabanlage<br />

zu Nachbestattungen benützt (Götze, Altertümer<br />

Thüringens S. 129) oder gar, wie in<br />

Skandinavien noch häufiger geschah, nach<br />

Urväterbrauch ein neuer Hügel aufgeworfen<br />

rMOLLKR, Nord. Altert. 2, 74. 79).<br />

») Mestorf, Urnenfriedhöfe S. IV. 62.<br />

Willers, Bronzeeimer S. 85. Prähist. Zeitschr.<br />

1, 208; zu gol hiaiwasnos {uvtjfuin), vgl. den<br />

Stapplus der Lex Salica (Bcitr. 25, 473) und<br />

Paulus Diaconus 5, 34; monumentorum<br />

aräuum et onerosum honorem iit grauem<br />

defunctis aspernantitr Germ. c. 27. — Wie<br />

In Skandinavien später die Bautasteinc<br />

(MOLLER. Nord. Altert. 2, 260 f.), so kommen<br />

in Westdeutschland Monolithe auf Flachgrlbem<br />

vor (Wcsid. Korrespondenzbl. 1907,<br />

62 f.. vgl. CIL Xlil. 2. 150(.).<br />

) dolorem et tristUlam tarde ponunt,<br />

femlni* lagere honestum est, itiris meminlue<br />

Oerm. c. 27.<br />

») Vgl. z. B. MOLLER. Nord. Altert. 2, 65.<br />

In JOÜand filll jetzt nflmcntlich die verspätete<br />

Sitte auf, dem Verstorbenen ein ganzes großes<br />

Speise* und Trinkservice mit entsprechendem<br />

Inhalt von Nahrungsmitteln Ins Grab mit-<br />

zugeben (8.66. 67 f., Vedel, Bornholms Oldtidsminder<br />

S. 111), während in Deutschland<br />

die Beigefäße sclion wieder verschwinden<br />

(Beltz, Vorgesch. Altert. S. 333).<br />

^) Vgl. z. B. den großen Friedhof von<br />

Fuhlsbüttel (im Hamburger Mus.), wo fast<br />

nur Kleingerät, aber alle Sorten massenhaft<br />

vorkommen.<br />

') MÜLLER, Nord. Altert. 2, 56 f.<br />

8) Haarnadeln (S. 491) und Nähnadeln<br />

Hostmann, Darzau S. 75. 92. 108. Jahresschr.<br />

2, 47. 53 Taf. 6. Mestorf, Urnenfriedhöfe<br />

S. 18. Beltz, Vorgesch. Altert. S.321 f.<br />

(Silber, Bronze, Eisen, Bein) Taf. 55. Balt.<br />

Stud. 46, 173. 175. Anger, Rondsen Taf. 17.<br />

19. Müller, Nord. Altert. 2, 55.<br />

*) Tischmesser bezw. Jagdmesser (S.494)<br />

und Rasiermesser Taf. 35, 5 (mit Wetzestein)<br />

Hostmann, Darzau S. 83 Taf. 10. Anger,<br />

Rondsen Taf. 7. 18. Vedel, Bornholms Oldtidsminder<br />

S.75ff. Mestorf, Urnenfriedhöfe S.19.<br />

36 Taf. 7, 9. 9, 18. Jahresschr. 2, 61 (Taf. 4. 5)<br />

vgl. 8, 201 f. 205. Das rundgebogene Rasiermesser<br />

ist in Mecklenburg recht häufig (Beltz,<br />

Vorgesch. Altert. S.317 Taf. 54). Der Urnenfriedhof<br />

von Rieste (Lüneburg) ergab sowohl<br />

für Fleisch- als für Rasiermesser die zugehörigen<br />

Holzscheiden (Mus. Lüneburg).<br />

">) Jahresschr. 2, 17.64.<br />

sachsen 1873, 325. Auch<br />

Zeitschr. f. Nieder-<br />

auf dem großen<br />

Friedhof Fuhlsbüttel (Mus. zu Hamburg) ist<br />

es belegt.<br />

Hostmann<br />

Beltz,<br />

S. 121<br />

Vorgesch. Altert. S. 330.<br />

ff. (Schleswig -Holstein,<br />

Mecklenburg, Altmark, Provinz Sachsen, Thüringen,<br />

Böhmen, Skandinavien); über die<br />

chemischen Bestaiullcilc dieses wohlriechenden<br />

Harzes (= got.ftrt/srt//?) vgl. Bonn. Jahrb.<br />

86. 135 ff.<br />

") Vgl.Nord.Fortidsminder2,24ff. Haarrangen<br />

(Pinzetten Taf. 35, 7) verschwinden<br />

aus den Gräbern (doch vgl. Anger, Rondsen<br />

Taf. 17. Beltz, Vorgesch. Altert 8. 317 Taf.<br />

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