29.06.2013 Aufrufe

Deutsche Altertumskunde

Deutsche Altertumskunde

Deutsche Altertumskunde

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

366 n. Historischer Zeitraum. A. Westgermanen und Ostgermanen,<br />

hinunter heimwärts und bugsierte das römische Flaggschiff die Lippe hinauf,<br />

um es der Weleda zu opfern. i)<br />

Sehr ernst wurde die Situation, als Cerealis unaufhaltsam gegen die<br />

Batawerinsel vorrückte. Mit der herbstlichen Regenperiode wurde es den<br />

fremden Truppen in dem nassen Lande unbehaglicher, aber andererseits<br />

hatte sich Ciuilis von der Hoffnungslosigkeit seiner Sache überzeugt.<br />

Cerealis knüpfte Unterhandlungen mit ihm und mit seiner Orakelpriesterin<br />

Weleda an, Weleda geriet in römische Gefangenschaft, 2) Ciuilis beschloß,<br />

es nicht aufs Äußerste ankommen zu lassen, und begab sich persönlich zu<br />

Cerealis. Er traf sich mit ihm im Spätherbst des Jahres 70 auf einer<br />

Brücke, die über den Fluß Nabalia führte — man hatte sie in der Mitte<br />

abgebrochen — und machte mit dem Vertreter des Kaisers Vespasian seinen<br />

Frieden.»)<br />

Damit war am Niederrhein der Status quo ante hergestellt. Dauernd<br />

verblieben die Römer in Holland, denn bis in die Mitte des 3. Jahrh.<br />

herrschte tiefer Friede im Rheindelta,<br />

bezw. romanisiert wurden.*) —<br />

dessen Bewohner vollständig keltisiert<br />

Man darf sagen, daß mit der Regierung des Vespasian das Zeitalter<br />

einer reaktionären Politik in Deutschland beginnt.<br />

Vitellius hatte noch mit den Germanen römische Imperatorenpolitik<br />

getrieben und einen ungewöhnlichen Scharfblick für die geschichtliche Zukunft<br />

dieses unverbrauchten Volksstammes bekundet. Er hat auch in seinem<br />

Privatleben die <strong>Deutsche</strong>n bevorzugt, als Hauspropheten eine weise Frau<br />

der Chatten gehalten, als seine Palastwächter deutsche Männer gewählt und<br />

deutsche Tracht zur Schau getragen. 0) So hatte Vitellius auch die <strong>Deutsche</strong>n<br />

als neuen Faktor der Weltpolitik in Rom eingeführt. Die Eindrücke, welche<br />

die damaligen Italiener von den deutschen, aus allen Teilen des westelbischen<br />

Deutschlands stammenden Kerntruppen des römischen Heeres empfangen<br />

haben, glauben wir noch aus der Germania des Tacitus herauszuspüren.<br />

Die Repressalien, die Vespasian und seine Nachfolger gegen die deutsche<br />

Nation ergriffen, konnten, nachdem es einmal unter Vitellius so weit mit<br />

ihnen gekommen war, nur vorübergehende Wirkung haben. Ein Rückschlag<br />

mußte die Wucht des deutschen Gegenstoßes steigern. So bilden die hundert<br />

Jahre von Vespasian bis zum Markomannenkrieg einerseits die für eine Art<br />

von Romanisierung der Germanen entscheidende Epoche, andererseits aber<br />

doch nur eine vorübergehende Hemmung der durch Ariowist und Marbod,<br />

Arminius und Ciuilis angemeldeten und immer kraftvoller betonten An-<br />

j<br />

•) Histor. 5. 20. 22.<br />

(Bang, Germanen im röm. Dienst S. 36 f.).<br />

•) AhV. 5, 184; vgl, oben S. 357. I)ie in den deiitsclicn Landen ausgeiiobenen<br />

^ liistor. 5, 26; über die geographische<br />

|<br />

Mannschaften wurden fortan nicht melir in<br />

Lage von Nabalia und die Identifizierung I<br />

ilircr Heimat belassen, sondern ins Ausland<br />

mit NoRel vgl. Jahrcsber. über d. hrschcl- verschickt (Batawer und Canancfaten in die<br />

nungen auf<br />

1900, 19f)f.<br />

dem (jcb. der german. Philolog.<br />

Nohünd, RhcIndeltaS. lülff.—<br />

Donauprovinzen, Friesen und Cugcrnen nach<br />

Britannien); an ihrer Statt Versalien fremde<br />

Die Demütigung der Germanen Ist durch eine<br />

Münze verewigt worden (Cohen 1», Vcsp.<br />

474. 510 u. a.).<br />

*) Zeuss S. 101. Die neun batawlschcn<br />

Kohorten wurden bl> auf vlcr(?) aiifgeUist<br />

und die Offlzlerst(*ltcn mit Römern besetzt<br />

Truppentelle (aus den Donaulilndcrn, aus Gallien<br />

und Spanion, Afrika und Asien) den<br />

Dienst an den Ufern dos Rlioins.<br />

'')SucUn\,W\c\\\\.\^\'\(iiaticinant('Chatta<br />

mitlicre, an twlut oraciüo adqiücscebat).<br />

Die 65, 17. 21. Tacitus, Histor. 2, 2Ü. 88.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!