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Deutsche Altertumskunde

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474 H. Historischer Zeitraum. A. Westgermanen und Ostgermanen.<br />

auf der andern Seite der Tafel laufen rings um den Rand runde Felder;<br />

die Bretter dienten also für verschiedene Spiele. Die Spielenden saßen sich<br />

gegenüber und hatten das Brett auf den Knien, sie spielten mit einem Satz<br />

farbiger Spielsteine (weiß und schwarz), die rund, oben flach gewölbt, meist<br />

aus Glas, seltener aus Knochen oder Stein hergestellt wurden. Das spätrömische<br />

Skelettgrab von Varpelev auf Seeland (S. 472 Anm. 5) hat zwei-<br />

undvierzig Stück geliefert.!)<br />

Von sonstigen Erwerbungen, die durch den Kleinhandel in Deutschland<br />

verbreitet worden sind, muß ein so nützliches Gerät wie die römische<br />

Schere (S. 287) aufs neue hervorgehoben werden 2) und schließlich war<br />

etwas ganz Neues im deutschen Haushalt, daß Schloß und Schlüssel<br />

an Kästchen und Truhen angebracht und zu der Schlüsselgewalt der Haus-<br />

frau der Grund gelegt wurde. 3)<br />

Spielte für die römische Einfuhr der Rauschtrank des Weines die<br />

Hauptrolle,*) so war das wichtigste Material, das aus Deutschland ausgeführt<br />

wurde, Menschen, die als Soldaten und Landarbeiter in der Fremde<br />

besonders begehrt, als Sklaven und Kolonen (S. 463) willkommen waren, ''^)<br />

Der Marktverkehr beruhte also in der Hauptsache auf der geschäftlichen<br />

Betriebsamkeit der Wein h an dler und der Sklavenhändler;") im übrigen<br />

haben die reichen Tribute, welche die römischen Machthaber ihren deutschen<br />

Freunden bezahlten, die Geschenke, die von Staats wegen gemacht wurden,<br />

und die im politisch-diplomatischen Verkehr unentbehrlichen Bestechungs-<br />

gelder ^) gegenseitige Anregungen vermittelt, die der Groß- oder Kleinhandel<br />

erfolgreich verwerten konnte.<br />

Aus der Sprache der römischen Provinz sind daher in die Sprache<br />

der Germanen, von denen nur sehr wenige lateinisch gelernt haben «) und<br />

deren Mutterlaute die Römer nicht artikulieren konnten, 0) zahlreiche Lehnwörter<br />

eingedrungen, die im Alltagsverkehr unentbehrlich erschienen. Außer<br />

») Willers, Bronzeeimer S. 93 f. 10. 22.<br />

23. S. Müller, Jernalderen S.35; das Spielbrett<br />

lat. tabula > anord. tafl, ags. tcefl, ahd.<br />

zabal, dazu anord. tafla, ags. tceflan, ahd.<br />

zabalon spielen (vgl. schachzabel).<br />

') Hostmann, Darzau S. 86 ff. (es sind<br />

teils Gewand-, teils Haarscheren), vgl. Piö,<br />

Urnengräber Böhmens S. 160 Taf.78, 26 u.a.,<br />

unten 5.501.<br />

») Hostmann, Darzau S. 90, Beltz,<br />

Vorgesch. Altert. S. 318 Taf. 54, 29—30. Über<br />

got kaupon (Handel treiben); ahd. kouf, ags.<br />

ceap (engl, cheap), anord. kaup (Handelsgeschäft);<br />

anord. kaupangr, ags. ciepin'i<br />

(Handelsplatz). Das auf die Ausfuhr sich beziehende<br />

Korrelat ist lat. mango (Sklavenhändler)<br />

> and. mangon (Heliand3737), ags.<br />

mariiian, anord. manga (Handel treiben);<br />

anord. mangari, ags. moniere, ahd. mangari,<br />

mhd. niang(ere(\\&n6.\Q.x), vgl.Sci iradlr, Real-<br />

|<br />

lexikon S. 417 f. 946. Auch lat. mcrcatiis<br />

Handelsplatz ( > Markt) ist jedenfalls sehr früh<br />

Schmuckkästchen vgl. S. 490. 501 ; Schloß mit entlehnt worden (ahd. and. marcat, anord.<br />

Schlüssel liegt z. B. aus Zethlingen (Kreis<br />

j<br />

marknpr), desgleichen lat. portiis (Zoll-<br />

]<br />

Salzwcdcl) im Mus. (. Völkerk. zu Berlin. Station) > ags. port (Stadt), ahd. phorz- z. B.<br />

'<br />

;<br />

!<br />

*) Man ist versucht, als einer Parallelencheinung<br />

des Branntweinhandels In den<br />

überseeischen Kolonien der Neuzeit zu gedenken<br />

{fiaud minus /adle uitiis quam armis<br />

uincentur Germ. c. 23).<br />

») seruos . . . per commercia tradunt<br />

Oerm. c. 24. Bernstein: oben S. 318f.<br />

im Namen der alten römischen Zollstation<br />

Pforzheim; ht. toloneum > and. tolna, ahd.<br />

zoll.<br />

•) Die Wortsippe von .kaufen" (S.467) Panegyr. 56.<br />

")<br />

romano<br />

ist der Rinfuhr entnommen; wir verdanken sie<br />

dem lat, Lehnwort caupo, das den .Weini<br />

i<br />

Verkäufer' bczeichneto ahd.Ao/z/o (Händler); |<br />

j<br />

'') Germ.c.5.15; vgl. oben S. 466 Anm. 7,<br />

«) Strabo 7, 1 , 3 (Marbod). Tacittis, Ann. 1<br />

58 (Segestes). 2, 9 (Flavus). 2, 10 (Ariiiinius)<br />

2, 13. rara sine interprete oratio Plinius,<br />

quoruni nomina nix est cloqui ore<br />

Mela 3, 30.<br />

,

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